06.04.2012 von HendrikS
Thema: Ursachen
06.04.2012 von HendrikS
06.04.2012 von HendrikS
Hi alle zusammen mein Name ist Hendrik, ich bin neu hier im Forum.
Mich würde interessieren, wodurch Gefühlblindheit überhaupt entsteht. Alles was ich im Netz so finde, definiert traumatische Erlebnisse in der Kindheit o.ä. als Ursache, aber es gibt doch bestimmt noch andere, oder??
Würde mich über Antworten freuen.
07.04.2012 von Anonym
Hallo,
als mögliche Ursachen in Diskussion sind:
[list:171e13zm]Genetische Ursachen
Neuronale Ursachen
Gestörte neuronale Entwicklung
Gehirnverletzungen
Emotionale Vernachlässigung in der frühen Kindheit
In der frühen Kindheit wurden die Gefühle des Kindes nicht von Eltern oder anderen Bezugspersonen gespiegelt, z.B. durch entsprechende Gesichtsmimik
Eltern haben alexithyme Merkmale
Überbehütete Kindheit
Streng reglementierte Kindheit
Traumatische Erlebnisse, gleich in welcher Lebensphase
Betroffene haben so viele negative Erfahrungen gemacht, dass sie sich vor zu intensiven, vor allem negativen Gefühlen unbewusst abschirmen
Physischer Missbrauch
Sexueller Missbrauch
Kriegserlebnisse[/list:u:171e13zm]
Grüße
10.04.2012 von Elana
Hallo Hendrik
Fragst Du, weil Du selbst betroffen bist von Alexithymie? Wenn ja, was vermutest Du bei Dir.
11.04.2012 von HendrikS
Zuerst einmal Danke für die Antworten!
@Elana: Ich frage tatsächlich, weil ich höchstwahrscheinlich betroffen bin. Das ist nicht diagnostiziert, ich rede mit niemandem darüber und bin auch nicht in Therapie oder so, aber ich hab mich etwas informiert, weil ich durch Zufall auf das Thema gestoßen. Dabei habe ich festgestellt, dass ich vieles, was dort von Betroffenen berichtet wird, selber auch immer wieder erlebe. Ich dachte sogar bisher, dass man (ist jetzt ein Beispiel ) lacht, weil es eine bestimmte Situation nun einmal erfordert, bzw das zur üblichen Kommunikation. Das man dabei (normalerweise) auch wirklich etwas fühlt und deshalb lacht war mir irgendwie neu. Ich habe seitdem auch immer öfters Situationen aus meinem Alltag beobachtet und festgestellt, dass (fast) alles, was ich an Mimik u.ä. hervorbringe daraus resultiert, dass ich denke, dass sie an jener Stelle angebracht ist. Ich schauspielere also eher als dass ich wirklich ich selbst bin. (Laut dem Test hier auf der Seite zeige ich übrigens auch starke Anzeichen von A.)
Gestellt habe ich meine Frage nach den Ursachen, weil ich mir eben nicht erklären konnte, woraus das bei mir resuliert und ich dachte, ich finde Antworten. Ich meiner Kindheit gab es nämlich so weit ich weiß weder irgendwelche schlimmen Erlebnisse noch sind mir andere von den in der ersten Antwort genannten Dingen bei mir bekannt .. auch meine Kindheit verlief normal, ich denke, ich hatte eine sehr glückliche Kindheit.
Ich sehe Gefühlsblindheit nicht als was schlechtes, eigentlich sogar als Vorteil, auch wenn das ewige Verstellen nervig sein kann. Trotzdem möchte ich die Ursache herausfinden.
Gruß,
Hendrik
12.04.2012 von Elana
Hallo Hendrik
Also bei Aspies trifft man oft die Aussage, dass sie eigentlich eine schöne Kindheit hatten und eine traumatisierte Persönlichkeitsstörung dadurch unwahrscheinlich wird. Alexithymie ist ja eigentlich nur das Symptom, es könnte also sein, dass Du z. B. Aspie bist mit vorhandener Gesichtsblindheit und Alexithymie, so wie Du das beschrieben hast. ich würde da mal nachforschen. Es gibt ja x-fach Literatur und Foren dazu. Schau auch mal bei Youtube ein paar Videos von Aspies (Asperger-Syndrom und Autismus) an. Vielleicht hilft Dir das weiter.
12.04.2012 von HendrikS
Hi Elana,
ich glaube, jedwede Form von Autismus ist bei mir eher unwahrscheinlich. Ich habe vergessen zu erwähnen, dass diese Emotionssache nicht immer so bei mir war, dass fing so etwa mit 12-14 irgendwann an, wann genau kann ich garnicht mehr sagen, weil es mir da eben noch nicht so sehr bewusst war (jetzt bin ich übrigens 17). Autismus würde sich ja so weit ich wieß schon früher äußern. Eine sogenannte Inselbeganbung habe ich auch nicht, nachgewiesen sind aber Hochbegabungen in mehreren Bereichen (soll jetzt nicht hochmütg oder so klingen, ich will nur alle Fakten darlegen).
