Thema: hatte mein exmann alexithymie?

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hatte mein exmann alexithymie?
01.02.2012 von papaya

hatte mein exmann alexithymie?
01.02.2012 von papaya

hallo liebes forum,

ich bin neu hier, seit einigen monaten geschieden, ich war 15 jahre verheiratet, und komme mit dem alleinsein schwer zurecht. ich suche antworten, und denke mir, ich weiß, was mit mir nicht stimmt, aber mit meinem mann stimmte auch was nicht, aber er hat es nie zugegeben und war nie an meinen interessen diesbezüglich interessiert. ich glaube, es ist möglich, dass er alexithymie hatte. bzw. noch hat. ich habe auch schon diesen test gemacht, so als ob er ihn gemacht hätte, und dabei ist rausgekommen ja.

ich bin emotional sehr intensiv, und mit den jahren habe ich immer mehr unter seiner zunehmenden "leere", wie es mir erschien, gelitten. letztlich bin ich fremdgegangen, es ist mir einfach passiert, ich wollte es nicht. aber ich konnte wohl diese abwesenheit, dieses desinteresse, die gleichgültigkeit nicht mehr ertragen. ich weiß es nicht. ich glaube er hat mich geliebt, so wie er es können hat. aber es war zuwenig für mich. und damit werde ich nicht fertig. damit, dass ich ihn nicht so lieben konnte wie er ist und wie er es verdient hat.

hat hier jemand einen partner mit alexithymie? ich habe mir all die anderen sachen noch nicht durchgelesen.
danke euch
papaya

Re: hatte mein exmann alexithymie?
02.02.2012 von Elana

Hallo papaya

Ich habe keinen Partner mit Alexithymie, bin aber selbst alexithym.

Deine Worte wirken auf mich so, als würdest Du Deinen Ex-Mann vermissen und doch auch irgendwie schätzen, auch wenn er nicht so ist, wie Du ihn wolltest. Gleichzeitig sagst Du, er hätte mehr Liebe von Dir verdient. Du wirfst Dir vor, ihn zu wenig geliebt zu haben, ihn nicht akzeptiert zu haben, weil er "leer" sei.

Könnte es auch sein, dass Du "zu voll" mit Gefühlen bist? Du schreibst, mit Dir stimme auch etwas nicht. Deine Formulierung, das Fremdgehen sei einfach so passiert, klingt ein bisschen so, als wäre Dein Liebhaber auf Dich gefallen und es sei dann zufälligerweise so passiert wie Stolpern. Blendest Du da nicht etwas aus? Das hat auch etwas von Blindheit, parallel zur Gefühlsblindheit der Alexithymie, eine Art Betriebsblindheit in Deiner eigenen psychischen Disposition.

Wer wollte eigentlich die Scheidung, Du oder er?

Re: hatte mein exmann alexithymie?
02.02.2012 von papaya

liebe elana,

danke für deine antwort. was du sagst ist fraglos richtig, ich bin definitv zu voll mit gefühlen, setze mich allerdings auch schon seit jahren damit auseinander, im gegenzug hat sich mein mann nie mit nix auseinandergesetzt und viele jahre in der (schönen) vorstellung gelebt, ich hätte halt so meine probleme, während er perfekt normal wäre oder so.

ja tut mir leid wegen der seltsamen schilderung, damit wollte ich irgendwie ausdrücken, dass ich schon so einsam vernachlässigt unglücklich gewesen sein musste (ohne es zu merken), dass mir das angebot in der arbeit ("ich habe mir darüber gedanken gemacht, was Sie letztes mal gesagt haben) so unwiderstehlich gewesen ist, und ich bewusst mich mit dem mann getroffen habe, ich hab mir ja wohl dabei zugesehen, was ich machte, und bin über den seitensprung erst in die wahrheit darüber reingerutscht, wie schlimm es mit meiner ehe bestellt sein muss, denn sowas wäre mir wie gesagt in 15 jahren nie nie nie eingefallen, und es war für mich selbst so furchtbar schlimm, weil ich unbedingt glücklich mit ihm leben wollte, bin selbst ein scheidungskind, traumatische kindheit etc., und ich wollte alles besser machen, und daher bin ich total am boden.

ja wir müssen irgendwie beide seltsame blindheiten haben, die blöd zusammengepasst haben. zuerst dachte er monatelang, ich treffe nur den anderen, und er nahm es hin, wie sovieles davor auch, völlig gruselig, und als er dann erfuhr, es gab nen seitensprung, ist er am selben tag ausgezogen und wollte innerhalb von 2 wochen die scheidung, die halt dann doch noch länger gebraucht hatte. ja, er wollte die scheidung. ich war wegen dieser meiner irren emotionen zu diesem zeitpunkt völlig außerstande für eine entscheidung weißt. ich wollte abwarten, verstehen, was hier geschieht. und er sagte, er könne sich mit diesen dingen nicht auseinandersetzen, und er hätte das wohl nicht, was ich brauchen würde. es war alles sehr traurig, weil er eben auch so ein guter lieber mensch ist, im grunde genommen.
ich danke dir für deine hilfe
lg papaya

Re: hatte mein exmann alexithymie?
02.02.2012 von Elana

Hallo liebe papaya

Wenn Du die Zeit zurückdrehen könntest, würdest Du all Deine Fehler und den Seitensprung ungeschehen machen und wieder mit Deinem Ex zusammen sein wollen? Oder trauerst Du jetzt einfach darüber, bist aber irgendwo doch froh, dass Dein Ex für Dich die Entscheidung traf und ihr nun getrennt seid?

Habt ihr gemeinsame Kinder?

Re: hatte mein exmann alexithymie?
02.02.2012 von papaya

liebe elana,

naja, das ist alles natürlich science fiction, aber wenn ich ALLE meine fehler ungeschehen machen könnte, dann würde ich das natürlich tun. dann hätte ich es rechtzeitig bemerkt, dass ich es nicht aushalte, wenn er eh schon emotional eher flach ist und dann über die jahre immer mehr gschaftln übernimmt statistiken computer und ihm all das immer leichter fällt als mit mir "meinen" emotionalen kram zu besprechen. ich hätte es ja auch ausgehalten, wenn er wenigstens gesagt hätte, ja er hat ein burnout, oder er ist erschöpft oder ja, es ist nimmer wie früher. aber einfach nur auszurinnen und zu sagen, was hast du, alles ist normal, alles ist wie immer, aber es stimmte ja nicht.

und aus heutiger sicht, ich weiß gar nicht, wie hätten wir leben können, nachdem ich 15 jahre gebraucht habe, um draufzukommen, dass nicht alles an MEINEN gefühlen liegt. nein wir haben keine kinder. zum beispiel am sonntag frühstücken auf der terrasse. er hat alles nur mir zuliebe gemacht, weil er einfach echt keine emotionalen anliegen hatte. weißt du, ich träumte vom gemeinsamen teilen der gefühle, dass jeder erzählt, wie war die woche, was ist gut gelungen, worüber ist man traurig oder frustriert, das stelle ich mir halt unter normales leben vor. aber er war irgendwie nie traurig oder frustriert, und das ist für mich in meinem konzept nicht greifbar, und so war ich wohl sehr oft sehr alleine. und als dann dieser mann kam, sehr emotional, dann konnte ich einfach nicht sagen, nein, das interessiert mich nicht, weil ich ja quasi mein ganzes leben lang schon darauf gewartet habe, dass sich jemand WIRKLICH für mich interessiert. und mein mann war ein sehr treuer mann, loyal, finanzielle sicherheit, zuverlässig, aber irgendwie emotional so ein loch, wo ich bis heute nicht verstehe, was ist das. ich suche auf den seiten über narzisstische persönlichkeitsstörung, ich suchte auf den seiten über psychopathische persönlichkeitsstruktur (bitte nicht schrecken, er ist ja kein kriminieller, aber wegen des völligen fehlens an schlechtem gewissen oder schuldgefühl oder reue, all dieses) und jetzt suche ich hier über alexithymie. übrigens hatte ich das schon mal im auge, als noch alles "gut" war, aber ihn hat das nie interessiert. er fühlte sich einfach IMMER so in ordnung wie er ist. und sowas hab ich halt auch noch nie erlebt, keine meiner freundinnen, niemand ist so, dieses nie an sich zweifeln, nie sich selbst hinterfragen. selbst wenn ich die zeit zurückdrehen könnte, ich weiß es nicht, hätten wir eine chance gehabt? oder wäre es eine frage der zeit gewesen?

jedenfalls bin ich nicht froh jetzt, dass er weg ist, und er fehlt mir sehr, und neue beziehung kommt momentan für mich gar net in frage, ich muss zuerst mal einordnen, was geschehen ist, und damit tu ich mir unendlich schwer

alles liebe
papaya

Re: hatte mein exmann alexithymie?
02.02.2012 von Elana

Liebe papaya

Das klingt eher nach einem ziemlich starken Autisten. Gerade wenn er sich besonders intensiv mit Zahlen beschäftigt als Sonderinteresse, ist das typisch autistisch. Autisten sind auch sehr in sich zurückgewandt und auf sich bezogen, das würde bei Deinem Mann besser passen als Alexithymie. Mein Bruder ist Autist. Hast Du auch schon danach recherchiert?

Re: hatte mein exmann alexithymie?
02.02.2012 von Anonym

Hallo,

[quote:1cjdiq8m]Das klingt eher nach einem ziemlich starken Autisten. Gerade wenn er sich besonders intensiv mit Zahlen beschäftigt als Sonderinteresse, ist das typisch autistisch. Autisten sind auch sehr in sich zurückgewandt und auf sich bezogen, das würde bei Deinem Mann besser passen als Alexithymie. [/quote:1cjdiq8m]
ich habe den Thread zwar nur überflogen, weil es mir zu mühselig ist Dauerkleinschreibung aufmerksam zu lesen. Aber für einen ziemlich starken Autisten fehlen in der bisherigen Beschreibung einige ganz wesentliche Dinge. Andererseits kommt mir aus der Schilderung sehr vieles sehr bekannt vor. Besonders weil meine Frau gerade ihre "gefühlvollen" Tage hat und ich z.B den Unterschiede zwischen zufrieden und glücklich nicht mal verstehe. Bei Alexithymen und Autisten gibt es bis zu einem gewissen Grad Ähnlichkeiten, aber auch große Unterschiede.

Re: hatte mein exmann alexithymie?
02.02.2012 von papaya

Hallo,

tut mir Leid wegen der Kleinschreibung, ist eine schlampige Angewohnheit. Aber dieses Thema ist mir wichtig genug, dass ich mich wieder umstelle auf "ordentliches Schreiben".

Nein, nach Autismus habe ich noch nicht geforscht, weil mir das schon früher untergekommen ist, und die Schilderung von autistischen Personen ist mir ganz anders vorgekommen. Im übrigen sind es nicht nur die Zahlen bei meinem Mann gewesen, er war einfach ein Organisationsgenie. Organisieren, strukturieren, alles in Verbindung mit Computer, das war so richtig seins. Hingegen ein Spaziergang am Fluss mit mir hat ihm einfach nichts (für sich persönlich) gegeben. Er hat es nur mir zuliebe gemacht. Er hat sovieles nur mir zuliebe gemacht. Aber wer hält das auf Dauer aus?

Besonders im Bereich der negativen Gefühle hatte er ein riesiges "Nichts". Was er kannte, war Ärger. Aber nie über sich selbst, nur über mich. Aber er hatte keine Angst, selten bis nie Traurigkeit (grad mal als sein Vater starb), nie Frustration, und all diese Gefühle, die zu einer breiten Gefühlsskala irgendwie dazugehören. Oder nicht?

Komisch, bei positiven Gefühlen war er hauptsächlich zufrieden. Und zwar mit ur wenig. Das heißt ich würde sagen meine emotionalen Ansprüche waren bei 90%, und seine bei 10%, bzw. die Kapazitäten waren auch so ähnlich aufgeteilt.

Er wusste, dass er keine Genussfähigkeit hat. Er hat immer seinen Hunger und Durst gespürt, besser als ich, aber wir konnten nie ein Essen richtig genießen, weil er immer reingeschaufelt hat in derselben Art und Weise.

Und ich dachte, vielleicht wäre eine andere Frau total glücklich mit ihm gewesen, und das macht mich sehr traurig. Danke dass ihr da seid.

Papaya

Re: hatte mein exmann alexithymie?
02.02.2012 von Elana

Liebe Papaya

Ja, das klingt schon nach Alexithymie. Es gibt eben Überschneidungen mit Asperger, aber wenn ich so darüber nachdenke, ist mein Bruder mit Asperger eigentlich immer unzufrieden. Also das passt dann wirklich nicht.

So wie Du Deinen Ex jetzt beschreibst, würde es sehr zu meiner Alexithymie passen. Ich brauche das auch, die Ordnung, auch vielfach am PC. Ich bin genügsam, wo andere ständig jammern, kenne kaum Frust und selten Wut. Ich gehe auch den anderen zuliebe mit, bin loyal, treu, fürsorglich und halte stabile Beziehungen. Meine Schwester ist diejenige mit den intensiven Gefühlen. Aber sie ist ganz froh, dass ich so uneigennützig und genügsam bin, dann ist sie die Hauptperson. Manche Dinge erzähle ich ihr nicht, denn sonst würde sie für mich leiden, d. h. ich hätte das Problem, aber sie hätte das Leidensgefühl, das ich wohl haben müsste. Und ich hasse das, wenn jemand leidet. Warum ist es eigentlich so toll und erstrebenswert zu leiden? Es reicht doch schon, wenn man einen Teil davon mitkriegt, es muss ja nicht gleich die ganze Ladung sein. Das Leiden verändert ja nichts an der Situation, also ist es absolut sinnlos.

Wie hättest Du denn Deinen Ex-Mann gern gehabt? Hätte er alle Deine Stimmungen mitleiden sollen? - Du sagst, er war früher weniger alexithym, könnte es sein, dass er diese Alexithymie erworben hat, aber wodurch? Was war ihm zu viel, weshalb hat er "zugemacht"?

Re: hatte mein exmann alexithymie?
02.02.2012 von papaya

Liebe Elana,

danke für deine Offenheit! Ich hoffe, dass ich dich mit meinen Äußerungen nicht verletze, aber ich hätte halt irgendwann wirklich ein "Gegenüber" mit Gefühlen gebraucht. Ansonsten musste ich die ganze Last aller Gefühle alleine tragen. Diese halbierten sich immer mit meinen Freunden, die ebenfalls (ihre eigenen) Gefühle fühlten, und das war schön.

Auch die Selbstgenügsamkeit meines Mannes fand ich anfangs schön, ja, ich war die Hauptperson. Und er hatte noch mehr Zeit für mich und weniger Arbeit, das war das einzige, was sich verändert hat. Die Veranlagung war schon von Anfang an gegeben. Aber irgendwann war mir das zuwenig bzw. zuviel, pausenlos im Mittelpunkt zu stehen, alles alleine fühlen zu müssen. Es war so anstrengend, so überfordernd für mich.

