01.03.2012 von anonym2
Thema: Beziehung mit einem Gefühlsblinden
01.03.2012 von anonym2
01.03.2012 von anonym2
Mit jemanden zusammen gewesen zu sein der Gefühlsblind ist, war für mich eine sehr schmerzhafte Erfahrung und ließ mich am Ende in Ohmacht zurück.
Es ist als wäre die Person die man geliebt hat gestorben oder gar nicht erst existent gewesen.
Man ist Hinterbliebener, Trauernder und weiß das der Andere nicht in der Lage ist um einen zu weinen, dass er nicht mal bemerkt das man nicht mehr da ist.
In dem Zusammensein merkt man, dass etwas nicht in Ordnung ist, dass das gegenüber nicht reagiert auf Krisen, auf Trauer auf Freude und man sucht die Schuld bei sich, fühlt sich ungeliebt und gedemütigt.
Der Mensch den ich kennengelernt habe, war auf den ersten Blick wunderbar, sozial mit einem Haufen Freunden, Wünschen und Fähigkeiten. Je näher wir uns kamen, desto mehr spürte ich dass etwas nicht stimmt mit ihm, dass er freundliche Dinge machte, weil man sie eben machte- nicht weil er sie gerne oder gar aus Zuneigung machte.
Dass er einschlief, wenn es mir schlecht ging, dass er nichts in seinem Leben schaffte, was stolz machen könnte außer wahrlos Kontakte zu pflegen mit irgendwelchen Menschen, die ihn nicht mal kannten- und grade darum.
Wenn Emotionen gefragt waren lief er weg, ignorierte sie, konnte nicht drauf eingehen. Anstelle von Gefühlen setzte er faktische Vorgänge.
Jede meiner hilflosen Lösungsstrategien interpretierte er als Wut.
Als sein Opa starb hielt die angebliche Trauer eine halbe Stunde als seine Mutter an Krebs erkrankte reagierte er gar nicht.
Seine Ignoranz schädigte mich, sein ambivalentes Verhalten machte mich zornig, Worte erreichten ihn nicht.
Er hing exzessiv vor dem Internet, blieb lange weg, gab mir die Schuld dafür.
Ich lief gegen Windmühlen, versuchte ihn zu erreichen in jeder Art die mir möglich war ohne Erfolg.
Manchmal kam er mir vor wie eine leere Hülle.
Er wiederholte Worte die er in irgendeinem Film gesehen hatte, die schön , die aber nicht seine waren. Für die Liebe hatte er keine eigene Worte, für die Freude auch nicht.
Als Partner fühlt man sich wie ein Spielzeug, dass zwischendurch herausgenommen und in Sicherheit gewiegt wird, aber auch nur wenn man es grade braucht. Man ist austauschbar zu jeder Zeit und durch jeden x- beliebigen grade dann wenn es um Zwischenmenschlichkeiten geht.
Erst nachdem wir jetzt auseinander sind kontaktierten mich seine Eltern und erzählte mir davon , dass bei ihrem Sohn Gefühlsblindheit "diagnostiziert" wurde.
Für mich ist es einfach schwierig im Nachhinein zu begreifen, was da eigentlich passiert ist, denn ich habe diesen Mann sehr geliebt und tue es auch immer noch. Ich versuche ihn mir im Moment vom Leib zu halten, weil ich weiß, dass jeder Kontakt für mich schmerzhaft ist und für ihn nicht.
Ich würde mich freuen mit Menschen Kontakt zu finden die ähnliches erlebt haben und diese Krise bewältigt haben.
10.03.2012 von Mensch
Oh jeee,
ich kann so sehr nachempfinden was Dir widerfahren ist. Denn es ging/geht mir sehr ähnlich.
Zu meiner Erfahrung:
Anfänglich wirkte der Mann offen und "sozial kompetent", er hatte, ebenso wie Du es von Deinem Partner beschreibst, viele Freundschaften, die ich im Nachhinein allenfalls als Bekanntschaften bezeichnen würde, weil sie mir jetzt so "wahrlos" erscheinen..nicht authentisch irgendwie. Das Gefühl, andere Menschen in seinem Umfeld würden ihn gar nicht kennen beschlich mich mehr und mehr. Außerdem hat er wunderbare Fähigkeiten Menschen für sich zu begeistern, hat große Träume, die ich teilte, kreative Ergüsse, die mich inspirierten...
Bei Krisen (und sogar bei Anfragen, nach zwischenmenschlicher Hingabe, Hoffnung auf Mitgefühl..etc) fühlte auch ich mich ignoriert und ungeliebt. Wenn ich ihn darauf aufmerksam machte reagierte er desinteressiert, oder im "besten" Fall aggressiv..was mir paradoxerweise zuweilen lieber war, denn das beinhaltete zumindest einen Funken Berührbarkeit und zeigte mir, dass es ihm eventuell doch nicht so egal war, wie es manchmal schien.
Er "zwang" mich dann aber häufig in die Eigenverantwortung, degradierte meine Bedürfnisse, betonte, dass er meine Gedanken doch nicht lesen könne und meine Traurigkeit nichts mit ihm, sondern mit meinen bisherigen Erfahrungen zu tun habe. Er nahm sich also aus der Verantwortung, was ich wiederum als verletzend und ambivalent empfand. Er hatte sich doch bereit erklärt einen gemeinsamen Weg zu gehen. Im Nachhinein ist mir klar, dass er überfordert war, weil er die Tiefe meine Empfindungen nicht nach-empfinden KANN. Wie soll ein Mensch auf seine Partnerin eingehen, wenn er überhaupt nicht begreifen kann was in ihr vorgeht? Ihm bleibt ja dann nur die Darstellung der Fakten, also die logische Kopf-Ebene, wenn er von der emotionalen Herz-Ebene überfordert bzw unberührt ist.
Er hatte immer Bereitschaft zum Gespräch und versuchte stets mir ein Ohr zu schenken, nur begriff er leider nichts von dem was ich sagte und fühlte sich (obwohl ich in Gesprächsführung durchaus Kompetenzen habe) offenbar mit angeblichen Vorwürfen an bzw in seiner Unzulänglichkeit attackiert. Während ich versuchte seine Ansichten/Handlungen und die dahinterliegenden Emotionen zu erfassen. Ich konnte mir damals nicht vorstellen, dass dort Leere vorherrschte.
