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06.04.2023 von User373b6P42Hallo, ich bin 17 und neu hier.
Ich weiß nicht, ob ich die Krankheit habe, deswegen würde ich mich über Antworten freuen. Also ich habe meiner Meinung nach keine Gefühle. Viele Leute sagen, das ich aber gut mit Menschen umgehen kann und ich viele Emotionen zeige. Ich selbst finde es aber superschwer, Gefühle auszudrücken oder zu beschreiben. Das einzige was ich habe sind Zweifel oder manchmal Trauer. Aber auch nur in manchen Situationen. Mein Dad starb im Februar an krebs und meine Mum im März an einem Autounfall. Bei beiden Beerdigungen habe ich nichts gefühlt. Auch als sich mein Leben deswegen komplett umgestellt hat, da ich auf meine 4 kleinen Geschwister ab nun aufpassen muss, gab es nichts, um Gefühle zu zeigen. Alle fragen, wie es uns geht oder wie wir Das verkraften. Doch ich nehme einfach alles hin. Warum sich damit beschäftigen, wenn man es eh nicht ändern kann?
Genau so auch mit anderen Gefühlen. Da ich viel lese, weiß ich, wie sich alles anfühlen sollte. Bei Freude habe ich zwar vielleicht ein Lächeln, doch Leere in meinem Inneren.
Bei meiner Fernbeziehung habe ich keine Trauer oder Einsamkeit gefühlt. Mein Freund, den gab es einfach. Wie alle anderen auch. Und als ich wusste, dass er mich mochte, habe ich mich einfach darauf eingelassen. Warum auch nicht? Doch nach einer langen Zeit habe ich eingesehen, dass es kein Sinn macht. Aber ich wusste er liebt mich. Ich habe ihn also zerstört. Nach der Trennung ging das Leben für mich einfach weiter. Ist das normal?
Alles was ich fühle ist Stress, Druck, manchmal Trauer und das ständige Gefühl nicht genug zu sein.
Hallo,
für mich liest sich deine Beschreibung so, als würdest du zur Zeit aufgrund großer Trauer um deine Eltern und Belastung durch die neue Verantwortung für deine Geschwister keine erfreulichen Gefühle zulassen können. Ich fände das jedenfalls verständlich.
Menschen reagieren nach dem Schock bei großen Verlusten unterschiedlich und durchleben verschiedene Phasen, in denen diese Verluste verarbeitet werden müssen. Der Kraftaufwand für diese Verarbeitung wird Trauerarbeit genannt. Unter diesem Begriff findest du im Web viele Erklärungen und Tipps. Wichtig ist, dass du Menschen hast, denen du vertraust und die dich bei dieser Trauerarbeit unterstützen. Unverarbeitete Trauer kann dich sehr lange beeinträchtigen.
Ich würde in so einer Bewältigungsphase nicht von Alexithymie sprechen. Alexithymie wird übrigens nicht als Krankheit, sondern als Persönlichkeitsmerkmal angesehen. Um das zu bewerten müsstest dein Gefühlsleben bzw. Nichtgefühlsleben genauer beschreiben. Seit wann bist du so? Ist dass seit Februar/März so? Hast du jemals so etwas wie Freude, Traurigkeit, Angst, Liebe usw. gefühlt? War deine innere Leerheit immer schon da? Kennst du Gefühle nur aus Beschreibungen? usw.
Hoffe, die Antwort hilft dir zumindest etwas weiter.
Viel los ist im diesem Forum nicht gerade.
08.04.2023 von User373b6P42
Danke, die Antwort hilft mir weiter!
Und du fragtest, wie lange das schon ist. Also eigentlich schon immer. Es ist nicht seit dem Tod meiner Eltern so. Da ist es mir nur noch mehr aufgefallen als so schon.
Ich wollte halt nicht komisch sein und habe das deswegen keinem erzählt. Aber auch in meiner Kindheit hatte ich nie wirklich Gefühle. Auch bei meinem Freund nicht. Auch wenn ich Etwas super tolles erlebt habe. Da war es immer nur so, das ich mir selbst sagte: "sei glücklich, das ist doch super, was du gerade erlebst".
Irgendwie dachte ich immer ich bin von Innen ein kalter Stein, aber versuche es nicht zu zeigen. So werde ich immer als liebenswert und sowas bezeichnet, obwohl mein Inneres mir etwas ganz anderes sagt.
Warum ist das so, kann mir da jemand weiterhelfen?
Hallo,
nach derzeitigem Kenntnisstand gibt es im Wesentlichen 2 Ursachen für Alexithymie.