Echt gruselig momentan für mich, was du schreibst. Stell dir vor, wir hatten einen Punkt in unserer Ehe, da war ich so nahe an diesem Kern dran, dass ich ihn fragte, ob er bereit wäre, für mich zu LEIDEN. Nein, nicht DIESELBEN Gefühle wie ich. Aber eben halt seine Gefühle. Die Gefühle beispielsweise, die man so fühlt, wenn man einen anderen leiden sieht. Das ließ ihn immer ziemlich kalt. Und irgendwann fühlte ich mich wohl dann nicht mehr geliebt. Und was vielleicht noch schlimmer ist, auch nicht mehr gebraucht.

Der Mann, den ich kennenlernte, ist vielleicht zu bedürftig, ich weiß es nicht. Er ist das Gegenteil von meinem Mann. Aber ich GIERTE nach dem Gefühl, gebraucht, geliebt, begehrt zu werden, und nicht nur stets der Egoist sein zu müssen, der immer im Mittelpunkt steht, und stehen MUSS, ohne dass ich es wollte.

Und ich mache mir die größten Vorwürfe, dass ich ihn mit meiner Emotionsgewalt zu wenig gefördert habe, aus sich herauszukommen. Er hat sich sicher immer mehr verschlossen, weil ich so war wie ich war. Und er dachte immer, neben meinem ist seines nicht wichtig, nicht mal sichtbar. Und ich wurde immer verlassener.

So traurig das Ganze!!
lg Papaya

Re: hatte mein exmann alexithymie?
02.02.2012 von Elana

Liebe Papaya

Ich kann Dir folgendes Buch empfehlen, damit Du das mit der Alexithymie besser verstehst:
Alexithymie: Eine Störung der Affektregulation. Konzepte, Klinik und Therapie, Hrsg. Dr. med. Michael Rufer

Es ist nicht so, dass Alexithymiker keine oder weniger Gefühle haben oder die Gefühle anderer nicht wahrnehmen. Sie können eigene und fremde Gefühle nur weniger gut interpretieren und geben ihnen eine andere Gewichtung.

Obwohl ich alexithym bin, rede ich gern mit meinem Therapeuten und genieße es, endlich "jemand" zu sein, denn wenn ich z. B. meiner Schwester etwas von mir erzählen will, drückt sie das weg und fängt gleich mit ihren Problemen an. Also schweige ich. Auch wenn die Disposition tendenziell bei mir vorhanden war, hat sie mich sozusagen durch ihr vereinnahmendes Wesen gezwungen, alexithym zu werden, sonst wäre ich von ihren Depressionen schier erdrückt geworden. Doch musste ich stark sein und funktionieren, einer muss es sein, wenn der andere sich so fallen lässt. Und ich bin froh, dass ich trotz ihrer Vereinnahmung noch glücklich sein kann. Für mich ist die Alexithymie ein Segen. Ihr Sohn sagte als kleiner Junge zu mir, als sie wieder einmal am Durchdrehen war, er würde am liebsten taub sein. Also wurden wir alle taub, er, ich, meine Mutter. Er kann auch jetzt nur schwer über seine Gefühle nachdenken, er verdrängt das alles. Aber ich merke genau, wie es ihm ergeht, ohne dass wir darüber reden müssen. Ich hoffe, ich kann ihm im Zuge meiner Therapie besser helfen, seine Gefühle wieder wahrzunehmen, auf der anderen Seite hat es eben auch Vorteile, da er in Wirklichkeit sehr sensibel ist und diesen Schutz irgendwo braucht.

Re: hatte mein exmann alexithymie?
03.02.2012 von papaya

Liebe Elana,

danke für den Buchtipp!!

Weißt du, ich sehe es für mich halt gar nicht so, dass einer stark sein muss, wenn sich der andere fallen lässt. Ich liebe es, mal stark und mal schwach sein zu können, und auch ich werde stärker, wenn mich der andere braucht, und sich mal fallenlässt.

Aber was du geschrieben hast, macht mich alles sehr traurig, denn genauso war es sicher bei meinem Mann und bei mir, ich habe diese Tendenz bei ihm bestimmt noch verstärkt, und immer fand er meine intensiven Gefühle wichtiger als seine eigenen, und für mich war das aber nicht gut, ich war aber auch nicht soweit, dass ich ihm helfen konnte, seine Gefühle auszudrücken.

Ich habe meinen Mann bestimmt erdrückt. Aber ich hab wohl auch keine Lust für den Rest meines Lebens die "Schwache", die "Egoistische" sein zu müssen, nur damit der andere immer stark sein kann und selbstlos sein darf. Darüber hab ich mich echt oft geärgert. Denn auch für mich ist es eine Entlastung im Leben, für andere da sein zu dürfen, jemanden, der sich schwach zeigt, auch mal trösten zu dürfen, usw. Diese Gelegenheiten habe ich in meiner Ehe selten bis nie gehabt.

Demnächst werd ich mir das Buch kaufen.
Eine Frage: welcher Partner wäre besser geeignet für einen Menschen mit Alexithymie? Denn ich war es ja dann letztlich nicht. Weder habe ich meinem Mann helfen können sich zu entfalten, noch umgekehrt.

lieben Gruß
Papaya

Re: hatte mein exmann alexithymie?
03.02.2012 von Elana

Liebe Papaya

Also bei mir ist es nicht so, dass ich immer die Starke sein will. Ich bin mit einem Mann befreundet, bei dem ich auch Schwäche zeigen darf, das finde ich sehr schön. Aber ich achte darauf, dass es ihm nicht zu viel wird, nicht dass ich ihn belaste mit meinen Problemen. Ich möchte, dass auch er meine Fürsorglichkeit spürt. Es soll eben gegenseitig sein, wie bei einem Tanz, wo mal der eine, dann wieder der andere führt.

Vielleicht hast Du Deinem Ex-Mann zu wenig Stärke vermittelt, sodass er den Eindruck hatte, immer stark sein zu müssen. Ich wechsle in die starke Rolle, indem ich z. B. den anderen beruhige, ihn frage, wie es ihm geht, ihn viel und natürlich ehrlich lobe und ihm meine Wertschätzung zeige. Das war schon in meiner Jugend so, da wurde ich auf einmal diejenige, welche meinen Vater bemutterte und beriet, sodass sich die Rollen verschoben. Auf einmal waren wir gleichberechtigt und gleich stark.

Re: hatte mein exmann alexithymie?
04.02.2012 von papaya

Liebe Elana,

ja, ich habe bestimmt zuwenig Stärke vermittelt, weil ich all diese Dinge nicht aktiv von mir aus getan habe. Ich habe es gerne, wenn jemand von sich aus bereitwillig was erzählt, und mein Mann hat sich immer beschwert, dass ihm seine Mutter immer die Würmer aus der Nase ziehen wollte. ABer er hat halt von alleine nie was gsagt, und das hat mich überfordert. Und beruhigen hat man ihn nie müssen, in diese Situation bin ich nie gekommen, er war nie beunruhigt. Das war ja das Seltsame. Und immer nur hören zu müssen "nein, ich fühle das NICHT wie du", egal ob man sich über andere mal geärgert hat oder ob einen was traurig gemacht hat. Ich hab dann immer schon gesagt, sag mir gar nicht, dass du NICHT wie ich fühlst, das ist eh nie anders, und dann brauch ichs auch nicht hören.

Naja, mir scheint, da ist urviel danebengegangen. Findest du nicht, dass für alexithyme Personen dann ein bissi weniger gefühlsintensive Partner viel günstiger wären? Dann sind diese Fallen der starren Rollenverteilung gleich mal ausgeschaltet, der alexithyme Partner ist nicht ständig überfordert, der andere nicht ständig frustriert...

Ach ich weiß nicht.

lg Papaya

Re: hatte mein exmann alexithymie?
04.02.2012 von Elana

Liebe Papaya

Alexithymie ist nicht gleich Alexithymie, das musst Du auch wissen. Oft steckt ja als Nebenfaktor noch eine Störung dahinter, z. B. wird Alexithymie gehäuft mit Persönlichkeitsstörungen in Zusammenhang gebracht, welche die Alexithymie verstärken.

Ich z. B. habe eine kombinierte Persönlichkeitsstörung, anankastisch-zwanghaft, ängstlich-vermeidend und abhängig, alle im Cluster C, wo der Hauptmotivator für Angst steht. Der abhängige Anteil ist weich an mir, der ängstlich-vermeidende derjenige, der empfindsam ist, aber sich nur öffnet, wenn er sich aufgehoben und verstanden fühlt im Gespräch, der anankastisch-zwanghafte Anteil verstärkt die Alexithymie, weil diese Seite in mir eher pragmatisch, zielorientiert, logisch, strategisch, effizient, gewissenhaft, anspruchsvoll und stark organisiert ist und nicht emotional ausgeliefert und schwach sein will.

Vielleicht hat Dein Ex-Mann eine schizoide Persönlichkeitsstörung mit Alexithymie, da wird diese Gefühlsblindheit noch größer sein. Die schizoide Persönlichkeitsstörung steht in der Tabelle zuoberst, was Autonomie betrifft (unabhängig, lenkend, einzelgängerisch, zurückgezogen). Was Du beschreibst, passt zur schizoiden Persönlichkeitsstörung, sogar ohne die jetzt eigens erwähnte Alexithymie, die ja keine eigene Diagnose darstellt, sondern dazukommt zu einer anderen Diagnose.

Dazu kann ich Dir folgendes Buch empfehlen: Peter Fiedler, Integrative Psychotherapie bei Persönlichkeitsstörungen, Hogrefe-Verlag.

Ein Zitat daraus, Seite 201:

Zusammensein mit anderen und gemeinsame Aktivitäten werden nicht als befriedigend erlebt. Andere werden als aufdringlich und lästig angesehen (...) Die bisherigen Forschungsbefunde zu diesem Persönlichkeitsstil führen zur Einschätzung, dass die Betroffenen kaum Emotionen empfinden, weder schmerzhafte Erfahrungen noch Wohlbefinden mitteilen, gleichgültig sind und damit hochgradid passiv erscheinen und in ihrer unauffälligen Selbstbezogenheit kaum auf positives wie negatives Feedback reagieren (...).

Re: hatte mein exmann alexithymie?
04.02.2012 von papaya

Liebe Elana,

danke für deinen wertvollen Tipp. Dieses Buch habe ich sogar.

Ok, also Angst ist dann ein großes Unterscheidungsmerkmal. Mein Ex-Mann hatte nie Angst, weder um mich, noch um sich, andererseits beschrieb er sich als sehr konfliktscheu, und dem würde ja auch Angst zugrundeliegen, diese hat er aber nie gespürt. Ich hab ihn so empfunden, als würde er auf Kosten anderer so "mitleben", er selbst hatte tatsächlich weder das Verlangen, über positive Erlebnisse zu reden, sich mitzuteilen, und über schmerzhafte schon gar nicht, sofern er das überhaupt kannte.

Und abhängig war ICH, nicht er. Ich brauchte seine Anwesenheit, sein Zuhören, aber er brauchte nie was von mir in dieser Hinsicht. Er kam mir alleine genauso zufrieden vor wie mit mir. Bzw. er hat gerne Sachen mit mir gemacht, die mit Tätigkeiten zu tun hatten, aber kein emotionaler Austausch waren. Aber in seine Computersachen oder Schlichtsachen ist er regelrecht versunken, er hat sämtliche Zettel oft geschlichtet und organisiert, war aber nicht imstande, den Schrankraum zu organisieren, sich zu überlegen, was wo hinpassen könnte. Eine seltsame Art von Zwanghaftigkeit, nur Zettel schlichten, aber zum Staub hat er gesagt, den würde er nicht sehen, und wenn das Klo stinkt, das würde er nicht bemerken, also so auf Ordnung ausgerichtet war das Ganze dann auch wieder nicht. Aber ich habe mich oft gefragt, was das war, inmitten von Chaos und Unordnung, zusätzlich Konflikte und Streit, sich einfach ausklinken zu können und die eigenen Unterlagen zu schlichten. Er konnte mir auch nie helfen bei meinen Schlichtsachen, ich bin chronisch schlampig, aber wenn er meine Sachen in die Hand genommen hat, ist alles nur schlimmer geworden, er konnte nämlich nur die Dinge genau nach seiner Linie machen, und nicht darauf eingehen, welche Bedürfnisse ich hätte. Und ich war beispielsweise sehr langsam in diesen Dingen, er aber extrem fahrig und schnell.

Und ich war 15 Jahre mit ihm verheiratet und weiß viel zu wenig. Ich hab ihm auch immer alles geglaubt, aber in Äußerungen zu seiner Person war er rückblickend entweder einfach unehrlich oder er hat es nicht gewusst, keine Ahnung. Aber ich habe ihn auch wiedererkannt in dem, was du über dich gesagt hast. Er hat gerne Dinge für andere gemacht, und war sich selbst (leider) nicht so wichtig. So als ob es keinen Wert hätte für sich selbst Dinge zu machen, irgendwie so leer. Am liebsten hat er geschlafen. Dann geschlichtet, organsiert, strukturiert, und für andere deren Sachen organisiert, usw. Zum Beispiel hatten wir ausländische Freunde, da hat er gerne Dokumente ausgefüllt und mit den Kindern für die Schule gelernt, weil er in Rechnen immer gut war. Und ich wollte halt so gerne ein eigenes Leben, und er brauchte das gar nicht, so scheint es.

lg Papaya

Re: hatte mein exmann alexithymie?
04.02.2012 von Anonym

Hallo,

was meinst du mit Zettel schlichten, Schlichtsachen, Schrankraum usw.?

Re: hatte mein exmann alexithymie?
04.02.2012 von papaya

Hallo,

naja, damit meine ich, dass ihm in einer gewissen Weise eine gewisse Ordnung sehr wichtig war, aber diese betraf eigentlich nur seine eigenen Unterlagen für die Arbeit, alle Dinge rund um den Computer, unsere gemeinsamen Dokumenten waren auch perfekt in einer Mappe abgelegt. Ich schmeisse soviele Zettel, auf die ich mal was draufkritzle was mir momentan wichtig erscheint in eine Lade und dort vergammelt es...Mein Ex-Mann schlichtete diese Dinge täglich, sortierte aus, was braucht er noch, was nicht, beantwortete seine Emails, in denen es um organisatorischen Kram ging, rund um die Arbeit, usw.