Zu meinem Umgang damit:
Ich habe mich schließlich auch von ihm trennen müssen, weil ich seine Ambivalenz, den Schmerz und dieses "benutzt-fühlen" nicht mehr ertragen konnte.
Auch ich blieb mit Ohnmachtsgefühl zurück und fragte mich häufig, wo der geliebte Mensch hin ist...ob es ihn je gegeben hat. Er fehlt mir manchmal noch sehr, denn meine Gefühle für ihn sind irgendwie noch da. Ich habe mich ja nicht aus mangelnder Liebe ihm gegenüber getrennt, sondern weil es mich auf dauer noch mehr geschädigt hätte in dieser unbefriedigenden Beziehung zu bleiben. Mein Selbstwert war total im Keller.
Mittlerweile habe ich mein Leben wieder stabil ausgerichtet, ohne jeglichen Kontakt mit ihm. Es schmerzte mich ebenfalls zu sehr..und ihn nicht. Er rief manchmal an und erkundigte sich nach mir...blieb aber im Prinzip, völlig unabhängig von meinen Aussagen total unbeeindruckt bzw. unberührt. Es hat eine Weile gedauert, bis ich verdaut habe, dass es nicht nur gesünder, sondern notwendig ist keinen AKTIVEN Schritt auf ihn zu zugehen.
Ich merke im Nachhinein, dass er sich mit dieser Unberührbarkeit nicht wohl fühlte, denn "das hat man so nicht", "man sagt romantische Dinge..", "man tut dies und jenes wenn man für die Partnerin fühlt.."
Er sagte oft, dass ich die Frau sei, die er sich wünschte um Kinder zu bekommen. Viel mehr "Liebeserklärung" kann man nicht bekommen, hatte ich gedacht, als dass ein Mann sich dafür entscheidet und dazu bekennt. Wir waren uns diesbezüglich einig, wollten noch einige Jahre warten, erstmal unsere partnerschaftliche Welt genießen.. Es scheint fast so, als habe er versucht zu fühlen, die Dinge so anzugehen wie "man" das eben tut...und im Nachhinein stelle ich mir die Frage, ob er sich nicht nur aus faktischen Gründen für mich entschieden hat..(weil ich ohne mich da über zu bewerten, eine recht gute Partie bin) ..und ob es jemals eine Frau geben wird, die IHN tiefer berühren kann.
Entweder er begreift von sich aus, dass er mich in seinem Leben haben will oder eben nicht. (Wenn ja, leitet er entsprechende Schritte ein.)
Wenn er so unberührbar bleibt und damit zufrieden ist, ist das auch okay. Dann muss ich das respektieren und schmerzlich anerkennen, dass unsere Träume, Wünsche und Ziele auch in Zukunft nicht kompatibel sind.
Die Option ihm da "raus zu helfen" habe ich übrigens oft in Erwägung gezogen und musste dann doch realisieren, dass ich in all meiner Berührbarkeit keinen heiligen Gral für ihn zur Hand habe, ich mich selber schützen MUSS und es in seiner Eigenverantwortung liegt, die Dinge in Angriff zu nehmen.
Ich hoffe sehr, dass Du mit meinen Erfahrungen irgendetwas anfangen kannst und es Dir hilft Deine Gefühle zu sortieren. Vielleicht bringt es Dir etwas zu lesen, dass Du nicht allein mit solcher Art von Erfahrungen bist.
Vielleicht erkennst Du aber auch, dass für Dich ein ganz anderer Umgang, als meiner, mit den Dingen stimmiger ist.
Ich drücke Dir auf jeden Fall die Daumen, die Krise zu überwinden und zu Zufriedenheit zu gelangen!!!
GLG und Kopf hoch!
12.03.2012 von Elana
Hallo ihr zwei Leidenden
Es tut mir leid, wie es euch ergangen ist. Ich las eure Beiträge und kann eure Gefühle gut nachvollziehen, aber irgendwo auch eure Partner verstehen. Vielleicht bin ich etwas dazwischen. Ich habe Gefühle, bin aber ein sehr kontrollierter, sachlicher Mensch, was manche als "gefühllos" empfinden, wenn sie mich nicht näher kennen.
Ihr fragt euch evtl., WARUM eure Partner so sind oder so wurden. Es wäre z. B. möglich, dass ihre Jugend schwierig war, sie womöglich zu viel verbal attackiert wurden und dann feststellten, wie leicht es wird, einfach "zuzumachen", nicht nur gegen außen, sondern auch gegen den eigenen Frust. Es ist die Flucht nach innen, Selbstschutz, und nicht böse gemeint. Irgendwann finden sich so ganz neue Überlebensstrategien, die wirklich funktionieren in dieser doch eher sachbezogenen Welt. Es ist alles viel einfacher, klare sachliche Strukturen, vernünftige Gedanken und Entscheidungen. Es fühlt sich so gut an, sich an solche Dinge zu halten, es vermittelt eine Geborgenheit, die in der Familie nicht zu finden war. Und irgendwann dehnt sich das aus in allen Aspekten, es muss alles so geordnet, ruhig, vernünftig, logisch und sachlich sein, auch ganz persönliche Beziehungen. Liebe bedeutet dann nicht mehr unbedingt, besonders gefühlvoll und leidenschaftlich zu sein, sondern Treue, Fürsorge, stete Wärme und Zuwendung, Problemfindung, Dasein, aber kein Chaos, kein Stress, das alles ist nicht das, was ein solcher Mensch unter Liebe versteht. All diese unkontrollierten Gefühle sind für ihn lebensfeindlich und erdrücken ihn.
So ergeht es mir. Ich bin auch verliebt in einen Mann, weil er ruhig, geordnet und stets gleich ist. Ich kann vernünftig mit ihm reden. Er ist nicht unkontrolliert, ich kann mich auf ihn verlassen. Es ist schwierig zu erklären. Aber vielleicht hilft euch mein Beitrag weiter.