Menschen wissen bei der Geburt nicht sofort was Gefühle sind, sondern müssen das erst lernen. Das beginnt in den ersten Monaten beim Schreien, Lachen usw. und indem das Kleinkind das Verhalten und die Reaktionen von Bezugspersonen wie Eltern, Verwandten und nahen Bekannten nach macht. Man sagt, das Kind spiegelt das Verhalten der Bezugspersonen und die dafür wichtigen Gehirnzellen werden Spiegelneuronen genannt.
Mit der Zeit werden im Gehirn des Kindes seine eigenen körperlichen Empfunden mit seinem entsprechenden Verhalten und den Reaktionen der Erwachsenen verknüpft. Es bekommt mit, dass bei bestimmten Verhaltensweisen immer die gleichen Worte gesprochen werden und lernt so, dass z.B. ein bestimmter, unangenehmer Schmerz im Bauch Hunger genannt wird, während ein ein angenehmes Kribbeln im Bauch Freude genannt wird.
Wenn das Kind später sprechen lernt, verwendet es natürlich selbst auch diese immer wieder gehörten Worte und hat eine konkrete Vorstellung, was sie bedeuten, wenn jemand sie benutzt.
Bei diesem ganzen Lernprozess, der in etwa den ersten 6 Lebensjahren passiert, kann natürlich einiges anders verlaufen, als eigentlich von der Natur vorgesehen.
Z.B. werden aufgrund von Kopierfehlern im Erbgut evtl. nicht genug Spiegelneuronen gebildet, oder diese werden durch kurzen Sauerstoffmangel bei der Geburt geschädigt. Das Kind hat vielleicht keine geeigneten Bezugspersonen als Vorbilder usw.
Im Gehirn werden dann evtl. keine oder nicht ausreichend viele solcher Verknüpfungen erzeugt und der/die Betroffene nimmt keine, nur wenige oder gedämpfte Gefühle wahr oder kann sie nicht oder nur schwer benennen.
Natürlich bekommen Alexithymie mit, dass andere Menschen von Gefühlen reden, sich freuen, Angst haben usw. Oft wundern sie sich über das Verhalten dieser Gefühlsmenschen, finden das Verhalten übertrieben oder sogar blöd. Um nicht negativ auf zu fallen, versuchen sie sich aber trotzdem so zu verhalten wie die Gefühlsmenschen, fühlen sich dabei aber innerlich leer.
Soweit die kurze ;-) Beschreibung wie so was kommt.
Eine zweite Ursache für Alexithymie können schwere Traumata - also sehr belastende Erlebnisse - sein, die Betroffene erlebt haben. Diese Menschen, haben in der Regel vor dem Trauma Gefühle gekannt und erlebt.
Dass du immer schon so warst, wie jetzt, deutet darauf hin, dass bei dir möglicherweise in frühester Kindheit alexithyme Merkmale entstanden sein könnten, die jetzt evtl. so verstärkt wurden, dass sie dir besonders auffallen.
Alexithymie ist genau so wenig grundsätzlich schlecht oder gut, wie es auch nicht schlecht oder gut ist, Gefühlsmensch zu sein. Beides hat Vor- und Nachteile. Wichtig ist, wie man damit umgeht.
Alexithyme könnte z.B. bei dir dazu beitragen, dass du derzeit nicht in tiefen Depressionen versinkst, wie es manchem Gefühlsmenschen in deiner derzeitigen Lage gehen würde, sondern dass du rational versuchst die Probleme zu bewältigen.
Auf keinen Fall bedeutet Alexithymie, dass man kalt wie ein Stein ist. Von dir selbst weißt du am Besten, das du eben nicht kalt wie ein Stein bist.
Ob du tatsächlich alexithym bist, kann nur ein erfahrener Psychologe durch entsprechende Tests feststellen. Wir können hier nur überlegen, welche deiner Eigenschaften durch Alexithymie erklärt werden könnten und wie wahrscheinlich es ist, dass du alexithym bist.
Aber für heute ist mein Text wirklich lang genug.
Viele Grüße für heute
09.04.2023 von User373b6P42
Hallöchen mal wieder! :)
Also ich wollte mich bedanken, das du mir weiter hilfst und mir so gute Antworten gibst.
Tatsächlich ist mir beim Lesen deines Textes noch etwas eingefallen, was ich mit Alexithymie nicht wirklich in zusammen gebrauch hätte, hättest du mich nicht drauf hingewiesen.
Tatsächlich musse ich in meinem Leben schon viele schwächeanfälle erleiden, doch mir war nie bewusst warum. Ich habe aber kein Hunger und Durstgefühl. So bin ich schon of zusammengeklappt.