Er ist sehr gut in diesen Dingen, ich sehr schlecht. Und daher fiel mir auf, dass sich dieser Ordnungssinn nicht auf Bereiche erstreckte, wo es mir eine echte Hilfe gewesen wäre. Weil ob er seine Korrespondenzen mit seinen Kollegen unter Dach und Fach hat oder nicht, berührte ja nicht unser gemeinsames Leben im Sinne von sich miteinander in der Wohnung wohlfühlen. Und wir hatten einen Schrankraum, wo ich es auch mal geschätzt hätte, wenn dort sein Ordnungssinn "zugeschlagen" hätte, was aber nie der Fall war. Und auf die Frage warum er nie von sich aus Staub wischt dann halt zu sagen, er sieht den Staub nicht?! Die Brille trage ich, nicht er. Also das war halt alles reichlich schräg. Und unehrlich. Gegen Ende unserer Ehe hat sich herausgestellt, er wünscht sich eine Frau, die ihm alles zuhause macht und ihn umsorgt oder so. Aber das war ich nie, und er hat mich nicht so geheiratet, ich entsprach nie dem klassischen Haushaltstyp. Keine Ahnung, warum sich das alles so entwickelt hat.

lg Papaya

Re: hatte mein exmann alexithymie?
04.02.2012 von Anonym

Hallo,

also hat er nicht die Hausfrau geheiratet, die er eigentlich wollte und du nicht den gewünschten Traumprinzen, der dir jeden Tag die Stern vom Himmel holt. Statt mit der im Film gern benutzten Zahnpasta habt ihr den Konflikt mit Zetteln und Staubwedeln ausgetragen.

Vermutlich hat er - aus alexithymer Sicht realistisch - die Ehe als tägliches Zusammenraufen gesehen und war der loyale, treue, zuverlässige Ehemann, den du noch vor Kurzem beschrieben hast.

Und dann hat ausgerechnet die Frau, die die Ehe als ständiges gefühlvolles Miteinander gesehen hat und dies wahrscheinlich immer wieder von ihm verlangt hat, die Gelegenheit genutzt fremd zu gehen. Obwohl er sein Bestes gegeben hat und so viel für dich getan hat. Das konnte für ihn nur bedeuten, dass er dir nicht geben konnte, was du brauchst.

Im Grunde ein ganz normaler Vorgang, wie er täglich auch bei Paaren vorkommt, von denen keiner alexithym ist. Ihr habt es 15 Jahre ausgehalten. Im Schnitt halten Ehen ca. 14 Jahre.

Aus meiner derzeitigen Sicht, war nicht die mögliche Alexithymie deines Ex die wirkliche Ursache für eure Scheidung. Damit hättet ihr euch arrangieren können, wenn ihr gewollt hättet. Aber es fehlten wahrscheinlich die vielen Kleinigkeiten, die für eine Partnerschaft auf Dauer unentbehrlich sind. Z.B. gegenseitige Akzeptanz, auch wenn der Partner anders ist und man nicht alles versteht, den anderen nicht völlig Umkrempeln wollen, Konflikte durchstehen und danach zusammen raufen. Also die ganzen Dinge die in jeder Partnerberatung vorkommen, in jedem Buch zum Thema stehen usw.

Re: hatte mein exmann alexithymie?
04.02.2012 von Elana

Hallo Papaya

Hat denn Dein Mann alles Schriftliche im Haushalt übernommen, auch Überweisungen, amtliche Formulare etc., da er darin besser ist als Du?

Warum hat er gern geschlafen, war er erschöpft?

Re: hatte mein exmann alexithymie?
04.02.2012 von papaya

Liebe Elana,

ja, er hat alles Schriftliche übernommen. Ich hatte ja früher auch alleine gelebt und es hat genauso funktioniert, aber in der Ehe hat dann er alles gemacht.

Ich weiß nicht, ob er erschöpft war. Er hat es immer geleugnet. Er sei auch nie krank gewesen, obwohl er laufend kränkelte und sich mit Aspro ins Bett haute.

Ich kann mich noch an lächerliche Unterhaltungen mit Freunden erinnern, in denen wir versuchten, ihn zu überzeugen, seine häufigen kleinen Krankheiten zuzugeben. Kopfweh, Bauchweh, oft müde etc. Und dass er immer gefunden hat, dass das nicht so ist.

lg Papaya

Re: hatte mein exmann alexithymie?
04.02.2012 von Elana

Liebe Papaya

So wie Du Deinen Mann beschreibst, würde das entweder gut zur zwanghaften Persönlichkeitsstörung passen, wie ich sie u. A. habe, oder eben doch auch zu Asperger, wo dieses für Dich so merkwürdige selektive Ordnungsverhalten auch typisch ist.

Hier die Kriterien für eine zwanghafte Persönlichkeitsstörung, siehe Wikipedia:

Im DSM-IV ist die Zwanghafte Persönlichkeitsstörung unter der Nummer 301.4 Obsessive-Compulsive Personality Disorder klassifiziert. Sie ist der Kategorie Persönlichkeitsstörungen zugeordnet und umfasst folgende Kriterien.

Ein tiefgreifendes Muster von starker Beschäftigung mit Ordnung, Perfektion und psychischer sowie zwischenmenschlicher Kontrolle auf Kosten von Flexibilität, Aufgeschlossenheit und Effizienz. Der Beginn liegt oft im frühen Erwachsenenalter und zeigt sich in verschiedenen Situationen. Mindestens vier der folgenden Kriterien müssen erfüllt sein:

- beschäftigt sich übermäßig mit Details, Regeln, Listen, Ordnung, Organisation oder Plänen, sodass der wesentliche Gesichtspunkt der Aktivität dabei verloren geht,
- zeigt einen Perfektionismus, der Aufgabenerfüllung behindert (zum Beispiel kann ein Vorhaben nicht beendet werden, da die eigenen überstrengen Normen nicht erfüllt werden),
- verschreibt sich übermäßig der Arbeit und Produktivität unter Ausschluss von Freizeitaktivitäten und Freundschaften (nicht auf offensichtliche finanzielle Notwendigkeit zurückzuführen),
- ist übermäßig gewissenhaft, skrupulös und rigide in Fragen der Moral, Ethik und Werten (nicht auf kulturelle oder religiöse Orientierung zurückzuführen),
- ist nicht in der Lage, verschlissene oder wertlose Dinge wegzuwerfen, selbst wenn diese keinen Gefühlswert besitzen,
- delegiert nur widerwillig Aufgaben an andere oder arbeitet nur ungern mit anderen zusammen, wenn diese nicht genau die eigene Arbeitsweise übernehmen,
- ist geizig sich selbst und anderen gegenüber; Geld muss im Hinblick auf befürchtete künftige Katastrophen gehortet werden,
- zeigt Rigidität und Halsstarrigkeit.

Re: hatte mein exmann alexithymie?
04.02.2012 von papaya

Hallo Anonym,

du urteilst schnell und hart. Tatsächlich war nichts davon zu bemerken, dass er eine bessere Hausfrau haben wollte, er hätte bestimmt eine gefunden, aber er wollte damals MICH. Und ich wusste ebenfalls mit 28, dass es keine Traumprinzen gibt, die mir die Sterne vom Himmel holen.

Auch haben wir unsere Konflikte keineswegs mit Zetteln und Staubwedeln ausgetragen. Wenn es nach ihm ginge, hätte es ja eh nichts zum Austragen gegeben, aber ich wollte halt nicht den ganzen Haushalt alleine machen, und ihm war es offenkundig zu mühsam, sich gewisser Dinge eigenständig anzunehmen. So wurde er neben mir zum Arbeitssklaven, der tat, was ihm aufgetragen wurde, ich hingegen zur Xanthippe. Für keine eine sehr schmeichelhafte Entwicklung.

Dennoch danke für deine Sichtweise. Sie ist der seinen sehr ähnlich, das spüre ich genau. Die Härte der Wortwahl tut auch ähnlich weh. Hier in diesem Forum spielt es natürlich nicht so viel Rolle als in einer Beziehung.

Dass man sich gegenseitig nicht geben kann, was man braucht, halte ich nicht für einen normalen Vorgang, sondern für eine bedauerliche Entwicklung, die SO nicht hätte sein müssen, daher suche ich nach wie vor, und denke nach. Die wirkliche Ursache für die Scheidung war ja wohl das FRemdgehen. Sichtbar, unwiderlegbar, unbestritten.

Und mir zu unterstellen, ich hätte mich nicht mit der unterschiedlichen Art arrangieren WOLLEN, ist schlicht und ergreifend falsch. Auch ich sehe, was rausgekommen ist, aber was ich WOLLTE, das weiß ich noch ganz genau. Ich wollte meinen Mann lieben, soviel wie er es verdient hat und gebraucht hat, ich wollte ihm treu sein, ihn niemals betrügen, mit ihm gemeinsam alt werden. Soviel dazu was ich WOLLTE.

Die ganzen Dinge die in jeder Partnerberatung vorkommen haben letztlich bei jedem Paar ein anderes GEsicht, weil jeder Mensch anders ist, und es immer Gründe dafür gibt, warum einer den anderen nicht so akzeptieren konnte wie er ist. Akzeptieren konnte ich ihn sicher schlechter als er mich. Aber dem Konflikte durchstehen und zusammenraufen war er wiederum weiter entfernt als ich, weil es ja für ihn nichts durchzustehen gab, er hatte nie ein Anliegen, das für ihn Konfliktpotentiel hatte und insofern auch nie was zum Durchstehen, er hat sich diesbezüglich nur immer meine Anliegen angehört, es war nichts Gemeinsames.

Aus deinen Worten habe ich rausgehört, dass du nicht weißt, wie man sich dafür schämt und wie am Boden zerstört man ist, wenn einem sowas passiert wie ein Seitensprung. Mein Exmann wusste das auch nicht. Damit bin ich alleine.

lg Papaya

Re: hatte mein exmann alexithymie?
04.02.2012 von Elana

Und hier noch zum Vergleich Asperger, zitiert aus Wikipedia:

Im DSM-IV der American Psychiatric Association werden folgende Kriterien genannt:
Qualitative Beeinträchtigung der sozialen Interaktion

(mindestens 2 der folgenden Merkmale):

- merkliche Beeinträchtigung mehrerer nicht-verbaler Verhaltensweisen, die die soziale Interaktion steuern, wie Blickkontakt, Gesichtsausdruck, Körperhaltung und Gesten
- Beziehungen zu Gleichaltrigen werden nicht oder nicht dem Entwicklungsstand entsprechend entwickelt
- Mangel an spontaner Hinwendung zu anderen, um mit diesen Freude, Interessen oder Stolz über eine Leistung zu teilen (betroffene Kinder neigen zum Beispiel nicht dazu, Dinge, die sie interessieren, anderen Menschen zu zeigen)
- Mangel an sozialer oder emotionaler Gegenseitigkeit
- Beschränkte repetitive und stereotype Verhaltens-, Interessen- und Aktivitätenmuster

(mindestens 2 der folgenden Merkmale):

- umfassende Beschäftigung mit einem oder mehreren stereotypen und beschränkten Interessenmustern, die entweder hinsichtlich der Intensität oder hinsichtlich des Gegenstandes abnormal sind
- offensichtlich starres Festhalten an bestimmten nicht-funktionalen Routinen oder Ritualen
- stereotype und repetitive motorische Angewohnheiten (zum Beispiel Hand- oder Fingerbewegungen oder komplexe Bewegungen des ganzen Körpers)
- beharrliche Beschäftigung mit Objektteilen

Re: hatte mein exmann alexithymie?
04.02.2012 von papaya

liebe Elana,

ich denke nicht, dass mein Mann eine zwanghafte Persönlichkeitsstörung hat.

Ich kenne 2 Personen mit einer zwanghaften Persönlichkeitsstörung. Diese plagen sich wesentlich mehr ab und sind mit sich selbst viel unzufriedener. Mein Mann arbeitete höchst effektiv und war relativ unperfektionistisch darin, nach Fehlern einfach weiterzumachen, hat sich nie über sich selbst geärgert, dass er dieses oder jenes nicht bedacht hatte und daher mehr ARbeit hatte, um zum Beispiel ein Computerproblem zu beheben oder sonstwas. Er hatte keine strengen Normen für sich selbst, das bin eher ich. Nicht wegschmeissen kann wiederum ICH die Dinge, er war da eher gut darin, sich von diesen Dingen zu lösen.

In folgenden 4 Punkten kann ich ihn bis zu einem gewissen Grad wiedererkennen.

-- verschreibt sich übermäßig der Arbeit und Produktivität unter Ausschluss von Freizeitaktivitäten und Freundschaften (nicht auf offensichtliche finanzielle. Notwendigkeit zurückzuführen),

Das hat er bestimmt gemacht. In den Anfangsjahren unserer Ehe, mindesten 7-9 Jahre, waren ihm gemeinsame Freizeitaktivitäten und Treffen mit Freunden noch interessanter, da hatte er auch noch nicht so viel für die Arbeit zu tun bzw. es gab einfach nicht immer was zu tun. In dieser Zeit erfüllte er ebenfalls nicht alle meine emotionalen Bedürfnisse, aber so ist das halt, und er war für mich da, mit mir gemeinsam.


- delegiert nur widerwillig Aufgaben an andere oder arbeitet nur ungern mit anderen zusammen, wenn diese nicht genau die eigene Arbeitsweise übernehmen,

Ich weiß es nicht genau. Er sagte, er könne delegieren. Aber er sagte soviel. Keine Ahnung ob das stimmte.

- ist geizig sich selbst und anderen gegenüber; Geld muss im Hinblick auf befürchtete künftige Katastrophen gehortet werden,

Naja, er hat nie Katastrophen befürchtet, aber ich habe sicher leichter Geld ausgegeben als er. Ich fand es immer so schade, dass er nicht mal für sich was gekauft hat, nicht mal im Urlaub, wo es tolles Gewand gab.

- zeigt Rigidität und Halsstarrigkeit

Halsstarrigkeit ist Sturheit, oder? also stur bin ich selber, aber er auch, nur viel versteckter. Ich bin offen aggressiv, er sehr passiv aggressiv.

danke Elana, für deine Bemühungen. Ich wollte, ich hätte diese Herumsucherei schon vor 5 Jahren gemacht.

lg Papaya

Re: hatte mein exmann alexithymie?
04.02.2012 von papaya

Liebe Elana,

mit Asperger hab ich mich ja noch nie beschäftigt, weißt du, er war ja nicht auffällig oder so, im Gegenteil, in der Arbeit sehr geschätzt, eben einer dieser typischen workaholics, aber niemand hätte ihm soziale Inkompetenz zugeschrieben.


- merkliche Beeinträchtigung mehrerer nicht-verbaler Verhaltensweisen, die die soziale Interaktion steuern, wie Blickkontakt, Gesichtsausdruck, Körperhaltung und Gesten

ja, ich weiß nicht, ich hab ihm immer gesagt, er hat so einen stoischen Gesichtsausdruck. Aber sonst war er nicht auffällig.

- Beziehungen zu Gleichaltrigen werden nicht oder nicht dem Entwicklungsstand entsprechend entwickelt

Darüber weiß ich nicht.

- Mangel an spontaner Hinwendung zu anderen, um mit diesen Freude, Interessen oder Stolz über eine Leistung zu teilen (betroffene Kinder neigen zum Beispiel nicht dazu, Dinge, die sie interessieren, anderen Menschen zu zeigen)

Das weiß ich ja nicht, wie es früher war. Mir gegenüber hatte er nie so das Bedürfnis, etwas zu teilen. Ich war da die Bedürftige, er brauchte das nicht.