Alles Liebe
20.03.2012 von julia
hallo Elana,
dein Beizrag hat mir wirklich sehr weiter geholfen.
Auch ich liebe einen Mann, der alexithym ist, und es fällt mir oft schwer auszumachen, wie ich am besten mit ihm umgehen soll. Es kam leider schon ab und zu zu unschönen Missverständnissen, die mir im Nachhinein immer leid getan haben. Diese entstehen, weil ich mich nur schwer in ihn hineinversetzen kann. Er weiß selber nicht recht,was ihm wirklich guttun würde. Ich habe schon festgestellt, dass er am besten fühlen kann, wenn er Körpernähe bekommt. Das Problem bei uns ist nur, dass wir uns wirklich ganz selten sehen können, weil wir beide (noch) gebunden sind und 200km auseinander wohnen. Mein Gefühl ist es, dass ich ihn langsam, aber sicher immer mehr verliere, weil wir uns nicht diese Nähe geben können.
Meine Frage ist: Besteht eine Chance, mit solch einem Menschen unter diesen Bedingungen eine "Beziehung" zu halten?
LG Julia
23.03.2012 von Anonym
Hallo,
weil Elana sich noch nicht gemeldet hat, versuche ich mal ein paar Anregungen.
Unabhängig von Alexithymie gebe ich persönlich einer Fernbeziehung, bei der es schon in der Frühphase mehrfach ernsthafte Probleme gibt, keine großen Erfolgsaussichten. Aber hier ist Alexithymie ja das Thema.
Vermutlich hast du in diesem Forum einige Erfahrungen von Frauen mit alexithymen Partnern gelesen. Wenn dein Partner wirklich deutliche alexithyme Eigenschaften hat, musst du davon ausgehen, dass du die gleichen Erfahrungen machen wirst. Die Details werden sich evtl. unterscheiden, du würdest deine Gefühle dazu evtl. anders beschreiben. Aber es wird mit Sicherheit Situationen geben in denen du dich wie beschrieben verloren fühlst und leiden wirst.
Gehe nicht davon aus, dass du deinen Partner mit viel Körpernähe ändern wirst. Selbst wenn das gelingen könnte, wird der Weg lang und schmerzhaft.
Die erste Frage für dich ist deshalb, ob du solche Situationen aushalten willst und aushalten kannst.
Er wird auf seine Art analoge Schwierigkeiten in der Beziehung mit dir haben. So wie du ihn manchmal nicht verstehen wirst, wird er dich nicht verstehen. Die nächste Frage ist also, ob er das aushalten wird.
Wenn ihr beide kräftig daran arbeitet, euch gegenseitig auszuhalten, kann es natürlich funktionieren. Mit kräftig arbeiten meine ich wirkliche Anstrengung, Quälerei etc. Sich einfach nur ganz toll zu lieben wird nicht reichen.
Grüße
25.03.2012 von julia
Hallo,
danke dass du für Elana geantwortet hast
Was du geschrieben hast, hat mich sehr zum Nachdenken gebracht. Denke und fühle, dass du (leider) recht hast.
Die "unschönen Missverständnisse" gingen wohl auch eher von mir aus, weil er mit meinen Emotionen nicht klar kam. Dazu kommt, dass - trotz dem ich mir immer vornehme, keine Erwartungen zu haben- sich welche aus meinem Unterbewusstsein einschmuggeln. Dann sind da doch Erwartungen, dass er doch meine Gefühle (auf irgendeine Weise) erwidern sollte- könnte. Was er natürlich nicht so kann, wie es in meiner Vorszellung sein könnte....... doch trotzdem ist dann dieses Gefühl, nicht angenommen und geliebt zu sein....
Wir haben uns nach vielen Jahrzehnten wieder getroffen, ich habe ihn nie vergessen. Nun versuchen wir es auf dem spirituellen Weg. In den letzten zwei Jahren, haben wir beide sehr viel an Selbsterkenntnis dazu erfahren, psychologisch, wie auch auf der Seenenebene. Dafür empfinde ich sehr viel Dankbarkeit. Vieleicht ist gerade dazu unsere Verbindung wichtig.- Es wird sich zeigen.....
Herzliche Grüsse,
julia
28.03.2012 von Elana
Hallo liebe Julia
Entschuldige meine späte Antwort. Ich hab in meiner Familie gerade viel um die Ohren. Die brauchen mich an allen Ecken und Enden.
Ich finde den von Dir beschriebenen spirituellen Weg interessant. Mir gibt das auch sehr viel. Dadurch komme ich auch mit sehr unterschiedlichen Menschen gut klar, wenn dieser Punkt übereinstimmt in der Einstellung. Gerade jetzt habe ich einen Kontakt zu einer sehr temperamentvollen Frau, die sich selbst als Borderliner bezeichnet. Die enormen Unterschiede zwischen uns scheinen durch die gemeinsamen spirituellen Themen absolut unwichtig zu werden. Jedenfalls finde ich den Austausch mit ihr sehr angenehm und bereichernd, auch wenn mir ihre Gefühle oft "entgegenschreien" in ihrer Intensität.
Was für Dich an Deinem Wahlpartner "zu wenig" da ist, wirkt auf ihn wahrscheinlich "zu viel" in seiner vermuteten Alexithymie. Stell Dir vor, Du hättest besonders ausgeprägte Sinneswahrnehmungen, Gehör, Augen, Geruch etc. In einer solchen Situation kann alles zu laut, zu schrill, zu duftend werden in der Wahrnehmungssensorik. Wiederum ein anderer nimmt nur etwas wahr bei starken äußeren Reizen. Dadurch entstehen natürlich unterschiedliche Reaktionen und Gefühlsintensitäten. Es heißt also nicht, dass jemand "nichts fühlt", weil er diese nicht so äußerlich zur Schau stellen kann oder auf Gefühle nicht so reagiert, wie es erwartet wird.
Es muss grundsätzlich sowieso in jeder Beziehung eine gemeinsame Sprache gefunden werden, damit es funktioniert. Wenn Du die Gefühle Deines Wahlpartners nicht wahrnimmst, heißt das nicht, dass diese nicht da sind. Vielleicht bewegen sie sich auf einer anderen Frequenz, suche sie.