Naja, das aber nur nochmal zur Ergänzung unseres Zusammentragens.
Viele Grüße und schöne Ostern
Hallo,
ist nicht nötig, dass du dich bei mir bedankst.
Wurdest du nach deinen Schwächeanfällen denn mal von Ärzten untersucht und wenn ja, wurde die Ursache gefunden? Wenn es von unbemerktem Hunger oder Durst kommt, müsste sich ja sowas wie Unterzuckerung oder Dehydrierung feststellen lassen. Mit 17 Jahren häufigere Schwächeanfälle sollte man mal untersuchen lassen.
Grüße
10.04.2023 von User373b6P42
Hallöchen,
Also bei den Schwächeanfällen wurde immer nur gesagt, das ich dehydriert bin und das das aber auch irgendwie mit der Entwicklung zusammenhängen kann. Deswegen hat man das nicht weiter untersucht.
Grüße
Hallo,
dehydriert passt jedenfalls zu unseren Überlegungen. Ob nun wegen Entwicklungsstörungen oder aus anderen Gründen, ist für hier nicht so wichtig.
Du brauchst mehr Flüssigkeit, als du zu dir nimmst. Das merkst du aber nicht, weil du keinen Durst verspürst. Wenn der Flüssigkeitsspiegel im Körper zu weit gesunken ist, kollabierst du. Jeder würde dann kollabieren.
Das könnte ein schönes und leicht verständliches Beispiel für ein alexitymes Merkmal sein und ich würde sagen, dass du Alexithymie hast, wenn da nicht ein Haken wäre.
Ich hatte Hunger als Beispiel genommen, weil Hunger und Durst selbst für Alexithyme recht gut verständlich sind.
Und dann fängt das Chaos an.
Leider ist nicht wirklich eindeutig definiert, was Gefühle sind und was nicht. Das gilt für fast alle Begriffe die mit Gefühlen zu haben. Und wo scheinbare Definitionen stehen, wird es zunehmend abstrakt und zumindest für mich unverständlich. Wie stelle ich mir z.B. eine "psychophysische Bewegtheit" vor? Weiß der Autor überhaupt selbst, was das ist?
Mal sind Gefühle und Emotionen das Gleiche. Mal werden Gefühle und Emotionen unterschiedlich verstanden. Mal sind Gefühle mit körperlichen Empfindungen verbunden, mal sind Gefühle und körperliche Empfindungen was völlig unterschiedliches. Und frag mal Gefühlsmenschen, wie sie Liebe, Angst usw. eigentlich fühlen. Völlig unterschiedlich. Kommt mir manchmal wie reine Einbildung vor. Klar, es hängt ja auch von den jeweiligen Lernerfahrungen ab.
Selbst von den ca. 10% Alexithymen in der Bevölkerung merken das nur Wenige, weil fast jeder glaubt, dass Alle so fühlen, wie er selbst.
Für mich reines Chaos. Vielleicht verstehe ich es auch einfach nur nicht.
Hunger wird in Wikipedia z.B. Empfindung genannt, Durst als Signal bezeichnet. In Fachbeiträgen zu Alexithymie habe ich noch nie gelesen, ob Hunger und Durst zu den Gefühlen, die für Alexithymie zählen.
Klar ist für mich, dass Angst, Freude, Wut, Traurigkeit, Überraschung, Ekel und Verachtung für die Alexithymie relevant sind. Diese sieben werden auch Grundgefühle, Primäraffekte oder Basisemotionen genannt, weil sie weltweit für alle Menschen wichtig sind.
Aber was ist dann mit Liebe, Hunger, Durst? Keine Gefühle? Weniger wichtig?
Selbst Fachautoren haben unterschiedliche Ansichten und selten wirklich eindeutige Definitionen.
Deshalb muss man auch bei Selbsttests, wie dem auf diesen Seiten, vorsichtig sein. Alexithyme verstehen ja schon die Fragen möglicherweise nicht richtig.
Lange Rede, kurzer Sinn:
Ich vermute, dass du zumindest leicht alexithym bist und scheinbar gut damit zu recht kommst. Je mehr bei dir zutreffende "Symptome" du bemerkst, desto wahrscheinlicher ist Alexithymie bei dir.
Wenn du immer noch Schwächeanfälle hast, versuch es vielleicht mal mit einer App, die dir regelmäßig sagt, dass du trinken sollst. Zu wenig trinken, kann auch zur Bildung von Nierensteinen beitragen. Und die Koliken, die beim Abgang der Steine kommen, willst du nicht wirklich haben.
Grüße
11.04.2023 von User373b6P42
Hallo,
Alles klar und Dankeschön
Grüße