- Mangel an sozialer oder emotionaler Gegenseitigkeit

Naja, er hat es nicht so gesehen. Aber für mich war unsere Beziehung in emotionaler Hinsicht nicht sehr auf Gegenseitigkeit beruhend.

- Beschränkte repetitive und stereotype Verhaltens-, Interessen- und Aktivitätenmuster

Das sagt mir nichts.

(mindestens 2 der folgenden Merkmale):

- umfassende Beschäftigung mit einem oder mehreren stereotypen und beschränkten Interessenmustern, die entweder hinsichtlich der Intensität oder hinsichtlich des Gegenstandes abnormal sind

Ich finde nicht, dass er abnormale Interessensmuster hatte.

- offensichtlich starres Festhalten an bestimmten nicht-funktionalen Routinen oder Ritualen

Er hielt nicht an Routinen oder Ritualen fest, dafür aber an nicht-funktionalen Methoden zur Konfliktbewältigung. Und egal wieviel wie oft ich mit ihm darüber gesprochen habe, er konnte daran nichts verändern.

Ich weiß es einfach nicht.

lg Papaya

Re: hatte mein exmann alexithymie?
04.02.2012 von Elana

Liebe Papaya

Wie geht Dein Ex-Mann, nimmt er große Schritte, geht er sehr schnell?

Wackelt er z. B. öfter mit dem Bein?

Hast Du schon einmal eine Zeichnung von ihm gesehen? Wie sah das aus?

Hatte er schon mal seltsame Geräusche im Ohr?

Mein Bruder hat Asperger. Aspies leiden nicht unter sich selbst und ärgern sich auch nicht über ihre unvollkommene Arbeit, während ihre Arbeitsweise aber doch irgendwie perfektionistisch wirkt. Mein Bruder hat auch eine ganz eigene Ordnung, lässt aber den Staub liegen.

Mag Dein Ex Muster, Schlüssel, bestimmte Gegenstände?

Wie hat Dich Dein Mann jeweils angeschaut? Irgendwie nicht richtig oder dann eher stechend in die Augen?

Ist Dein Ex eher unhöflich zum Personal, z. B. in Restaurants?

Wirkt er etwas paschahaft, wenn er sich hinsetzt?

Versteht er nicht alle Witze, kann aber auf einmal über etwas lauthals loslachen, was andere nicht komisch finden oder wenn er einen Witz auf einmal versteht?

Hat er eine seltsam anmutende krakelige Schrift?

Ist seine Stimme ein bisschen monoton oder kaum melodisch moduliert, z. B. bei Fragen?

Mein Ex war auch Aspie und hat bei mir dieselbe Leere als Gegenübertragungswahrnehmung ausgelöst. Ich kann also schon verstehen, weshalb Du fremdgegangen bist, auch Deine Gewissensbisse. Ich hatte nach der Trennung genau dieselben Fragen wie Du und sehnte mich nach vollen Gefühlen, ausgelöst durch diese "Leere".

Re: hatte mein exmann alexithymie?
04.02.2012 von papaya

:mrgreen: :mrgreen: Wow, du kennst dich aus, Elana! Bist eine echte Expertin!

Wie geht Dein Ex-Mann, nimmt er große Schritte, geht er sehr schnell?

Ich bin ihm nie nachgekommen, ich habe das darauf zurückgeführt, dass er groß ist und ich klein bin. Er konnte einfach nicht langsam gehen.

Wackelt er z. B. öfter mit dem Bein?

Das habe ich nie beobachtet.

Hast Du schon einmal eine Zeichnung von ihm gesehen? Wie sah das aus?

Ich habe nie eine Zeichnung von ihm gesehen.

Hatte er schon mal seltsame Geräusche im Ohr? - Darüber weiß ich nichts.

Mag Dein Ex Muster, Schlüssel, bestimmte Gegenstände?

Nein, er mag gar nix dieser Art. Ist ihm alles egal. Ihm sind auch Pflanzen und Bilder egal.

Wie hat Dich Dein Mann jeweils angeschaut? Irgendwie nicht richtig oder dann eher stechend in die Augen?

Er hat mich nie richtig angeschaut. Und wenn dann eigentlich nicht stechend in die Augen, sondern ich empfand es so hart, stoisch, irgendwie unangenehm.

Ist Dein Ex eher unhöflich zum Personal, z. B. in Restaurants?

Ja, ihm sind diese Leute scheints egal, ihm liegt nichts daran. ER hat sich nicht übers Essen beschwert oder so, aber die Leute halt irgendwie scheints als lästig emfpunden. Ich habe mich öfters für ihn geniert bzw. mir gewünscht, er wäre freundlicher.


Wirkt er etwas paschahaft, wenn er sich hinsetzt?

Er IST paschahaft. :lol:

Versteht er nicht alle Witze, kann aber auf einmal über etwas lauthals loslachen, was andere nicht komisch finden oder wenn er einen Witz auf einmal versteht?

Ja das stimmt. Sein lautes Lachen wenn ihm mal was witzig war werde ich nie vergessen. Meine Witze fand er nicht so komisch. :roll:

Hat er eine seltsam anmutende krakelige Schrift?

Naja er hat eine Schrift wie der Hahn am Mist, so habe ich das immer gesagt.

Aber er leidet nicht unter seinem Verhalten, es ist für ihn ganz normal. Wenn dann sind es die anderen, die komisch sind.
:mrgreen:
lg Papaya

Re: hatte mein exmann alexithymie?
04.02.2012 von Elana

Liebe Papaya

Weißt Du, dieses unkoordinierte Gehen mit Riesenschritten wie ein Bauer, der harte Blick, die seltsame Schrift, die Unhöflichkeit und das Paschagebaren sind wirklich sehr typisch für das Asperger Syndrom. Und ja, Aspies leiden überhaupt nicht unter sich selbst. Also ich würde sagen, es passt bei Deinem Ex sehr auf Asperger, auch diese Leere, die da zwischenmenschlich entsteht, weil einfach etwas fehlt in der Asperger-Kommunikation.

Weitere Asperger-Merkmale wären:

- keinen Sinn für Kleidergeschmack, muss eigens gelernt werden
- teilweise ungepflegtes Äußere, wilder Haar- und Bartwuchs, es sei denn, es wird verlangt
- ungewöhnliches Essverhalten, z. B. immer dieselben Mahlzeiten, Riesenberge auf einmal, dafür nur 1-mal am Tag zum Beispiel
- grundsätzlich Unsportlichkeit, linkisch, Storchengang, wirkt irgendwie steif und unkoordiniert
- liebt teilweise das Reisen und Wandern
- gesichtsblind, kann sich nicht immer an Gesichter erinnern
- Vorliebe für Zahlen (spiele)
- sexuell eher träge (viele auch enthaltsam und desinteressiert)
- will in irgendeiner Form ein Ziel erreichen und strebt das intensiv an und setzt dies ins Zentrum

Welche Ausbildung hat denn Dein Ex-Mann?

Re: hatte mein exmann alexithymie?
04.02.2012 von papaya

Liebe Elana,

ich bin völlig fasziniert. Du beschreibst ihn als würdest du ihn kennen. :o


Weitere Asperger-Merkmale wären:

- keinen Sinn für Kleidergeschmack, muss eigens gelernt werden

In der Tat!! Dafür hatte er keinen Sinn!

- teilweise ungepflegtes Äußere, wilder Haar- und Bartwuchs, es sei denn, es wird verlangt

Tja, gegen Ende unserer Ehe musste ich ihn ersuchen täglich zu duschen und Zähne zu putzen. Ich dachte das wäre bei vielen Männern so. huaah.

- ungewöhnliches Essverhalten, z. B. immer dieselben Mahlzeiten, Riesenberge auf einmal, dafür nur 1-mal am Tag zum Beispiel

Ja! Ja! Ja! Er war der einzige Mensch, den es nicht gestört hat, dass ich soviel gekocht hatte, dass er davon 3 Tage essen musste, immer das Gleiche, Hauptsache viel, schnell, ohne Genuss. Manchmal hat er bis am Abend nichts gegessen, um dann alles in sich reinzuschaufeln!!

- grundsätzlich Unsportlichkeit, linkisch, Storchengang, wirkt irgendwie steif und unkoordiniert

Naja in seiner Jugend war er sportlich, aber der Rest stimmt alles total, besonders die Steifheit.

- liebt teilweise das Reisen und Wandern

Ja, er liebte das Wandern!!

- gesichtsblind, kann sich nicht immer an Gesichter erinnern

Stimmt, er hat mich immer gefragt, wer das ist, woher wir den kennen usw.

- Vorliebe für Zahlen (spiele

wie wahr. Er liebte Zahlen.

Und jetzt? Wie passt die Alexithymie ins Bild? Interessierte sich dein Bruder für seine Einschränkung? Wie kam er denn drauf, wenn für ihn alles ok und normal ist?

lg Papaya

Re: hatte mein exmann alexithymie?
04.02.2012 von Elana

Hallo liebe Papaya

Also mein Bruder gehört zu denjenigen Aspies, welche die Diagnose nicht akzeptieren und unbedingt gleich sein will wie alle. Für ihn ist es wichtig, "normal" zu sein. Bei ihm wurde diese Diagnose schon früh gestellt, da er als Kind zu sehr damit auffiel in der Schule. Aber ich kenne auch Aspies, die voll zu ihrem Asperger stehen und da überhaupt kein Problem haben.

Meistens haben Aspies ein gutes Sprachgefühl, können gut mit PC und Zahlen umgehen. Aber sie können sich auch in ihren Routinen verlieren, ein Hobby oder dann ein Berufsziel speziell und beharrlich verfolgen. Meistens sind sie irgendwie gescheitert an etwas, sie fühlen sich gescheitert und dadurch auch irgendwie gekränkt, weil sie es nicht richtig erklären können, was sie falsch gemacht haben.

Auffällig ist diese absolute ungewollte Unhöflichkeit, kein Sinn für Takt, zum Beispiel fehlt der Abstand beim Stehen, er steht manchmal einfach zu nahe im Gespräch, sodass man ihn nicht mal richtig ansehen kann. Die Stimme kann ungewöhnlich laut werden, unangepasst. Das ganze Erscheinungsbild wirkt irgendwie tollpatschig. Er spricht ein bisschen so, als würde er etwas vorlesen.

Also ich weiß nicht, ob bei Asperger Alexithymie eine Rolle spielt, da Asperger eine Entwicklungsstörung ist. Ist Dein Ex das älteste Kind? Meistens ist es nämlich so. Es ist erblich, meistens vom Vater auf den Sohn.

Re: hatte mein exmann alexithymie?
05.02.2012 von papaya

Liebe Elana,

also ich weiß es einfach nicht. Ich denke nicht, dass er eine Entwicklungsstörung hatte. Er war super in der Schule, es stimmt, er hatte wenig Freude, aber es hat ihn auch nicht interessiert. Er ist der einzige Sohn, bzw. sein Vater war davor mal verheiratet und hatte einen Sohn aus erster Ehe, den aber der Vater ignoriert hat, und mein Exmann hat es ihm gleich getan. Obwohl dieser Halbbruder meines Mannes in derselben Straße wohnte, mit seiner Familie. Nie gab es einen Kontakt, das war ganz schön gruselig.

Das war eigentlich eines der auffallendsten Merkmale an meinem Exmann, dass Menschen in sein Leben gekommen sind und wieder daraus verschwunden, einfach so. Und es ist ihm nie wer abgegangen. All diese (für mich) normalen Momente, wo man zuhause sitzt und an diese oder jene Person denkt, wie es ihr wohl geht, und Kontakte von früher wieder aufnimmt, das war bei ihm nicht gegeben.

Und er hat sicher kein gutes Sprachgefühl, und verliert sich auch nicht in Routinen. Und er wirkt keineswegs tollpatschig, sondern einfach nur steif und unhöflich. Und kommt anderen sicher niemals ungewollt zu nahe, eher das Gegenteil, er zeigt kein Interesse an anderen. Aber er hat so gut gelernt mich zu imitieren, dass ich gar nicht mehr weiß, was darunter ist. Er erzählte dieselben Geschichten über Emotionen, die ich erzählte, und ich dachte immer, seltsam, ok, die Geschichte haben wir zu zweit erlebt, aber warum erzählt er sie mit MEINEN Emotionen, er hat doch gar net so gefühlt. So war das.

Schlimm, dass es scheinbar so gar keine Möglichkeit gibt herauszufinden, was wirklich gewesen ist. :?

ich wünsch dir einen schönen Sonntag
Papaya

Re: hatte mein exmann alexithymie?
05.02.2012 von Anonym

Hallo Elana,

[quote:2rxdmb9z]Also ich weiß nicht, ob bei Asperger Alexithymie eine Rolle spielt, da Asperger eine Entwicklungsstörung ist.[/quote:2rxdmb9z]
Die meisten, um nicht zu schreiben fast alle, Menschen mit Asperger zeigen deutliche alexithyme Merkmale. In Fragenbögen zu Asperger sind die Fragen zum Themenkreis Gefühle im Grunde Fragen zu alexithymen Merkmalen. Allerdings haben Menschen mit Asperger weitere Eigenschaften, die Menschen nur mit alexithymen Eigenschaften nicht haben. Bei Asperger gibt es z.B. stereotype Handlungsweisen, die bei Alexithymie nicht typisch sind. Das Zettel schlichten hätte so etwas sein können. Scheint der näheren Beschreibung nach aber wohl nicht so.

So interessant die weitere Ursachenforschung für Papaya auch ist und für dich auch zu sein scheint, ist sie aus meiner Sicht im Zusammenhang Alexithymie aber unnötig. Die wesentlich Grundstrukturen und die daraus resultierenden Konflikte, die Papaya beschreibt, lassen sich problemlos mit alexithymen Merkmalen erklären.

In jedem Bericht über Partnerschaften mit Alexithymen sind diese Muster zu lesen. Ich habe nicht Asperger und trotzdem kenne ich diese Schwierigkeiten seit mehr als 25 Jahren aus dem Leben mit meiner Frau. Meine Frau hat den roten Knopf allerdings bisher nicht gedrückt.

Der quasi letzte Beweis ist für mich, dass Papaya auf mein typisch alexithymes Posting die typische Antwort eines Gefühlsmenschen gegeben hat. Wie üblich habe ich jetzt die Wahl. Ich könnte ihre Antwort Satz für Satz quoten und versuchen meine Aussagen näher zu erklären und ihre Missverständnisse bzw. Fehlinterpretationen zu beseitigen. Das Ergebnis wäre vermutlich bzw. sicher Eskalation statt Deeskalation. Oder ich ziehe mich zurück, weil es sowieso sinnlos ist, und gehe im übertragenen Sinn Zettel schlichten. Und schon haben Papaya und ich das (kleine) Spiel einmal durch. Blitzschnell und in einer Gruppe über Alexithymie. So etwas ein paar mal, zur Not mir anderen Teilnehmern, und wir bekommen das Endspiel, die Analogie zur Scheidung, auch hin.