29.03.2012 von julia
Hi Elana,
danke dir für deine Antwort.
Du hast es sehr gut beschrieben. Interessant auch, wie du das mit den Reizüberflutungen erklärt hast. Ich gehöre nämlich zu den "Hypersensiblen", die alles doppelt und dreifach intensiv warnehemn. Z:B: läuft bei mir zu Hause fast nie Musik oder der Fernseher. Und auch die Gefühle der Menschen und ihre Stimmungen nehme ich sehr stark in mich auf und wahr. Deswegen kann ich auch so in etwa die Gefühle meines, wie du schön sagst, "Wahlpartners" herausfiltern. Ich weiß, dass bei ihm etwas ist. Sonst hätte ich sicher schon längst das Handtuch geworfen. Ich erkenne eben, welch ein sensibler, intelligenter, spiritueller Mensch er ist. Und er bemüht sich auch wirklich, sein Herz zu erkennen und es zu leben. Er sagt selber, dass er durch seine Kindheitserfahrungen, seine Emitionen und Gefühle so gut wie ganz verschlossen hat, bezeichnet sich selber als "gefühlsblind- ja sogar kalt". Doch ich spüre unter dieser Schale jede Menge Wertvolles. Und so haben wir uns gemeinsam entschlossen, "miteinander weiterentwickeln und ankommen zu wollen". (Sein eigenes Zitat zu unserer Verbindung).
Was mir zu schaffen macht, ist halt die räumliche Entfernung, dass ich ihn nicht sehen kann, ihn nur auf Entfernung fühlen. Weil ich so stark empränglich bin, klappt das auch ganz gut. Schwierig ist es, wenn er sich total zurückzieht, keine sms kommt, und telefonieren ist für ihn sowieso eher unangenehm, also sehr selten. Und das muss ich lernen zu akzeptieren. Ohne direkt das Gefühl zu haben, dass unsere Verbindung damit schon komplett im Eimer ist......
Usw...usw.... eben das, was akndere schon beschrieben haben....
Trotz alledem. Die Dakbarkeit,ihn zu kennen, mit ihm ein Stück gehen zu dürfen...Ja! auf jeden Fall!!!!!
LG julia
29.03.2012 von Elana
Liebe Julia
Ich kann das gut nachvollziehen, denn ich stecke in einer vergleichbaren Situation mit einem Mann. Nicht dass er alexithym wäre, es ist eine unverbindliche Freundschaft, wo ich mir mehr erhoffe. Bis dahin bin ich aber froh für die freundschaftliche Zuwendung. Ich würde das auch nicht riskieren wollen, weil es mir zu viel bedeutet. Es besteht ein gewisses Angewiesensein darauf, weil es sich so ergeben hat, könnte man sagen. Warum es zerstören, nur weil man mehr will, wenn doch schon das Bestehende schön und wertvoll ist? Warum dem nachtrauern, was verloren ist oder noch nicht sein kann, wenn das JETZT einem die Hand reicht?
Es kommt sicher auch darauf an, wo jemand steht. Ich z. B. hänge irgendwo an der Bergwand und dieser Mann ist sozusagen mein Vormann, der mich absichert. An mir wiederum hängen andere, die ich auf den Berg bringen muss. Es ist eine Sache des gesunden Menschverstandes, den Vormann nicht loszulassen und für das dankbar sein, was er zu geben bereit ist. Und das ist schon viel, absolut freiwillig, müsste er nicht. Er tut es, weil er liebenswert ist, das schätze ich an ihm und dies beeinflusst wiederum meine Empfindungen für ihn. Er lässt mich nicht allein an dieser Bergwand, obwohl er zu gar nichts verpflichtet ist und einfach weggehen könnte. Es gibt nichts, was ich fordern könnte. Ich bin einfach nur froh für das, was ist. Er gibt mir dadurch Kraft, die ich brauche, um meine Familie, die an mir hängt, besser durchbringen zu können. Das erste Mal kümmert sich jemand um mich und nicht umgekehrt.
03.04.2012 von Mira
Mir geht es ähnlich. Stecke seit fast 5 Monaten in einer Beziehung und weiß nun nicht mehr weiter. Ich dachte, er sei vielleicht schüchtern oder traut sich nicht. Langsam zweifle ich daran. Was ist, wenn er gar nicht fühlen kann? Jede Zuwendung muss ich verhandeln und bekomme sie nur "mechanisch". Bsp: Sex, Küssen, umarmen, sich melden, halt FÜHLEN. Die Thematisierung hat mir nur gebracht, dass ich ihn kaum mehr sehe. Ich sehne mich wie irre nach ihm. So bleibt das ein Teufelskreis. Welchen Weg gehe ich? Lass ich ihn in Ruhe?
03.04.2012 von julia
Hallo Mira,
oh ja!!! das kann ich dir zu hundert Prozent nachempfinden!
Welche Frage ich mir allerdings auch stellen muss: WARUM springe ich gerade auf solch einen Mann an? WAS hat das mit mir selber zu tun? Habe da noch nicht die entgültige Antwort gefunden.
Doch es hat immer etwas mit einem selber zu tun, wessen Herz einen dermassen berührt, eine solch heftige Sehnsucht auszulösen vermag. Durch die Verbindung mit meinem Freund habe ich letztendlich auch jede Menge über mich selber erfahren.
Lg julia
10.04.2012 von Elana
Ja, ich denke auch, dass jeder irgendwo das sucht, was er in sich selbst mehr haben möchte. Ich mag bei dem besagten Mann sein geordnetes Leben. Ich liebe Ordnung, lebe aber unfreiwillig in einem familiären Chaos, wo ich ständig für Ordnung schaffen muss. Deshalb ist ein derart aufgeräumter Mann, dessen Leben durchorganisiert ist und mit dem ich so vernünftig und eben auch ordentlich reden kann, sehr attraktiv für mich.