Möglicherweise, da es denke ich eher ein langsamer Prozess war, schirme ich die Emotionen auch unbewusst ab, ich wüsste nur nicht, weshalb. Manchmal habe ich übrigens auch Momente, GANZ selten mal ein oder auch mehrere Tage, an denen ich ganz bewusst fühle. Einmal, vor ungefähr 3-4 Monaten, hatte ich um die 3-5 solcher Tage und da habe ich mit einem Mal für ein Mädchen ziemlich starkle Gefühle. Dann kam sie mit einem anderen zusammen und irgendwie war am nächsten Morgen, genau mit dem Aufwachen wieder alles beim Alten, d.h. ich war wieder klar (ohne Gefühle), was mir irgendwie auch besser passte. Ich weiß nicht, ob folgendes wichtig ist, aber manchmal, in Momenten, in denen ich genau weiß, wie man normalerweise fühlen müsste (in zimelich intensiven Momenten übrigens) bekomme ich so ein Gefühl wie einen Adrenalinstoß .. ist das dir schon mal passiert? Du bist ja auch gefühlsblind, so weit ich dass deinen anderen Posts hier im Forum entnehmen konnte.
13.04.2012 von HendrikS
P.S. diese Sache mit dem Adrenalinstoß, dass fühlt sich immer so an, als würde irgendwas "durchbrechen", als kämen irgendwelche Gefühle zum Vorschein die irgendwo in mir drin sind aber nicht ohne weiteres herauskommen .. weiß nicht genau, wie ich es anders beschreiben kann, aber ich denke, du kannst dir ungeföhr vorstellen, wie ich meine .. ?! diese Adrenalinstoß selber übrigens kommt immer in dem Moment in dem mir bewusst wird: "jetzt gerade fühlst du was" . Wenn ich mich dann darauf "einlasse", dieses Gefühl über mich kommen lasse (hoffe du verstehst, wie ich das meine) dann habe ich tatsächlich manchmal einige Tage, an denen ich fühle. Das kommt natürlich eher selten vor, oft wenn ich an alte Erlebnisse zurückdenke oder manchmal sogar wenn ich bestimmte Lieder höre, die irgendwas in mir "wecken" zu scheinen .. so kommt es mir vor. Wenn mir das passiert, versuche ich allerdings in letzter Zeit das alles abzuschirmen, weil ich in Gefühlen im Grunde gar keinen Sinn sehe .. ich erinner mich immer, wenn ich einige dieser Tage hatte, dass mir die Momente schön vorkamen, aber im Nachhinein ergibt das für mich dann gar keinen Sinn mehr.
14.04.2012 von HendrikS
Und ich muss leider NOCH eine sache hinzufügen, dann reichts auch mal mit dem gespamme :adrenalinstoß ist nämlich zu viel gesagt, ich hatte das gestern wieder, als ich einen film (eig eine serie) geschaut habe, da war eine szene, bei der ich dieses gefühl wieder hatte. es ist eig nicht wirklich ein adrenalinstoß, nicht wie in der achterbahn oder so, sondern eher eine art gänsehaut, aber am ganzen körper, wobei dieses extrem kribbelnde gefühl auch gut eine halbe minute anhielt. außerdem ist mir aufgefallen, dass ich es irgendwie verlängern konnte, wenn ich mich darauf konzentriert habe (was ich auch gemacht habe, weil es sich sehr schön angefühlt hat). ich hab dabei zwar nicht direkt auf emotionaler ebene gespürt, aber vllt ist diese körperliche sache ja meine art zu fühlen?!
LG,
Hendrik
20.05.2012 von Elana
Hallo Hendrik
Mm, ja, ich hab so den Eindruck, dass Du Dir die Alexithymie in Deiner Jugend angeeignet hast, weil es einfach angenehmer war, weniger zu fühlen. Du nimmst es als Vorteil war. So wirklich leiden tust Du ja nicht. Es ist vielleicht sogar so, dass Du ganz froh bist, schauspielernd durchs Leben gehen zu können, ohne leiden zu müssen.
Ich habe gerade kürzlich einen Artikel über Burnout gelesen, wo ein Professor erklärt, dass Menschen mit Burnout sich einfach zu viele Sorgen machen. Take it easy - nimm es leicht, Alexithymie wäre meiner Meinung nach eine Art Abwandlung von dieser Einsicht. Man nimmt es leicht, indem man das Gefühl dazu abkappt. Deshalb kommt Dir dann alles wie Schauspielerei vor, weil Du die Gefühle dazu nicht mehr abrufen kannst.
Na ja, wenn Du nicht leidest, besteht ja eigentlich kein Grund, etwas daran zu ändern. Du wolltest ein mögliches Erklärungsmodell.
Diesen Adrenalinstoß spüre ich z. B. hin und wieder bei einem Mann, dem ich öfter von mir und meiner Lebensgeschichte erzähle. Auf einmal spüre ich seine Gefühle irgenwie als Adrenalinstoß auf mich zukommend in seinem Verhalten. Ich kann es nicht erklären. Da frage ich mich, ob ich nur intensivere Gefühle von ihm wahrnehme und leichtere nicht. Sonst reden wir sehr logisch miteinander und ich nehme seine Gefühle eben nicht so richtig wahr. Außer bei solchen Ausnahmesituationen. Das finde ich dann auch sehr interessant.