Aus meiner Sicht ist es so einfach und doch so schwierig.

Re: hatte mein exmann alexithymie?
05.02.2012 von papaya

Ich dank dir, Anonym, für deine Reaktion. Ist mir viel wert. Die andere Variante von Reaktion hätte mich genauso interessiert :roll: , aber ich bin schon froh über überhaupt eine Reaktion, und noch dazu so eine offene! Hab vielleicht doch was gelernt in meiner Ehe, bzw. vielmehr DU in deiner, was weiß ich!!

lg Papaya

Re: hatte mein exmann alexithymie?
05.02.2012 von Elana

Hallo zusammen

@Anonym: Danke für den Hinweis. Ja, Alexithymie als Begriff ist ja diesbezüglich sehr praktisch, weil es alle Störungsbilder mit Folge alexithymer Eigenschaften zusammenfasst. Alexithymie ist eben nur ein (Teil-) Symptom und keine Diagnose. So kann zumindest die insgesamt doch häufig verbreitete Alexithymie angenommen werden, wenn die typische Symptomatik dazu besteht, auch wenn die Störung dahinter nicht eruiert werden kann. Ich persönlich fand Deinen Beitrag an Papaya nicht negativ besetzt, sondern rational hergeleitet, ein Aspekt, den ich auch schon ähnlich in Fachbüchern dazu gelesen habe, gerade bei Alexithymie, aber nicht nur. So wird das Problem in Lebensaktivität symbolisiert, statt auf emotionaler Ebene ausgetragen.

@Papaya: Hast Du denn nicht auch irgendwo Mitleid mit Deinem Ex, weil er offenbar Deine Gefühlseindrücke für sich adaptierte, weil er keine eigenen wahrnimmt? Haben wird er sie schon, aber sie sind ihm offenbar nicht bewusst bzw. er kann sie evtl. einfach nicht wahrnehmen oder nur sehr verschwommen und dumpf als sensorisches, nicht verbalisiertes Grundempfinden von "angenehm" oder "unangenehm". Er kann ja nichts dafür, dass er so ist, wie er ist. Nach Deiner Beschreibung hat er sich jedoch sehr viel Mühe gegeben, um Dir gerecht zu werden. Immerhin hat er alle schriftlichen Angelegenheiten erledigt, womit Du diesbezüglich entlastet warst. Zur Hilfe im Haushalt hättest Du ihn womöglich auch "erziehen" können, wenn Du ihm klare, vernünftige Regeln durchgegeben hättest. Er scheint klare Strukturen zu benötigen. Also wären eindeutig vereinbarte Regeln im gemeinsamen Haushalt evtl. schon aushandelbar gewesen. Nur wird er mit emotionalen Vorwürfen Mühe gehabt haben.

Du kannst Dir nicht den Trompeter nehmen, wenn Du Dir einen virtuosen Geiger mit breitem Gefühlsrepertoire wünschst. Man kann keinen Menschen ummodeln, Liebe basiert meiner Meinung nach schon darauf, den anderen so anzunehmen, wie er ist. Natürlich gibt es auch den Punkt, wo evtl. klar wird, dass es einfach nicht passt oder Du einfach mehr willst, was Dein gutes Recht ist. Dann ist eine Trennung evtl. wirklich das Beste. Dein Mann hat dies konsequent durchgezogen, Du nur auf der emotionalen Schiene, indem Du fremdgegangen bist. Besser wäre gewesen, Du hättest ihn vorher verlassen, es wäre Deinem Mann gegenüber fairer gewesen, aber irgendwo wolltest Du wohl Deinen Mann doch nicht verlieren. Warum eigentlich nicht, wenn er ein derart dämlicher Holzkopf ist, der so überhaupt nicht in Ordnung ist? Oder könnte es sein, dass eben auch bei Dir etwas nicht stimmt, Du "zu viele Gefühle" hast und er dadurch besonders alexithym wirkt, es aber vielleicht gar nicht so extrem ist, sondern er durchaus auch Gefühle hat, Du sie aber nicht siehst? Meine Schwester z. B. kann ganz schön abgehen, trotzdem sieht sie meine Gefühle nicht, sie möchte es gar nicht wissen, auch wenn ich sie aussprechen will. Sie blockt dann einfach ab. Also hat sie keine Ahnung, was ich fühle.

Re: hatte mein exmann alexithymie?
05.02.2012 von papaya

Hallo,

seid mir nicht böse, aber an diesem Punkt wird die Unterhaltung für mich zu hart. Und ich möchte Folgendes festhalten. Ich weiß, dass ich einen unverzeihlichen Fehler gemacht habe. Dennoch liebe ich meinen Mann noch. Und ich weine jeden Tag um ihn und ich kann mir überhaupt nicht vergeben. Er ist gegangen und lebt sein Leben weiter und es geht ihm gut. Soviel dazu.

lg Papaya

Re: hatte mein exmann alexithymie?
05.02.2012 von papaya

Liebe Elana,

selbstverständlich habe ich Mitleid mit meinem Ex, obwohl es sehr schwer war, mit jemandem Mitleid zu haben, der fest überzeugt ist, kein Defizit zu haben. Ich weiß dass er nichts dafür kann, dass er so ist wie er ist. Aber ich auch nicht. Und kannst du dir vielleicht vorstellen, dass ich nicht wusste, dass ich den "Trompeter genommen" habe, wenn ich in Wirklichkeit was anderes gebraucht hätte, sondern, dass es einfach so passiert ist, ohne dass ich mir sämtlicher Konsequenzen und Implikationen vor 15 Jahren bewusst war?????????????

Zur Hilfe im Haushalt hat er sich immer sehr bereitwillig gezeigt, aber dann die klar formulierten Sachen wie staubsaugen oder Klo putzen vor sich her geschoben. Aber ist ja egal. Im Nachhinein sehe ich auch, was ich besser hätte machen können. Er übrigens nicht. Er hat gemäß seiner Ansicht nie einen Fehler gemacht.
.

" Besser wäre gewesen, Du hättest ihn vorher verlassen, es wäre Deinem Mann gegenüber fairer gewesen, aber irgendwo wolltest Du wohl Deinen Mann doch nicht verlieren."

Ja glaubst du das weiß ich nicht? Dass das besser gewesen wäre?????????? Ich hätte es mir so gewünscht, dass ich fairer sein hätte können und ihn nicht in dieser Weise betrogen. Aber ich habe es nicht geschafft und ich mache mir weiß Gott dafür genug Schuldgefühle. Er sich übrigens nie. Er kennt sowas nicht.

"Warum eigentlich nicht, wenn er ein derart dämlicher Holzkopf ist, der so überhaupt nicht in Ordnung ist?"

Ich habe nie gesagt, dass er ein dämlicher Holzkopf ist, der überhaupt nicht in Ordnung ist. Er ist ein lieber Mensch, aber er hat mich emotional alleine gelassen und ich war nicht erwachsen genug um damit umzugehen. Aber 15 Jahre lang habe ich es gut gemacht, und ich habe ihn sehr geliebt, und 15 Jahre lang niemand anderen angeschaut.

" Oder könnte es sein, dass eben auch bei Dir etwas nicht stimmt"

Naja, bei jedem stimmt was nicht. Niemand ist perfekt. Das habe ich ja selbst schon gesagt, dass es so sein kann, wie du jetzt noch mal sagst. Es war ein Verhängnis. Und auch ich verstehe nicht, warum er sich MICH ausgesucht hat, wenn das letztlich für seine Entfaltung so ungünstig war.

Wie auch immer. Ich habe mich bemüht, ich habe ihn geliebt, ich liebe ihn noch, aber ich habe dieses Alleinsein nicht geschafft und ich schäme mich dafür.

lg Papaya

Re: hatte mein exmann alexithymie?
05.02.2012 von Elana

Liebe Papaya

Rede doch einfach mal mit Deinem Ex darüber. Vielleicht findet sich ein Weg. Da er kein Gefühlsmensch ist, wird er Dir nicht groß böse sein. Da wäre zumindest eine Freundschaft denkbar. Sag doch einfach mal, dass Du ihn liebst, wie er ist. Als Freund würdest Du ihn nicht verlieren, könntest aber dann evtl. doch noch einen Mann finden, bei dem Du nicht so an die Wand knallst.

Alles Liebe für Dich! :)

PS: Es ist nun mal eine Einschränkung, er kann nicht. Versetze Dich in ihn: Irgendwo ist er evtl. auch zu beneiden, weil er nicht so leidet, sondern wie ein verträumtes Kind einfach zufrieden ist. Wünscht man sich das nicht für alle, die man liebt, dass sie einfach glücklich sind? Du liebst ihn doch und willst das Beste für ihn, nicht? In seiner Welt ist er offenbar glücklich. Wer sagt, dass nicht seine Welt die richtige ist, für ihn.

Re: hatte mein exmann alexithymie?
05.02.2012 von papaya

Danke Elana!!

Was du gesagt hast, war total lieb von dir! Und so ist er auch, wie ein verträumtes Kind, glücklich in seiner Welt. Naja, wir konnten gegen Ende nicht mehr viel miteinander reden, und er hat mich gebeten, keine emotionalen Emails mehr an ihn zu schreiben. Und ich denke, er ist mir sehr böse. Ich hätte ihn so gerne als Freund. Er ist so ein guter Freund!! Aber vielleicht ist es noch zu frisch? Ich kann halt diese andere unemotionale Herangehensweise nicht, weißt. Und ich fragte ihn, wie es ihm geht, und er sagte, ich würde doch sonst keinen small talk mögen, und dass er diese Form der Kontaktaufnahme nicht mag. Was würdest du raten? Ich war halt tief verletzt und habe geschrieben, dass es für mich kein small talk ist, wenn ich jemanden, mit dem ich 15 Jahre meines Lebens geteilt habe, frage, ob es ihm wohl gut geht.

schönen Abend
Papaya

Re: hatte mein exmann alexithymie?
05.02.2012 von Elana

Liebe Papaya

Ist wahrscheinlich jetzt wirklich zu frisch.

Irgendwo kann ich ihn auch verstehen. Es ist einfacher, den Kontakt komplett abzubrechen, denn Du erinnerst ihn an das Vergangene, das ist unnötig belastend, wo es doch viel einfacher ist, einen Schnitt zu machen und nach vorne zu blicken. Ich meine, was bringt ihm die Freundschaft mit Dir? Gibt es wenigstens äußere Gründe, die euch noch zusammenhalten, evtl. ein Haus, der gemeinsame Hund oder ein gemeinsames Hobby, das euch zusammenbringt?

Mein Neffe hat auch gerade eine unschöne Trennung hinter sich. Seine Ex mäkelte ständig an ihm rum, seine Haare waren ihr zu kurz, obwohl ihm kurz viel besser steht und er sie eben kurz haben wollte. Aber auch sonst schien einfach alles an ihm falsch zu sein, sodass wir uns alle fragten, weshalb sie eigentlich mit ihm zusammenkam. Mein Neffe ist auch eher der verschlossene Träumer, sehr männlich, aber er stand treu zu ihr, war immer für sie da. Also ich persönlich finde ihn ganz einfach perfekt, so wie er ist, gutaussehend, athletisch, loyal, grundehrlich, ein rundum toller Mensch. Ich kann nur beten, dass er so bleibt, ich liebe ihn so wie er ist, finde ihn wundervoll mit sauberem Charakter, wie übrigens alle seine Kumpels und Kolleginnen auch.

Deshalb litt ich wirklich mit, als ich sah, wie seine Freundin ihn ummodeln wollte und er sich das immer wieder gefallen ließ. Sie brachte es tatsächlich fertig, dass er an sich zu zweifeln begann. Er hatte echt nie Grund, irgendwelche Minderwertigkeitskomplexe zu entwickeln, aber sie schaffte es. Ich musste ihm richtig Mut machen und ihm erklären, dass sie einfach noch zu jung sei, sie will einen Justin Bieber und keinen "richtigen Mann" wie ihn. Sie machte dann Schluss, nachdem sie sich schon vorher anderweitig umsah und er das tolerierte, sie wollte aber doch Freundschaft. Aber ich bin so froh, dass sie sich noch nicht gemeldet hat und mein Neffe das alles wegdrückt, mit seinen Kumpels rumhängt und nicht mehr leidet. Es wird noch genug Momente geben, wo er wieder an sie denkt und es weh tut.

Warum also soll Dein Ex mit jemandem Kontakt halten, der ihm jahrelang das Gefühl vermittelte, nicht gut genug zu sein?

Du liebst ihn, also überlege, was für Deinen Ex besser ist.

Natürlich kannst Du es versuchen, aber wenn er nicht will, musst Du es respektieren. Wenn, dann suche eher äußere Gründe und frage nicht, wie es ihm geht. Diese Frage mögen viele nicht, weil es eine Aufforderung ist, sich zu öffnen. Gerade ehrliche Typen finden solche Fragen sehr penetrant, vor allem wenn sie immer wieder gestellt werden. Was willst Du hören, dass er leidet? Das wird er kaum zugeben. Vielleicht entschuldigst Du Dich mal und sagst ihm, dass Du ihn eben doch so in Ordnung findest, wie er ist, und das nun endlich weißt. Sonst wird er immer daran denken: Das ist die Frau, die mich nicht in Ordnung findet. Versuche, eure Beziehung mit mehr Abstand zu betrachten und dabei niemandem die Schuld zu geben. ihr seid beide in Ordnung, niemand ist schuld, jeder ist so, wie er ist und darf das auch bleiben. Niemand soll sich für den anderen ändern müssen, denn jeder Mensch ist einzigartig und toll, so wie er ist. (es sei denn, er bringt Kinder um oder so. :mrgreen: )

Re: hatte mein exmann alexithymie?
06.02.2012 von papaya

Liebe Elana

"Irgendwo kann ich ihn auch verstehen. Es ist einfacher, den Kontakt komplett abzubrechen, denn Du erinnerst ihn an das Vergangene, das ist unnötig belastend, wo es doch viel einfacher ist, einen Schnitt zu machen und nach vorne zu blicken. Ich meine, was bringt ihm die Freundschaft mit Dir?"

Weißt du, einiges von dem was du schreibst, klingt vernünftig. Anderes kann ich beim besten Willen nicht verstehen. Ich dachte er liebt mich auch. Was bringt jemandem die Freundschaft mit dem, den er liebt oder zumindest geliebt hat? Und mehr als 20 Jahre befreundet war, und 15 Jahre verheiratet. Ich dachte, das was es bringt, ist das Gefühl zu haben, dass Menschen bleiben, wenn auch nicht so, wie man sich das gewünscht hat. Nicht den Eindruck zu haben, es gibt lauter Risse im Leben. Dass deine Freunde deine Freunde bleiben, auch wenn die Liebesbeziehung nicht funktioniert hat.


"Warum also soll Dein Ex mit jemandem Kontakt halten, der ihm jahrelang das Gefühl vermittelte, nicht gut genug zu sein?"