15.04.2012 von Fifty
Hallo ihr Lieben,
ich möchte mich auch hier einreihen und freue mich über Austausch! Bin mit einem Mann verheiratet, mit dem das Zusammensein immer schwerer wird. Komischerweise verschlimmert sich alles; ich dachte immer, je länger man sich kennt, umso "einfacher" wird es, mit dem Anderen zu leben. Aber so ist es nicht.
Inzwischen geraten wir ständig aneinander, weil ich mich sehr alleine fühle. Ich fühle mich nicht wahrgenommen. Mein Mann spricht nicht mit mir und stellt keine Fragen. Er hält den Redefluss nicht aufrecht und gibt sich zufrieden, wenn er eine Info bekommt. Wenn ich Fragen stelle, bekomme ich in der Regel keine Antworten. Auch während des Zusammenseins schaut er mich fast nie an und kann mich nicht mit den Augen fixieren. Wenn er spricht, schaut er stets woanders hin. Das ist Gift! So können keine Gespräche entstehen.
Seitdem wir uns kennen, waren wir abends noch nie weg. Kino? Fehlanzeige! Essen gehen? Wozu, es gibt doch den heimischen Herd! Zusammen plaudern und gemütlich mit anderen zusammen sein? Kann ich vergessen, denn wir haben keine Freunde und mein Mann geht jeden Abend um 20:30 Uhr ins Bett, damit er den nächsten Tag überlebt.
Das Leben ist derart mühselig an der Seite einer solchen Person, dass ich in Erwägung ziehe, alleine zu leben. Leider unternimmt mein Mann auch in Richtung Beratung, Therapie oder Test garnichts, so dass ich in meiner Verzweiflung ganz alleine bin.
Wer kennt das?
LG Fifty
16.04.2012 von julia
Hallo liebe Fifty,
wie du es sicher hier schon gelesen hast, geht es wohl den meisten so wie dir.
Als ich mich hier vor ein paar Wochen angemeldet habe, schrieb mir jemand: "Entweder du kannst mit einem solchen Menschen umgehen- oder du gehst besser." Das hörte sich sehr hart an, doch ich merke, dass das stimmt. Mein Freund ist alexithym, wir leben allerdings nicht zusammen. Was mich immer wieder an meine persönlichen Grenzen bringt ist der häufige "Nicht- Kontakt". Wenn er sich total zurückzieht. Auch wenn ich ihn noch so sehr liebe, wüsste ich nicht, ob ich es schaffen würde mit ihm zusammen zu leben. Wir haben eine andere Ebene für uns gefunden, und das ist die spirituelle. Da spüren wir beide, wie wir aneinander wachsen können. Vor allem über meine Erwartungen und Forderungen in einer Beziehung kann ich sehr viel erfahren. und eben zu lernen diese eben nicht mehr zu erzwingen.... Das ist oft schmerzhaft, und doch auch heilsam. So ist es eine sehr wertvolle Verbindung mit diesem Menschen.
Weiß nicht, ob dir das jetzt weiter hilft. Ist nur ein persönlicher Ansatz.
Herzlichst,
julia
16.04.2012 von Anonym
Hallo,
[quote:1fntovip]wie du es sicher hier schon gelesen hast, geht es wohl den meisten so wie dir.[/quote:1fntovip]
Lt. Untersuchungen sind ca. 10 Prozent der Menschen alexithym. Ob es wirklich den meisten Partnern so geht?
Genau genommen müsste die Formulierung ja eigentlich in diese Richtung gehen:
Die meisten Frauen, die sich hier gemeldet haben und die alexithyme Partner haben, geht es so wie dir.
Diese Formulierung könnte einige zusätzliche, interessante Fragen aufwerfen.
[quote:1fntovip]"Entweder du kannst mit einem solchen Menschen umgehen- oder du gehst besser."[/quote:1fntovip]
Gilt eigentlich für jede Beziehung. Entweder du kannst mit deinem Partner umgehen- oder du gehst besser.
Grüße
28.05.2012 von RedQueen
hey leute,
nachdem ich dieses thema nun schon dreimal gelesen habe, komme ich mir vor wie das fünfte rad am wagen.
ihr redet wie gute freund mit ihren insider-witzen, man steht neben der truppe und versteht kein wort. ihr versteht einander anscheinend recht gut und empfindet alles so schön nach. ich glaube ich bin nicht die einzige person mit alexithymen eigenschaften, die bei diesem thema vor einem rätsel steht.
um euer rätsel zu lösen muss ich euch wohl ein paar fragen stellen:
1. warum fühlt ihr euch ungeliebt?
2. was könnten eure partner oder ehemaligen partner machen, damit ihr euch nicht ungeliebt fühlt?
3. warum fühlt ihr euch ignoriert?
4. meint ihr mit ignoriert das tatsächliche ignoriert werden (spricht: nicht mit euch reden, nicht reagieren, nichtmal ansehen etc.) oder meint ihr ein gefühl von ignoriert werden?
5. welche erwartungen habt ihr denn, die eure alexi-partner nicht erfüllen oder erfüllt haben?
6. wodurch fühlt ihr euch denn so verletzt, also was genau verletzt euch denn?
nur mal so nebenbei, für einen alexi-partner ist so eine partnerschaft genauso schwer wie für euch, nur verstehen wir selbst nicht was und warum es so schwer ist. vielleicht liegt es daran das wir den "insider-witz" nicht verstehen und auch nie verstehen werden, während ihr wenigstens so halb den durchblick habt worum es geht.
29.05.2012 von Wanda
Hallo RedQueen,
was Gefühlsmenschen in einer Beziehung u.a. erwarten ist Mitgefühl. Das ist das, was wir in der Kindheit von der Mutter (oder anderen Bezugsperson) gelernt und als angenehm empfunden haben. Wir haben "Aua" gesagt und geweint und die Mutter hat auch ein trauriges Gesicht gemacht und uns getröstet. Auch schöne Gefühle konnten wir teilen, haben sich auf dem Gesicht der Mutter widergespiegelt. Im Grunde ist es das, was wir als Erwachsene von unserem Partner erwarten, der wichtigsten Person in unserem Erwachsenenleben. Natürlich sagt man dann nicht mehr "Aua" und wartet, dass jemand pustet, aber der Wunsch ist der gleiche...man möchte seine Gefühle mit jemandem teilen, die schönen und die unangenehmen. Man sucht Beistand und Trost und ist (im Gegensatz zum Kind) auch bereit, das gleiche dem Partner zu geben.