Erstens hat er sich eisern gut genug gefunden, immer und in jeder Situation. Wenn es anders gewesen wäre, hätte dann "Grundehrlichkeit" nicht verlangt, es mir zu sagen? Dass es ihm nicht mehr gut geht damit, wie ich ihn behandle?

" Gerade ehrliche Typen finden solche Fragen sehr penetrant, vor allem wenn sie immer wieder gestellt werden. Was willst Du hören, dass er leidet? Das wird er kaum zugeben."

Ich verstege nicht, Elana, wo bleibt da die Ehrlichkeit? Was für ein Gewinn liegt darin, wenn man leidet, es nicht zuzugeben? Das kann ich nicht nachvollziehen. Wenn ich leide, dann stehe ich dazu, und wenn ich nicht leide, dann genauso. Was soll dieses ehrlich sein auf der einen Seite, und dann nicht zugeben auf der anderen Seite? Das ergibt für mich keinen Sinn. Das ist für mich unlogisch, verwirrend, und vor allem unehrlich.

" Vielleicht entschuldigst Du Dich mal und sagst ihm, dass Du ihn eben doch so in Ordnung findest, wie er ist, und das nun endlich weißt. Sonst wird er immer daran denken: Das ist die Frau, die mich nicht in Ordnung findet. Versuche, eure Beziehung mit mehr Abstand zu betrachten und dabei niemandem die Schuld zu geben. ihr seid beide in Ordnung, niemand ist schuld, jeder ist so, wie er ist und darf das auch bleiben. Niemand soll sich für den anderen ändern müssen, denn jeder Mensch ist einzigartig und toll, so wie er ist."

Ja, das ist eine gute Idee. Wir haben übrigens keinen gemeinsamen Hund, auch keine Kinder, kein Haus, kein gemeinsames Hobby, wir haben bloß dieselbe Religion, was mit sich bringt, dass man sich öfters im Jahr wieder mal trifft. Ansonsten funktioniert das mit niemandem die Schuld geben leider nicht, denn schuld bin ja aus seiner Sicht immer und ausschließlich und jetzt noch viel mehr ICH. Und du wirst verstehen, dass auch mir diese Riesenlast zu tragen zu schwer ist. Und ich es auch nicht glaube. Ich habe meine Fehler, und der hässliche Abschluss der Ehe ging auf mein Konto, aber ich hätte gerne an den Dingen gearbeitet, die ihn störten, wenn er nur je die Ehrlichkeit und den Mut besessen hätte, mir das zu sagen. Ich finde es nicht erstrebenswert, wenn 2 Menschen zusammenleben und sich gegenseitig nicht helfen möchten, bessere Menschen zu werden. Ich habe mich danach gesehnt, dass er mal wo sitzt und mal über mich nachdenkt. Es ist für mich leider nicht so DER große Liebesbeweis, wenn ich sein kann wie ich will, wenn ich nie auf etwas aufmerksam gemacht werde, und vor allem in Konflikten war ich selbst ganz bestimmt zu unfähig herauszufinden, was da los ist, da mir die andere Seite nicht offen berichtet hat, was "dort drüben" los ist. Mag sein, es gibt Menschen, die das alleine herausfinden, ich nicht. Ich war nicht in der Lage dazu.

lg Papaya

Re: hatte mein exmann alexithymie?
06.02.2012 von Elana

Liebe Papaya

Da Du Deinen Ex also schon ganze 35 Jahre kennst, verwundert es mich, dass Du nicht selbst am besten weißt, was in ihm vorgeht. Es muss also irgendwo bei Dir auch eine riesige Betriebsblindheit bestehen, dass Du 1. nicht fähig bist, ohne Hinweis von anderen dazuzulernen, wie Du sagst, und 2. Deinen Ex-Mann nach so vielen Jahren nicht besser verstehst und vor allem nicht vorausgesehen hast, dass Dein Ex-Mann auch irgendwo eine Grenze in seiner Toleranz zeigt, was das Fremdschauen und -gehen betrifft. Weißt Du denn so gar nicht nach so vielen gemeinsamen Jahren, ob Dein Ex-Mann Dir das Fremdgehen je verzeihen kann? Vielleicht hast Du damit seine Gefühle für Dich, von denen Du sowieso annimmst, dass nicht viele davon vorhanden sind, vollends zerstört. Vielleicht hat er sich damit entliebt und fühlt sich jetzt befreit, so wie mein Neffe im Hinblick auf seine Freundin, die auch immer fremdschaute.

Ehrlichkeit bedeutet nicht, alles sagen zu müssen. Das, was Du verlangst, ist eine absolute schonungslose Offenheit und Freilegung von Gefühlen, die viele Menschen entweder für sich behalten wollen aus Selbstschutz oder verdrängen oder eben nicht so eindeutig für sich definieren. Da Du aber Deinen Ex-Mann doch als sehr ruppig beschreibst, hat er offenbar doch klare Aussagen getroffen über seine Gefühlslage, die Du jedoch nicht begreifst oder glaubst. Wer nicht zugibt, falsch zu liegen, sondern zu sich selbst steht, trifft eine klare Aussage, nämlich "Nein, Du hast Unrecht". Das ist ehrlich. Für Dich ist das reinste Sturheit, aber im Grunde genommen besteht er damit einfach nur auf seinem Standpunkt.

Offenbar definiert Dein Ex eine Beziehung anders, es geht ihm evtl. gar nicht darum, Dich zu ändern oder sich selbst. Vielleicht wollte er einfach "leben", das möglichst angenehm und zufrieden. Wie kommst Du darauf, dass alle Menschen aktiv an sich arbeiten wollen, um zu besseren Menschen zu werden und eigens deshalb eine Beziehung eingehen, um dies zu erreichen? Also ich will das nicht. Ganz im Gegenteil. Wenn ein Mann mir zu unbequem wird, bin ich weg. Warum sollte ich mir das antun? Ich will Spaß am Leben haben, um meiner selbst willen geliebt werden. Ich möchte nicht mit meinem Partner Konflikte austragen, ganz im Gegenteil, ich suche Harmonie. Wenn das nicht möglich ist, bin ich weg. Eine Beziehung muss für mich ein Gewinn sein. Ich muss mich wohlfühlen, möchte mich dabei nicht verbiegen müssen und sehe es auch nicht als meine Aufgabe, meinen Partner zu verändern. Wenn es nicht stimmig ist, dann gehe ich einfach und suche mir einen passenderen Partner.

Re: hatte mein exmann alexithymie?
06.02.2012 von papaya

Liebe Elana,

also es sind 25 Jahre. Und ich habe nie fremdgeschaut und bin ein einziges Mal fremdgegangen. Und es war mir immer klar, dass es in diesen Dingen keine Toleranz gibt, damit habe ich nicht gerechnet. Alles andere würde ich einfach gerne wissen. Wenn es so ist, dass er jetzt glücklicher ist oder zumindest befreit, dann würde ich es gerne wissen, ich täte mir dann auch leichter mit meinen Schuldgefühlen. Es ist unter anderem dieses Nichtwissen, was mich so hart trifft.

ja, witzig oder, davon bin ich ausgegangen, dass jeder an sich arbeiten möchte, um ein besserer Mensch zu werden. Das Konzept von dem du schreibst, das kenne ich nicht. Vielleicht ist es auch das Konzept meines Ex-mannes. Ich weiß es nicht.

lg Papaya

Re: hatte mein exmann alexithymie?
06.02.2012 von Elana

Liebe Papaya

Also für mich persönlich wäre eine Scheidung eine absolut klare Aussage. Ich verstehe nicht, weshalb Du davon ausgehst, dass Dein Ex jetzt noch Interesse hat, dies alles mit Dir zu besprechen. Er hat sich von Dir getrennt. Ihr seid geschieden. Er hat sich also eindeutig gegen Dich entschieden. Da gibt es offenbar nichts mehr für ihn aufzuarbeiten oder zu beantworten. Eine Scheidung ist keine Eheberatung oder Therapie, sondern ein klarer Schnitt. Ich habe den Eindruck, dass Du seine Stellungnahmen immer nur als Verweigerung begreifst. Doch in Wirklichkeit ist es selbstverständlich, dass jeder Mensch das Recht hat, seine Gedanken oder Gefühle für sich zu behalten. Er gehört sich allein, auch ein Kind gehört nicht seinen Eltern, muss ihnen z. B. auch keinen Kuss geben oder ihnen jeden Tag sagen, wie lieb es sie hat, wenn es das nicht freiwillig tun will, wie z. B. bei autistischen Kindern, die auch nicht gern angefasst werden von der Mutter. In diesem Sinne hat jeder Mensch ein Recht, sich zu verweigern. Das ist nicht Eigensinn oder Sturheit, sondern eine natürliche Grenzziehung, um das eigene Selbst zu schützen.

Ich muss meinen Bruder mit Asperger auch so akzeptieren, wie er ist. Er ist mein Bruder, aber jahrelang hat er mich nicht gegrüßt auf der Straße, bis er sich wieder anders entschied. Wenn er mit mir redet, ist es, als würde er an mir vorbeischauen. Aber ich weiß, dass er nichts dafür kann. Ich kann ihm auch nichts zumuten, sonst bringt es ihn durcheinander. Er braucht seine geordnete Welt. Für unsere Mutter war es auch nicht leicht zu erkennen, dass er sie nicht braucht und sie nur 1-mal im Jahr an Weihnachten sehen will, sonst aber nicht. Doch war es für sie sehr entlastend zu wissen, dass es nicht an ihr liegt, sondern am Asperger.

Du kannst es ja auch so betrachten. Es liegt an seiner Alexithymie, welche auf was immer beruhen mag, das ist ungeklärt. Aber offenbar stimmt etwas nicht bei ihm, zumindest aus Deiner evtl. auch nicht ganz geklärten speziellen, gefühlsbetonten Persönlichkeit.

Da Dir das alles aber enorm zu schaffen macht, würde ich Dir eine Therapie empfehlen. Ich mache das auch, das ist eine sehr hilfreiche Sache. Vielleicht wird dadurch noch einiges klarer für Dich, evtl. auch in Bezug zu Deiner eigenen Betriebsblindheit bzw. Deinem Nichtverstehen. Evtl. liegt die Wahrheit irgendwo in der Mitte, d. h. vielleicht hat er mehr Gefühle, als Du denkst, aber Du bist eben gleich das absolute Gegenteil, so wie es aussieht. Vielleicht siehst Du das alles etwas übertrieben. Meine Schwester z. B. konnte ich x-mal umarmen und ihr sagen, wie sehr ich sie liebe, ich und meine Familie, auch ihr Sohn, trotzdem behauptete sie im nächsten Moment, niemand liebe sie.

Hast Du noch nie darüber nachgedacht, dass Du ev. auch eine psychische Störung haben könntest, irgendwo in der emotionalen Gegenecke? Ich würde das mal abklären lassen. Eine Diagnose ist sehr hilfreich, um sich selber besser zu verstehen. Und ja, und um an sich zu arbeiten, das willst Du ja. Das gehört nicht in eine Beziehung, sondern in eine Therapie.

Das mit dem Besseren-Mensch-Werden ist für mich nicht so glaubwürdig, da Dein Ex offenbar treu und loyal war, Du jedoch nicht. Er hat also diesbezüglich nicht versagt. Na ja, irgendwie hast Du das Ziel nicht erreicht, obwohl Du es angestrebt hast, er hat nichts angestrebt, sondern es einfach gemacht. Einer meiner Brüder (nicht der mit Asperger) predigt den ganzen Tag, aber er tut nicht, was er predigt. Es ist sogar so, dass er geradezu das Gegenteil dessen ist, was er predigt und mir verkaufen will. Ich tue es einfach und er meint dann, ich sei selbstgerecht, weil ich solche Dinge als selbstverständlich betrachte und kein Aufhebens davon mache. Doch ich empfinde es leichter, korrekt zu sein, und finde es seltsam, wie mein Prediger-Bruder sich dafür anstrengen muss und es dann doch nicht erreicht.

Ich wünsche Dir viel Kraft, um das Ganze zu verarbeiten. Ist sicher nicht leicht, so eine Scheidung. Das tut natürlich noch länger weh. Aber irgendwann wird´s besser damit. :)

Re: hatte mein exmann alexithymie?
06.02.2012 von papaya

Liebe Elana,

danke dir für deine (schonungslose) Offenheit, du scheinst sehr wohl sehr direkte sehr offene Worte zu schätzen (im Gegensatz zu meinem Ex, der so konfliktscheu war, dass er mir diverse negative Dinge, die er über mich dachte, wohl nie berichtet hat).

Also Elana, selbstverständlich habe ich bereits eine Therapie gemacht, ich litt unter vielfältigen Traumafolgestörungen, und all das war sehr hilfreich.

Ich weiß, dass du Ähnlichkeiten mit meinem Ex hast, ich kann das spüren. Genauso wie ich mit deinem (Prediger-) Bruder sympathisiere, weil ich spüren kann, was er wohl meint, und diese Schwarz- Weiß- Unterteilung von "die einen quatschen nur davon, die anderen tun es" ist nicht so meines. Und ich sehe es auch nicht so, dass die gefühlsflacheren Personen die besseren Menschen wären, nur weil sie möglicherweise (aufgrund ihres flacheren Affekts) einer Versuchung leichter widerstehen können.

Aber mein Ex sieht das ganz bestimmt so wie du. Und daher danke ich dir für diesen Einblick in deine Welt.

dir noch einen schönen Montag
Papaya

Re: hatte mein exmann alexithymie?
06.02.2012 von Elana

Hallo Papaya

Eigentlich sehe ich es nicht so moralisch. Ich predige es aber auch nicht, um es dann nicht zu halten.

Meine Schwester ruft mich heute wieder im Halbstundentakt an. Sie und ihr Mann drehen wieder mal komplett durch, was ihr 4-jähriges kleines Mädchen alles mitmachen muss. Ich kann nur hoffen, dass die Kleine in ihrer eigenen Kinderwelt Zuflucht findet und es nicht so mitbekommt. Also bei der Kleinen sorge ich mich, denn sie hat das nicht verdient. Doch die Erwachsenen bereiten sich oft selbst die Hölle.

Alles Liebe! Vielleicht findest Du ja doch noch eine gemeinsame Sprache mit Deinem Ex. Solche Dinge lassen sich nicht mit Fremden lösen. Das ist eine Sache zwischen euch beiden.

Re: hatte mein exmann alexithymie?
06.02.2012 von Anonym

Hallo Papaya,

falls du noch hier liest und immer noch - trotz unserer Kommentare - so an deinem Ex hängst, könnten wir überlegen, ob dein Ex wirklich so ein Moralapostel ist, für den ein einmaliges Fremdgehen wirklich so ein k.o.-Kriterium ist.

Alexithymie können sehr auf einzelne Menschen fixiert sein. Bei einer Enttäuschung, gleich welcher Art, reagieren sie mitunter extrem heftig. Oft geraten sie dann in eine Ecke, aus der sie schwer heraus kommen. Lange beleidigt sein und anderen glaubhaft vorspielen, dass es ihnen bestens geht, können sie gut.