Wenn man nur an einen alexithymen Menschen gerät, sind diese Dinge nicht selbstverständlich. Gerade Unwissenheit um die Situation des Partners, der ja gar nicht "angemessen" reagieren KANN, führt dazu, dass man sich ungeliebt und abgewiesen fühlt.
Meine Lösungsansätze:
1. Der alexithyme Partner sollte offen mit seiner Gefühlsblindheit umgehen und darüber reden (falls es ihm denn überhaupt bewusst ist)
2. Der "gefühlvolle" Partner kann mitteilen, wie es ihm geht und sagen, wenn er Aufmerksamkeit benötigt
3. Der Alexi sollte die Gefühle des Partners ernst nehmen, auch wenn er sie nicht nachvollziehen kann. Gepräche abblocken, den weinenden Partner allein lassen etc., das geht nicht. Das führt in eine Abwärtsspriale von Unverständnis, Traurigkeit und Wut.
4. Wichtig finde ich aber auch, dass der emotionale Part der Beziehung nicht sich als den Maßstab sieht, sondern das Anderssein akzeptiert.
5. Ich denke auch, dass es für Alexis möglich ist, die Mimik und Gestik (zumindest des Partners) zu deuten. Ihr solltet zumindest versuchen, es zu erlernen.
Ich denke, dass es mit Anstrengungen von beiden Seiten möglich ist, eine dauerhaft zufriedene Beziehung zu führen. Ich bin jetzt knapp ein Jahr in einer solchen Beziehung und fühle mich sehr wohl. Probleme gibt es auch in scheinbar "normalen" Beziehungen zu genüge.
LG, Wanda
P.S.: Keine Ahnung, was Du mit Insider-Witzen meinst. Ich sehe hier nur Menschen, die versuchen, mit einer schwierigen Situation klar zu kommen und sich gegenseitig helfen.
29.05.2012 von RedQueen
hallo wanda,
des rätsels lösung ist mitgefühl, mit einander gefühle teilen können. darauf wäre ich ja in hundert jahren nicht gekommen.
danke für deine schnelle antwort, das erklärt so einiges.
deine lösungsansätze finde ich sehr schlüssig, mir fällt spontan noch ein 6. ein und zu 3. hätte ich mal eine frage, aber eins nach dem anderen.
6. der gefühlsmensch könnte dem alexi zeigen, wie man durch körperliche nähe, auch nähe vermitteln kann.
also was ich damit meine ist, dass mir bei mir selbst aufgefallen ist, dass ich nicht richtig umarmen kann, ich stelle meinen körper quasi nur zur verfügung, damit mein gegenüber mich umarmen kann. das selbe ist mir auch schon beim händeschütteln aufgefallen ich halte meine hand nur hin und der andere ergreift meine und drückt kurz zu, wärend meine, wie ein toter fisch, nur in der anderen hand hängt.
wie gesagt, das ist mir bei mir selbst aufgefallen, ich weiß nicht ob es anderen alexis auch so geht. aber so weit ich weiß wird zuneigung auch durch körperkontakt gezeigt.
meine frage zu 3.: meistens kann ich die gefühle des anderen (es ist meist meine schwester mit der ich tiefer gehende gespräche führe) nachvollziehen oder besser gesagt verstehen, ich versuche auch im gespräch darauf einzugehen, aber irgendwie kommt es bei meinem gegenüber so an, als würde ich mich darüber lustig machen wollen. und das ist ja nicht der fall ich versuche das ja schon ernst zu nehmen und will mehr darüber wissen.
also meine frage konkret: wie zeige ich denn das ich die gefühle des anderen ernst nehme? oder ist das auch wieder so eine mimik-gestik-sache, wie schon in deiner einleitung erklärt?
p.s.: auch ich sehe hinter den buchstaben menschen in schwierigen situationen, die versuchen einander durch erfahrungs-austausch
zu helfen.
insider-witze sind ja bekanntlich witze und späße innerhalb einer gruppe. diese witze werden von einem außenstehenden nicht verstanden, weil der außenstehende der gruppe gegenüber nicht dazugehörig ist.
ich wollte mit dem wortspiel am ende meines textes, zum einen auf die einleitung hinweisen, in der ich euch gefühlsmenschen als einheitliche gruppe beschrieben habe, wärend ich als außenstehender (und wahrscheinlich auch andere alexis als außenstehende) bei den "insider-witzen" nicht teilhaben kann, weil ich nur bahnhof verstehe.
mit "insider-witzen" war euer wissen über gefühle und damit umgehen zu können, überhaupt gefühle zu haben gemeint, ihr redet darüber und ich verstehe nur bahnhof.
zum anderen ist mir einfach kein besseres wort eingefallen.
29.05.2012 von Wanda
Hallo RedQueen,
auf Körperkontakt können und wollen Gefühlsmenschen nicht verzichten. Körperkontakt in einer Beziehung gibt uns ein warmes Gefühl, zeigt Verbundenheit und Liebe.
Wie empfindest Du Körperkontakt? Als etwas Negatives, etwas, das Du vermeiden möchtest, oder etwas, das Dir nicht wichtig ist und das Du daher gar nicht in Betracht ziehst? Bei meinem Partner ist es eher zweiteres. Das war kein schlechter Ausgangspunkt. Hätte er mich permanent abgewiesen oder wäre bei jeder Berührung zurückgezuckt, wäre ich wahrscheinlich verzweifelt. So konnten wir gemeinsam an ein paar Strategien arbeiten, die uns weitergeholfen haben. Ich denke, dass er inzwischen viele Berührungen sogar als angenehm empfindet und als das sieht, was sie sind, nämlich als Zeichen meiner Zuneigung.
Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, wie Du das für Dich selbst verbessern kannst. Die Tote-Fisch-Nummer jedenfalls kommt ganz schlecht an. Das interpretieren Gefühlsmenschen als Abneigung oder Desinteresse. Ich denke, mit einem verständnisvollen Partner kann man in dieser Hinsicht sicherlich ein paar Fortschritte machen.
[quote:1cje3o02]wie zeige ich denn das ich die gefühle des anderen ernst nehme?[/quote:1cje3o02]
Im Gespräch fühle ich mich ernst genommen, wenn mein Gegenüber zuhört, ohne zu unterbrechen, mir in die Augen schaut (muss nicht permanent sein) und aktiv am Thema teilnimmt, d.h. kommentiert oder eigene Vorschläge/Erfahrungen einbringt. Geht es beim Gespräch um Gefühle und Du kannst das nicht einordnen, würde ich mich an Deiner Stelle eher zurückhalten bzw. bei Dir nahe stehenden Personen um genauere Erklärungen bitten. Vorschnelle Kommentare können schnell missverstanden werden und wirken sich negativ auf den Gesprächsverlauf aus.
Bei sich nahe stehenden Personen kann auch während eines Gesprächs Körperkontakt entstehen. Als mir meine beste Freundin vom Tod ihrer Mutter berichtet hat, habe ich sie in den Arm genommen. Eine kurze Berührung des Arms oder der Hand des anderen kann ebenfalls Mitgefühl ausdrücken, ist aber auch nur bei engem Kontakt mit dem Gesprächspartner zu empfehlen.
Vielleicht helfen Dir meine Erklärungen ja ein klein wenig.
LG, Wanda
31.05.2012 von RedQueen
hallo wanda,
ich finde deine erklärungen (nicht nur in diesem thema) ziemlich einleuchtend.
wenn ich deine antworten lese frage ich mich immer, warum ich da nicht von allein drauf gekommen bin. das ist irgendwie so, als wenn man den wald vor lauter bäumen nicht sieht.
körperkontakt finde ich nicht negativ, bei mir ist es nur so, dass man mich vorwarnen müsste, weil ich das auch aus meiner kindheit nicht kenne.
es gab schon des öfteren situationen auf arbeit, wo mir eine arbeitskollegin oder -kollege seine/ihre hand auf meine schulter gelegt hat und ich dann einen meter von weg gesprungen bin.
ich habe in den letzten 4 wochen auch schon die erfahrung gemacht das es angenehm ist von einem freund im arm gehalten zu werden.
ich verstehe zwar davon absolut gar nichts, aber ein guter freund von mir scheint irgendwie hellsehen zu können und er merkt in manchen gesprächen mit mir, dass ich es gerade brauche im arm gehalten zu werden. dann sagt er das an, ich lasse mich im arm nehmen, nach etwa 5 minuten scheine ich mich zu entspannen (ich habe vorher nicht mal mitbekommen, das ich nicht entspannt war) und nach nochmal etwa 5 minuten habe ich irgendwie das gefühl das es mir besser geht.
wenn ich mal so darüber nachdenke, finde ich ist eine umarmung wie hexerei.
ich meine damit, ich kann es einfach nicht nachvollziehen das eine einfache umarmung anscheinend so eine macht hat. kapiere ich irgendwie nicht, aber ich habe mittlerweile schon festgestellt das eine umarmung, in einer bestimmten situation, von einer bestimmten person, angenehm sein kann.
und dank dir habe ich das jetzt sogar wahrgenommen, weil ich gerade zum ersten mal darüber nachgedacht habe.
beim nächsten wichtigen gespräch mit jemandem, versuche ich mal deine ratschläge umzusetzen. mal sehen wie das klappt.
01.06.2012 von Wanda
Hallo RedQueen,
freut mich, dass ich ein paar Bäume auseinander schieben konnte .
Deine Beschreibung, wie Du Umarmungen empfindest klingt sehr nach meinem Freund. Bei spontanen Berührungen zuckt er zusammen, Berührungen mit Ankündigung findet er meist okay. Auch er hat in seiner Kindheit nicht die Erfahrung gemacht, dass eine Umarmung angenehm und tröstlich sein kann.
Von seiner Seite kommt in dieser Hinsicht relativ wenig. Wenn er mich tatsächlich mal spontan umarmt und vielleicht noch dabei einen Moment an sich drückt, ist das wie Weihnachten und Ostern zusammen. Neulich gab es eine solche Situation. Du kannst Dir nicht vorstellen, wie sehr ich mich über so was freue. Da wird mir innerlich ganz warm.
Schön, dass Du einen Freund hast, der so viel Einfühlungsvermögen hat. Mit Hellsehen hat das übrigens nichts zu tun. Gefühlsmenschen können, wenn sie aufmerksam sind, spüren, ob andere Berührungen wünschen oder nicht. Auch wir wollen nicht überall und von jedem umarmt werden. Als ich an meinem Geburtstag ins Büro kam, hatte ich vorher schon ein mieses Gefühl. Ich wusste, jetzt umarmen mich gleich wieder alle möglichen Leute, Menschen, die ich nicht besonders mag oder die vielleicht elend nach Schweis stinken. Für mich ein sehr lästiges Ritual...ein Händedruck hätte mir vollkommen gereicht.
Lass Umarmungen nur zu, wenn sie Dir wirklich angenehm sind. Diesen inflationäre Gebrauch von Umarmungen und Bussi rechts und links musst Du nicht mitmachen.
LG. Wanda
01.06.2012 von RedQueen
hallöchen wanda,
mit solchen geburtstags-umarmungen komme ich schon zurecht, auch diese begrüßungs-bussis bekomme ich hin.
die sind zwar nicht wirklich angekündigt, aber ich erwarte sowas vorher, genau wie du. und genau wie du finde ich das lästig. bei dir und mir ist nur der unterschied, dass du schon vorher ein negatives gefühl hast.
eventuell könnte ich dir dazu mal einen tipp geben, damit du nicht schon vorher ein negatives gefühl hast, könntest du es dir vorher positiv denken oder dir was lustiges vorher ausdenken.
ich erkläre was ich meine, mal besser an einem beispiel:
meine ausbilderin hatte sich im januar super doll gefreut, dass ich meine praktische prüfung bestanden habe. da sie meine berührungsabneigung mitbekommen hat (sie kann auch hellsehen ), hatte sie mich gefragt ob sie mich umarmen darf. meine erste reaktion war gedankliches gefluche, dann habe ich gelächelt, weil mir was lustiges eingefallen war. ich habe sie nicht umarmt sondern versucht hoch zu heben. dadurch ist diese negative umarmung was positives geworden, vom gefühl her.
vielleicht hilft dir das ja irgendwie weiter.