Re: hatte mein exmann alexithymie?
06.02.2012 von papaya

Hallo,

ja natürlich bin ich noch hier. Hab mich heute zwar mal sehr gekränkt, dachte aber dann, dass ich einfach die Wahrheit wissen will bzw. dieser zumindest ein Stück weit näherkommen möchte.

Und ja, ich hänge an ihm, an den Jahren miteinander, an den Erinnerungen, an seiner eigenwilligen Art mit allem zufrieden zu sein. Und tatsächlich hat mich das gewundert, dass diese Sache für ihn so war, wie sie war. Ich meinerseits hab beim Heiraten gesagt, wenn du mich betrügst, lass ich mich scheiden. Er hat nie sowas gesagt. Er hat wohl auch nie damit gerechnet, dass ich sowas machen würde. Ich auch nicht, das könnt ihr mir glauben.

Ich weiß, dass das eine Sache zwischen ihm und mir ist. Aber sein Teil ist ja sozusagen weg, und ihr alle redet mit mir, sozusagen stellvertretend. Und dafür bin ich dankbar. Trotz allem.

schönen Abend
Papaya

Re: hatte mein exmann alexithymie?
06.02.2012 von papaya

hallo Anonym,

ich versuche also gerade zu erfassen, was du mir da sagst. Also einerseits ist er gefühlsflach, aber bei dieser Enttäuschung, was er nie vermutet hätte, dass ihm mal sowas passiert, nicht nach 20 Jahren mit mir, geriet er also in ein Eck und ist beleidigt. Tatsächlich hat er einer gemeinsamen Freundin gegenüber erwähnt, dass er größte Schwierigkeiten damit hat, mir zu vergeben. :oops: :?

Und dann hätte ich noch die Frage, was der profit, der Witz, der Clou daran ist, anderen vorzuspielen, dass es einem bestens geht, wenn es nicht so ist? Warum sollte man das tun? Wer hat was davon und vor allem was? :?:

ich geh dann mal schlafen. Cooles Forum hier. Aber mit wenige Mitgliedern, stelle ich fest.
Papaya

Re: hatte mein exmann alexithymie?
06.02.2012 von papaya

Liebe Elana,

naja, man predigt ja etwas auch nicht deswegen, UM es dann nicht zu halten, sondern deshalb, weil man es gut und richtig findet und davon überzeugt ist, und dann gemeinerweise dennoch von seiner eigenen Fehlerhaftigkeit erwischt und zu Boden geschleudert wird. Aber nur weil das passiert, führen sich ja deshalb nicht alle Prinzipien nach denen man lebte bzw leben wollte, ad absurdum. Jedenfalls Ehebruch war für meinen Mann wie mich gleicherweise ein No-Go.

Ich habe übrigens auch eine Schwester. Sie dürfte ähnlich wie du sein, während ich mich in deiner Schwester eher wiedererkenne.

Ja, vielleicht finde ich eines Tages noch eine gemeinsame Sprache mit meinem Ex. Er war der beste Freund, den ich in den vergangenen 20 Jahren hatte, und die einzige Sicherheit in meinem Leben. Ich habe oft davon geträumt, er kommt zurück, und steht mit Blumen vor der Tür. In ein paar Tagen hätten wir unseren 16. Hochzeitstag. Aber nach einer Scheidung im Oktober ist damit wohl nicht zu rechnen.

Ich danke dir fürs mit mir diese Geschichte teilen
Papaya

Re: hatte mein exmann alexithymie?
07.02.2012 von Elana

Liebe Papaya

Du siehst Alexithymiker einfach zu sehr in einem Täterprofil. Du klagst unentwegt an, obwohl faktisch Du selbst verantwortlich bist für die Reaktion Deines Mannes. Du drehst es so, dass Dein Mann Dich sozusagen zum Fremdgehen gebracht hat durch sein Verhalten. Ich sehe es eher so, dass Dein Fremdgehen durchaus Deiner eigenen psychischen Störung zuzuschreiben ist. Also ich persönlich würde Dein Verhalten deswegen nicht als ehrliche Reue wahrnehmen und entsprechend auch keine Versöhnung anstreben. Denk doch mal darüber nach, was Du Deinem Mann da angetan hast, wie verletzend ein solcher Vertrauensbruch ist. Nur weil er womöglich alexithym ist, hat er nicht weniger Anrecht darauf, sich dadurch in seiner Persönlichkeit abgelehnt und gekränkt zu fühlen.

Viele würden es so empfinden, ob nun alexithym oder nicht. Solange Du also noch auf dieser Aber-du-hast-das-provoziert-Schiene fährst, sehe ich keine Möglichkeit, wie Du Deinen Mann zurückgewinnen kannst. Am besten googlest Du mal über das Fremdgehen in Foren, wo z. B. Betrogene ihre Gefühle beschreiben, wie sehr sie das verletzt hat, vielleicht weißt Du dann, was evtl. unbewusst abläuft in Deinem Mann. Es ist ja nicht so, dass Alexithymiker keine oder weniger Gefühle haben, sie können diese nur nicht so gut interpretieren. Aber sie sind da!

Mein Facharzt für Psychosomatik warnte mich vor kurzem, ich müsse mich unbedingt vor der Vereinnahmung meiner Schwester schützen, sonst wird es mir gesundheitlich noch schlechter gehen, dann müsste ich ein paar Monate weg zur medizinischen Erholungskur und falle komplett aus. Es ist nämlich nicht so, dass Alexithymiker einfach alles aushalten können, irgendwo nehmen Verletzungen schon auch Schaden, oftmals somatoform über den Körper wie bei mir. Das hab ich ihr gestern gesagt, nachdem sie mich im Halbstundentakt anrief und mich auf eine Weise vereinnahmte, die ich wie eine Invasion empfand. DAS nenne ich Täterschaft.

Du wirkst auf mich auch so. Es geht nur um Dich und Deine Gefühle. Wenn es Dir wirklich um die Gefühle Deines Mannes ginge, würdest Du Dir zumindest vorzustellen versuchen, wie er fühlen KÖNNTE, unbewusst. Aber diesbezüglich scheinst Du komplett fantasielos zu sein, wobei ich darauf hinweise, dass z. B. Borderliner die Gefühle anderer auch nicht wahrnehmen, weil sie in ihrer eigenen Gefühlswelt zu instabil sind. Sie blenden die Gefühle anderer aus und projizieren ihre Gefühlswelt interpersonell.

Ich finde, Du bist auch sehr schnell beleidigt, z. B. auch hier, obwohl Du doch ehrliche Antworten haben willst. Warum darf denn Dein Mann nicht "beleidigt" sein angesichts Deines Fremdgehens? Was wäre gewesen, wenn er fremdgegangen wäre?

Re: hatte mein exmann alexithymie?
07.02.2012 von papaya

Naja Elana,

guten Morgen übrigens. Auch du klagst unentwegt an, übrigens. Auch du zeigst Verständnis ausschließlich für ihn, keineswegs für mich. Er konnte nicht anders, aber ich hätte alles anders können müssen. Tut mir sehr leid, aber du weißt wenig von mir, und du hinterfragst nicht mal deine Bewertungen und Interpretationen. Und klar, tut das weh. Nichts von dem was du schreibst entspricht meiner Ansicht.
Ich denke auch in enem Selbsthilfeforum darf man einfühlsam miteinander umgehen, anstatt sich zu verurteilen und mit Härte zu behandeln. Ja, ich schreibe hier, weil ich was hören wollte. Dennoch hoffte ich auf Empathie und werde es auch weiter tun. Denn auch ich bin ein Mensch und leide zurzeit besonders unter meinen Fehlern, und niemals habe ich dafür die Verantwortung wem anderen gegeben. Vielleicht bist du eine flüchtige Leserin, ich weiß es nicht. Aber dermaßen ins Gsicht spucken brauchst mir eigentlich nicht, denn ich habe dir nichts getan, und du bist hier nicht meine Richterin.

schönen Tag
Papaya

Re: hatte mein exmann alexithymie?
07.02.2012 von papaya

Und schau mal hin, Elana, DU teilst die Welt in Täter und Nicht-Täter ein. Und für dich sind halt die Alexithymen die Nicht -Täter und die anderen die Täter. Ich habe niemals von Täterschaft gesprochen, und ich hab auch net gleich borderline, nur weil einiges in meinem Leben schiefgegangen ist. Ich möchte bitte hier in diesem Forum von dir nicht mehr in dieser ungerechten und harten Weise verurteilt werden, denn mein Leben ist zurzeit schwer genug und ich habe dir nichts angetan, was dieses Verhalten rechtfertigen würde.

tschüss

Re: hatte mein exmann alexithymie?
07.02.2012 von Elana

Liebe Papaya

Also ich hege keinerlei Aggressionen gegen Dich, Wut ist mir sowieso fremd. Was mich wundert, sind Deine Erwartungen an dieses Forum, das sich mit Alexithymie befasst. Du wolltest doch evtl. herausfinden, was Dein Ex denkt, nicht? Genau dies versuchte ich Dir zu vermitteln, wie evtl. Dein Mann die Situation als möglicher Alexithymiker sehen könnte, da er selbst Dir dies nicht mitteilt, was Du aber unbedingt wissen wolltest.

Aber wie schon einmal erwähnt, das lässt sich nur mit Deinem Ex klären und nicht über uns/mich, die Du nun meiner Meinung nach interpersonell benutzt, um Deine Gefühle gegenüber Deinem Ex, bei dem Du an die Wand gerannt bist, auszuagieren. Aber dafür bin ich nicht da, sorry. Ich bin auch nicht dafür da, Dich zu trösten und Dir zu sagen, dass Du alles richtig gemacht hast. Gerade wenn ich persönlich finde, dass Dein Ex wohl seine guten Gründe haben wird, dass er jetzt abblockt. Dies versuchte ich Dir nahezubringen, damit Du evtl. Zugang zu Deinem Ex findest, was Du ja anstrebst. - Du hast geschrieben, dass Dir jemand sagen muss, wenn Du etwas falsch machst, weil Du nicht in der Lage seist, Deine Fehler zu erkennen und dazuzulernen. Wenn Du natürlich dann so reagierst, wenn dies dann jemand wörtlich nimmt, verwundert es mich nicht, wenn Dein Ex es aufgegeben hat. Würde ich auch tun und die Flucht ergreifen.

Was ich auch gar nicht verstehe, ist die Erwartung, die Du an Deinen Ex stellst. Er hat sich von Dir getrennt, ihr seid geschieden, damit führt er jetzt ein eigenes, neues Leben. Vielleicht will er das gar nicht mehr aufarbeiten mit Dir. Vielleicht hat er einfach die Nase gestrichen voll von Dir und möchte jetzt keinen Kontakt mehr mit Dir haben. Wenn ich daran denke, wie sauer mein Vater auf seine Ex war, dann ist das durchaus denkbar. Jedenfalls ist Dir Dein Ex nichts mehr schuldig, da es faktisch keine Beziehung mehr gibt. Vielleicht sucht er sich jetzt eine andere Frau.

Re: hatte mein exmann alexithymie?
07.02.2012 von Anonym

Hallo Papaya,

[quote:2d77uu57]Also einerseits ist er gefühlsflach, aber bei dieser Enttäuschung, was er nie vermutet hätte, dass ihm mal sowas passiert, nicht nach 20 Jahren mit mir, geriet er also in ein Eck und ist beleidigt.[/quote:2d77uu57]
Aus meiner Erfahrung mit mir selbst, kann ich mir das sehr gut vorstellen. Ob es bei deinem Mann auch so ist, weiß ich natürlich nicht. Es ist eine Option, die ich in die Überlegungen einbeziehen würde.

Gefühlsflach suggeriert einen völlig emotionslosen Roboter. Das trifft aber höchstens für ganz extrem Alexithyme zu. Es ist komplizierter. Z.B. haben viele Alexithyme Schwierigkeiten mit positiven Gefühlen, nehmen zumindest einzelne, negative Gefühle aber durchaus gut wahr. Ich verstehe z.B. unter Liebe mit ziemlicher Sicherheit etwas ganz anderes als meine Frau und du. Was ihr unter Liebe versteht, kenne ich wahrscheinlich gar nicht. Selbst wenn das alles wäre, kann ich ihr schon deshalb nicht aus eigenem Antrieb sagen, dass ich sie liebe. Unser Zusammenraufen: wenn sie mich fragt, ob ich sie liebe, sage ich ja. Früher habe ich mich selbst davor gedrückt. Was auf dich gefühlsflach wirkt, ist für mich extrem kompliziert.

Gefühle und Worte über Gefühle sind nicht klar definiert. Jeder benutzt sie, aber niemand weiß, ob er das Gleiche darunter versteht wie andere. Versuche nur mal heraus zu finden, wie sich Liebe (bei anderen) anfühlt. Vielleicht meinen wir mit beleidigt sein Unterschiedliches. Ich nannte es gestern beleidigt sein. Ich könnte auch sauer, gekränkt, enttäuscht, verärgert oder wütend schreiben. Vielleicht unterscheidest du da. Für mich ist das alles irgendwie gleich oder ähnlich.

Ich kann sehr, sehr wütend werden. Ich weiß nicht, ob ich dann so fühle wie du, wenn du wütend bist. Eigentlich fühle ich mich nicht wütend, sondern ich bin wütend. Vielleicht sind wir beide da gleich, vielleicht steht dahinter ein völlig anderes Konzept von Fühlen, vielleicht benutzen nur unterschiedliche Worte.
Oft ist der Anlass für Wut bei mir gar nicht so entscheidend. Meistens hat sich ein Fass langsam gefüllt, und der letzte Tropfen bringt es zum Überlaufen. Irgendwann merke ich, dass ich vielleicht jemanden verletzt habe, komme aber trotzdem nicht aus der Wut raus bzw. finde von mir aus nicht mit dem Verursacher der Wut zusammen. Negative Erlebnisse mit Menschen, auf die ich gesetzt habe, wirken besonders stark in diese Richtung. Ich würde nie mit einem Blumenstrauß vor deiner Tür stehen. Vielleicht würde ich sogar warten oder hoffen, dass du einen Weg zu mir findest. Ich könnte dir nicht einmal sagen, wie der Weg aussehen könnte. Höchstens, wie der Weg nicht aussieht.

[quote:2d77uu57]Und dann hätte ich noch die Frage, was der profit, der Witz, der Clou daran ist, anderen vorzuspielen, dass es einem bestens geht, wenn es nicht so ist? Warum sollte man das tun? Wer hat was davon und vor allem was?[/quote:2d77uu57]
Z.B. Gewohnheit, Selbstschutz, andere schützen, Rache, andere ärgern. Es muss nicht einmal bewusstes Vorspielen sein, im Sinne von ich fühle mich schlecht, aber ich behaupte es geht mir gut. Es könnte z.B. sein, dass er Kopfschmerzen hat, die er auf die Wetterlage schiebt, die aber auf einem unerkannten Gefühl wegen der Trennung beruhen.
Nach der Beschreibung deines Ex liegt auch eine ganz andere Möglichkeit nahe. Wahrscheinlich gibt es für ihn keine größere Niederlage, Peinlichkeit oder was auch immer, als vor sich und anderen zuzugeben, dass er sich mit der Trennung auch ins eigene Fleisch geschnitten hat. Das würde schon reichen.
Es muss nicht so sein. Aber es ist auch nicht ganz abwegig.
Übrigens muss man bei Alexithymen genau zu hören und genau lesen. Die Erwähnung, dass er größte Schwierigkeiten damit hat, dir zu vergeben, könnte auch vorsichtiges Signal sein, dass er doch nicht ganz so verhärtet ist. Wenn er keine emotionalen Gespräche will, ist er vielleicht für sachliche Gespräche ansprechbar.

Versteh mich bitte nicht falsch. Ich will keine Hoffnungen wecken. Das sind alles nur Möglichkeiten. Auch alexithyme Menschen sind nicht so einfach und gleichartig, dass man alles mit Rastern erklären und lösen kann.

Jetzt habe ich so viel geschrieben, so lange überlegt, korrigiert, neu geschrieben usw. Trotzdem habe ich nicht das Gefühl, dass ich meine Gedanken richtig rüber bringe und deine Fragen beantwortet habe. Irgendwie ist alles so und doch ganz anders. Hoffentllich habe ich dir wenigstens nicht weh getan. Vielleicht hast du einen kleinen Eindruck, wie unheimlich schwierig, kompliziert, chaotisch, unberechenbar, widersprüchlich, ungreifbar usw. der Umgang mit Gefühlen und Gefühlsmenschen für mich ist. Vielleicht geht es deinem Ex ähnlich.

Ich habe nicht immer so viel Zeit. Wenn eine Antwort kurz und prägnant ist und auf dich hart oder verletzend wirkt, geh bitte davon aus, dass es nicht persönlich und böse gegen dich gerichtet ist.

Re: hatte mein exmann alexithymie?
07.02.2012 von Anonym

Hallo ihr beiden,

bitte macht ein paar Schritte nach hinten und holt tief Luft. Wir sind hier, um die verschiedenen Sichtweisen von Alexithymen und nicht Alexithymen besser zu verstehen. So muss man alle Aussagen verstehen, nicht als persönliche Angriffe. Das zu trennen ist schwer. Gerade für uns. An unseren Diskussionen kann man schon viele typische Muster erkennen. Wäre schade, wenn wir uns schon beim ersten Gedankenaustausch gegenseitig vergraulen.

Re: hatte mein exmann alexithymie?
07.02.2012 von Elana

@Anonym: Im Alexithymie-Fachbuch, das ich hier schon vorstellte, wird erwähnt, dass es gewisse Unterschiede zwischen Alexithymen mit und solchen ohne somatoformen Symptomen gibt hinsichtlich der eigenen Einschätzung der Alexithymie. Alexithyme mit somatoformen Schmerzen schätzen sich selbst weniger alexithym ein, als sie sind, bzw. wirken evtl. auf Anhieb weniger alexithym. Ich nehme an, das rührt von den somatoformen Symptomen her, wo sich die Gefühle irgendwo doch ausdrücken, wenn auch unbewusst-symbolisch und ohne für den Leidenden verknüpfbaren Zusammenhang zu den dazugehörigen Gefühlen. Durch den dadurch entstandenen somatoformen Leidensdruck wird der Alexithyme sozusagen zu körperlich-sensorischen Emotionen gezwungen. Mir ist aufgefallen, dass ich leide, aber nicht wegen dem Problem selbst, das ich eher rational zu lösen gedenke, sondern wegen den Schmerzen, die ich eben nicht einfach so wegrationalisieren kann. Dadurch bin ich gezwungen und es wird mir auch von meinen Ärzten dringend dahingehend Druck gemacht, meine durch die Alexithymie allzu stark vorhandene Nachgiebigkeit zugunsten meiner Gesundheit zu schmälern.

Daran arbeite ich nun, weil ich es muss, d. h. ich setze bewusst Grenzen. Das kann natürlich für denjenigen, den ich begrenze, hart sein, aber es ist mein gutes Recht, denn jeder sonst nimmt das für sich in Anspruch. Ich denke, Alexithyme werden oftmals sehr ausgenutzt. Ich würde deshalb nie einen Partner wählen, der tagtäglich mit mir auf Konfrontation geht. Ich kann Dich da nur bewundern. Pass bitte auf Dich auf, nicht dass Du krank wirst wie ich. Die Alexithymie erinnert mich an meinen Rücken, dieser ist laut Chiropraktischer hart wie Beton, also drückt und drückt er durch mit aller antrainierten Muskelkraft, während ich kaum etwas spüre, danach fühlt es sich zuerst lockerer an, aber auf einmal kommen dann doch die bösen Folgen des harten Eingriffs. Mein Rücken IST nicht Beton, auch wenn er sich so anfühlt.

Re: hatte mein exmann alexithymie?
08.02.2012 von Anonym

Hallo,

tägliches Zusammenraufen bedeutet nicht täglichen Streit und anschließende Versöhnung, sondern gerade diese Belastung zu vermeiden.

Wichtig ist Wege zu finden, die täglichen Unstimmigkeiten zu überwinden, die sonst immer mehr zu Tage treten, je länger man zusammen ist. Die Kleinigkeiten, die irgendwann so groß werden. Die Dinge (wieder) in den Vordergrund zu stellen, die dafür gesorgt haben, dass man überhaupt zusammen gefunden hat. Die positiven Seiten am Partner wahrzunehmen. Sich nicht auf die negativen Seiten zu fixieren.

Beide Seiten müssen natürlich bereit sein, aufeinander zuzugehen und von ihren maximalen Wunschvorstellungen Abschied zu nehmen. Wenn man solche Wege nicht findet, sieht man irgendwann nur noch die negativen Seiten am Partner. Es kommt über kurz oder lang zur Trennung. Völlig unabhängig davon, ob ein Partner alexithym ist oder nicht. Aus meiner Sicht gilt das für alle Partnerschaften. Wenn alexithyme Partner beteiligt sind, gibt es evtl. ein paar Besonderheiten. Feste Vereinbarungen und Regeln für einige wichtige Dinge kommen mir z.B. besonders entgegen.

Re: hatte mein exmann alexithymie?
08.02.2012 von Elana

Hallo Anonym

Ja, so wie Du das jetzt ausdrückst, kann ich es unterschreiben. Solange die Bilanz insgesamt immer noch positiv ausfällt, lohnt es sich. Ich denke auch, dass es notwendig ist, sich von einigen Maximalvorstellungen zu lösen bzw. diese anderweitig sublimiert auszuleben (z. B. in Freundschaften, Hobbys, Ausbildung, Kind, etc.), wenn ein WIR angestrebt wird. Das gilt auch familiär.

Es lohnt sich auch, Grenzen zu ziehen. Meine Schwester nimmt jetzt tatsächlich mehr Rücksicht, nachdem ich ihr die Weisung meines Arztes durchgegeben habe.

Re: hatte mein exmann alexithymie?
11.02.2012 von papaya

Hallo Anonym,

danke für deine Antwort und für deine detaillierten Erklärungen.

Gefühlsflach suggeriert für mich keineswegs einen emotionslosen Roboter. Ich weiß, dass mein Exmann ein Mensch ist wie wir alle, aber halt nicht unbedingt so sehr viele Ähnlichkeiten mit mir, und umgekehrt verstand ich seine Welt ebenfalls zu wenig und das tut mir sehr Leid.

Ich fand nicht, dass er negative Gefühle gut wahrnahm, er spürte eher die positven Gefühle, diese aber auch nicht so differenziert.

Was die Wut betrifft, kann ich mir jetzt besser vorstellen, was da los war mit ihm. Er hat nie was gesagt aber wenn er dann wütend war, konnte er seine Wut überhaupt nicht kontrollieren, das war schon gruselig. Einmal hab ich auch ein blaues Aug davon getragen. Ich bin oft wütend, und wenn ich wütend bin, kann ich "Schadensbegrenzung" machen, ich kann immer noch überlegen, welches Häferl ich gegen die Wand schlage, und nehme nicht das Lieblingsgeschirr und ruinierte auch keine Einrichtungsgegenstände. Bei ihm war das anders, und deine Erklärung macht Sinn.


"Vielleicht meinen wir mit beleidigt sein Unterschiedliches. Ich nannte es gestern beleidigt sein. Ich könnte auch sauer, gekränkt, enttäuscht, verärgert oder wütend schreiben. Vielleicht unterscheidest du da. Für mich ist das alles irgendwie gleich oder ähnlich."

Das ist ganz bestimmt so, dass es für mich da Unterschiede gibt. Beleidigt sein ist für mich kein tiefer Schmerz, hat was mit kindlichem Trotzen und verletztem Stolz zu tun, geht aber niemals so unter die Haut wie gekränkt oder verletzt sein. Hingegen verärgert und wütend sein ist nochmal was ganz Anderes für mich.

"Jetzt habe ich so viel geschrieben, so lange überlegt, korrigiert, neu geschrieben usw. Trotzdem habe ich nicht das Gefühl, dass ich meine Gedanken richtig rüber bringe und deine Fragen beantwortet habe. Irgendwie ist alles so und doch ganz anders. Hoffentllich habe ich dir wenigstens nicht weh getan. Vielleicht hast du einen kleinen Eindruck, wie unheimlich schwierig, kompliziert, chaotisch, unberechenbar, widersprüchlich, ungreifbar usw. der Umgang mit Gefühlen und Gefühlsmenschen für mich ist. Vielleicht geht es deinem Ex ähnlich."

Ich finde schon, dass ich verschiedenen Antworten näher gekommen bin. Nein du hast mir nicht weh getan. Mir tun meistens harte Verurteilungen, bewertende bzw. abwertende Sprache oder Unterstellungen weh, weil ich dann das Gefühl habe, mich dagegen nicht wehren zu können. Ich mag nicht so gerne die bewertende "DU BIST...." Sprache, wiewohl mir klar ist, dass auch ich selbst nicht immer gewaltfrei rüberkomme. Was mir weh tut, ist soviele Fehler gemacht zu haben, und erst so spät viele Dinge näher erfassen zu können, aber das ist halt jetzt so. Es scheint so zu sein, so widersprüchlich und schwierig wie für dich der Umgang mit Gefühlsmenschen ist, genauso war es wohl für meinen Mann. Nur war es halt für mich ähnlich schwierig, und es gab so wenig Sprache dafür. Und Kommunikation war ein einziges Frusterlebnis. Und ich hätte derart sensibel, zurückhaltend, feinfühlig sein müssen, um ihm Dinge zu entlocken, das war ich alles nicht. Und er wusste wohl nie, dass es mit ihm nicht unbedingt unkompliziert ist, er dachte immer, ich bin die einzige, die schwierig ist. Naja, so ist es gewesen und jetzt ist es vorbei.

Morgen hätten wir übrigens unseren 16. Hochzeitstag. :(

schönen Tag noch!
Papaya

Re: hatte mein exmann alexithymie?
12.02.2012 von Anonym

Hallo,

[quote:6phqib1r]Er hat nie was gesagt aber wenn er dann wütend war, konnte er seine Wut überhaupt nicht kontrollieren, das war schon gruselig. Einmal hab ich auch ein blaues Aug davon getragen. Ich bin oft wütend, und wenn ich wütend bin, kann ich "Schadensbegrenzung" machen, ich kann immer noch überlegen, welches Häferl ich gegen die Wand schlage, und nehme nicht das Lieblingsgeschirr und ruinierte auch keine Einrichtungsgegenstände. Bei ihm war das anders, und deine Erklärung macht Sinn. [/quote:6phqib1r]
Das geht natürlich nicht. Wenn ich wütend bin, ziehe ich mich möglichst ganz zurück, spreche wenig, grübel vor mich hin und möchte am liebsten in Ruhe gelassen werden. Meine Form von Schadensbegrenzung. Irgend etwas kaputt zu machen ist schon reichlich dumm. Den Partner zu verletzen kommt gar nicht in Frage und geht eindeutig zu weit.

Re: hatte mein exmann alexithymie?
12.03.2012 von Elana

Liebe Papaya

Ich würde gerne wissen, ob es bei Dir vielleicht zu einer positiven Wendung gekommen ist. Würde mich freuen, da Du ja schon sehr an Deinem Ex hängst. Wie geht es Dir?

Re: hatte mein exmann alexithymie?
12.03.2012 von papaya

Liebe Elana,

das ist nett von dir, dass du fragst. Ich hatte mich ja nicht mehr so recht getraut hier was zu schreiben, da mir die Art und Weise gewisser Formulierung ähnlich weh getan hat wie vergangene Gespräche mit meinem Exmann, da hat Anonym sehr Recht, wenn er gesagt hat, wir spielen hier dasselbe wieder durch, halt auf einer anderen Ebene, auf einer, wo man alles leichter beenden kann.

Also ich habe ihm dann nochmal geschrieben, an dem Tag, der unser 16. Hochzeitstag gewesen wäre, ich habe ihm gesagt, wie Leid mir alles tut, und wie sehr ich ihn geliebt habe und er mich auch, und dass ich das alles nicht wollte, was passiert ist. Er hat nur geantwortet wie üblich, dass ich bitte meine Gedanken für mich behalten soll. Also wirst du Recht haben, dass er wohl froh sein mag, mich loszuwerden, weil er sowieso mich schon anstrengend empfunden hat, und nie verstehen konnte, was mir an ihm nicht passt bzw. Schwierigkeiten gemacht hat.

Manchmal träume ich immer noch von einer gemeinsamen Zukunft, dass wir in 2,3 Jahren wieder heiraten würden, und dann gemeinsam alt werden würden und alle Schwierigkeiten meistern könnten. Aber das wird wohl ein Traum bleiben, denke ich.

mit lieben Grüßen
Papaya

Re: hatte mein exmann alexithymie?
12.03.2012 von Elana

Liebe Papaya

Das tut mir jetzt echt leid, dass da gar kein Einlenken war bei Deinem Ex-Mann, gerade weil doch sehr stark zu spüren ist, wie sehr Du ihn immer noch liebst.

Vielleicht gibt es die Möglichkeit, Deinen Ex auf der Freundschaftsschiene zu erreichen, so nähert man sich automatisch wieder an und sein Vertrauen in Dich und an euch kann sich wieder neu entwickeln, unmerklich.

Ja, 2.5 Jahre, in dieser Zeit ist vielleicht doch noch ein Umschwung möglich, ich finde es gut, dass Du so realistisch darüber nachdenkst. Ich würde dranbleiben, wenn er keine Neue hat, denn dann besteht sicher noch eine Chance, denke ich. Das Gute an der Alexithymie ist doch auch die Fähigkeit, verzeihen zu können.

Ich wünsche Dir ganz viel Kraft und natürlich freue ich mich, wenn Du weiter hier schreibst. :)

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