01.06.2012 von Wanda
Liebe RedQueen,
interessant, dass Du das mit den positiven Gedanken gerade heute ansprichst.
"Positive Gedanken führen zu positiven Gefühlen, negative Gedanken führen zu negativen Gefühlen".
Diesen Satz habe ich heute im Zusammenhang mit Psychotherapie gelesen. Das Schreiben hier im Forum hat mich dazu gebracht, mehr über mich nachzudenken und ich versuche, noch mehr über die Zusammenhänge von Verhalten, Gefühlen, Gedanken etc. raus zu finden. Ein Erlebnis vor einigen Jahren hat dazu geführt, dass ich tendenziell negativ bewerte und nicht mehr gut vertrauen kann. Aus dieser Situation möchte ich gerne raus.
Ehrlich gesagt, stehe ich jetzt ziemlich ahnungslos da. Ich habe so was noch nie probiert, die Situationen immer als das angenommen, was sie halt waren, egal ob positiv oder negativ. Klingt aber verlockend...damit könnte das Leben wirklich einfacher sein.
Danke Dir, ich werde es bei nächster Gelegenheit ausprobieren.
LG, Wanda
03.06.2012 von RedQueen
hallo wanda,
[quote:1ojnrjaz]"Positive Gedanken führen zu positiven Gefühlen, negative Gedanken führen zu negativen Gefühlen".[/quote:1ojnrjaz]
das klingt für mich gerade als würdet ihr euch gefühle "einreden". so ein thema hatte ich zumindest mal mit meiner schwester. sie meinte, sie hat das gefühl sich "einzureden" verliebt zu sein, wenn sie mit jemanden frisch zusammen gekommen ist. vielleicht ist es ihr auch nur so vorgekommen, dass sie es sich einredet. denn wenn sie sich ihre gedanken in die richtung liebes-schwärmerei lenkt und sich danach auch so fühlt, kommt es einen schon so vor als würde man sich das einreden. aber wahrscheinlich lenkt sie sich ihre gedanken etwas bewusster in die gewünschte gefühls-richtung, als andere das machen.
glaubst du sowas geht?
[quote:1ojnrjaz]Ehrlich gesagt, stehe ich jetzt ziemlich ahnungslos da.[/quote:1ojnrjaz]
schön das auch du ahnungslos da stehst, dann bin ich nicht mehr die einzige hier.
wenn wir schon gemeinsam im dunkeln tappen gebe ich dir den tipp, die taschenlampen gibt es durch die tür an der decke.
03.06.2012 von Wanda
Hallo RedQueen,
eine Schwärmerei ist noch keine Liebe. Möglich, dass man sich am Anfang einiges schön reden/denken kann (Stichwort rosarote Brille) und so tatsächlich die Gefühle beeinflusst, aber nach einiger Zeit merkt man doch, ob der andere zu einem passt oder nicht. Liebesgefühle haben nur bestand, wenn sie den Alltag überstehen.
Ich versuche mal zu erklären , wie ich den Satz mit den positiven Gedanken, die zu positiven Gefühlen führen, meinte.
Beispiel: Mein Partner und ich finden keine Zeit, uns zu treffen, weil wir beide zu viel zu tun haben. Ich kann diese Situation negativ bewerten und mich darüber ärgern und mich in Sehnsucht verzehren oder ich kann positiv denken und mich freuen, dass wir in ein paar Tagen einen ganzen Abend und eine Nacht für uns haben werden. Das Ergebnis bleibt das gleiche...in ein paar Tagen sehen wir uns, aber das Gefühl, das ich in der Zwischenzeit habe, kann ich beeinflussen.
Nachvollziehbar?
LG, Wanda
04.06.2012 von RedQueen
hallo wanda,
ja, ab einem bestimmten zeitpunkt merkt meine schwester auch, dass ihr partner doch nicht zu ihr passt. daraufhin fragt sie sich dann oder kommt auf den gedanken, dass sie sich nur was eingeredet hat.
könnte es auch sein, dass sie sich solche gefühle einreden will?
gibt es sowas?
ich bin noch nicht sicher ob ich dieses positive-gedanken-machen-um-positive-gefühle-zu-bekommen-dingens verstehe, aber mir fällt spontan ein erlebnis ein, von dem ich glaube das es dieses positive-...-dingens ist.
vor ein paar wochen sollte ich mit ner kollegin mit ameisen-ex, im haus auf ameisen jagd gehen. wir haben an einer wand ameisen gefunden. in dem moment kommt die chefin vorbei, sieht die ameisen, klatscht voll begeisterung in die hände und sagt freudig "oh toll ameisen! dann wird es bald warm draußen."
ich hab mir nur gedacht "naja so kann man die welt auch sehen. macht bestimmt mehr spaß."
was meinst du, habe ich es verstanden?
04.06.2012 von Wanda
Liebe RedQueen,
[quote:1v094sdb]könnte es auch sein, dass sie sich solche gefühle einreden will? gibt es sowas?[/quote:1v094sdb]
Klar gibt es so was. Die meisten Gefühlsmenschen sind nicht gerne allein und "denken" sich auch noch die aller blödeste Beziehung schön, um nicht allein zu sein. Bescheuert oder?
Deine Geschichte mit den Ameisen ist klasse! Genau so habe ich es gemeint. Es gibt immer verschiedene Möglichkeiten, die Dinge zu betrachten. Eine positive Sichtweise hilft im Leben enorm weiter.
Liebe Gruß
Wanda
04.06.2012 von RedQueen
[quote:3s2ghjc9]Bescheuert oder?[/quote:3s2ghjc9]
aus "reiner höflichkeit" stimme ich dir mal zu.