04.05.2012 von Wanda
Thema: Welche Therapien gibt es?
04.05.2012 von Wanda
04.05.2012 von Wanda
Liebe Forengemeinde,
ich bin seit gut einem halben Jahr mit einem Mann zusammen, der anders ist, als alle Männer, die ich zuvor kennengelernt habe. Nach einiger Recherche im Internet bin ich auf den Begriff Alexithymie gestoßen, der im Grunde genau die Persönlichkeitsmerkmale meines Freundes beschreibt. Ich habe mich etwas eingelesen und ihn dann damit konfrontiert. Er war erstaunt, dass es ein Wort für sein Anderssein gibt. Er ist sich bewusst, dass er schon immer anders war, glaubt, dass der Grundstein dafür in seiner Kindheit gelegt wurde. Unsere Beziehung ist immer enger geworden, allerdings wuchsen damit auch die Probleme. Ich fühle mich oft hilflos, überflüssig, abgewiesen. Wenn ich ihm das sage, tut es ihm aufrichtig leid, aber er weiß nicht, wie er es ändern soll. Ich glaube, dass er einiges tun würde, damit wir eine für beide Seiten befriedigende Beziehung führen können. Auch ich bin bereit, einige herkömmliche Vorstellungen über Bord zu werfen und neue Wege zu gehen. Trotzdem will ich (noch) nicht glauben, dass alles unabänderlich ist.
Meine Fragen an Euch:
Welche Therapiemöglichkeiten gibt es, die Aussicht auf Erfolg versprechen?
Wie findet man einen Therapeuten, der sich damit auskennt?
Gibt es irgendwelche Tipps die das Zusammenleben mit einem Alexi vereinfachen?
Ich freue mich auf Eure Antworten
Wanda
05.05.2012 von Anonym
Hallo,
[quote:2vd2zuup]Welche Therapiemöglichkeiten gibt es, die Aussicht auf Erfolg versprechen?[/quote:2vd2zuup]
Näheres dazu steht in den Threads
Teraphie oder Lernen damit klarzukommen? und
Ist Alexithymie helibar??
[quote:2vd2zuup]Wie findet man einen Therapeuten, der sich damit auskennt?[/quote:2vd2zuup]
Vielleicht über Seiten wie http://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.de oder http://www.bptk.de/. Evtl. hilft auch die Krankenkasse. Gelbe Seiten. Gezielte Websuche. Auf einigen Webseiten von Psychologen etc. wird Alexithymie als Spezialgebiet angegeben. In einigen Online-Artikeln werden Spezialisten für Alexithymie erwähnt. Eine spezielle Liste für Alexithymie-Spezialisten ist mir nicht bekannt. Du wirst die Psychotherapeuten, Psychiater und Psychologen in deiner Nähe telefonisch oder per Mail abfragen müssen. Alexithymie ist ja auch keine Krankheit.
Für Krisensituationen kann übrigens auch eine ganz normale Partnerberatung hilfreich sein, ohne das Alexithymie großartig Thema wird.
[quote:2vd2zuup]Gibt es irgendwelche Tipps die das Zusammenleben mit einem Alexi vereinfachen?[/quote:2vd2zuup]
Ja. Allerdings gibt es wohl kein Buch und keine FAQ "Zusammenleben mit alexithymen Partnern leicht gemacht. - Ein Schnellkurs in 14 Tagen."
Einige wenige Webseiten zum Thema geben teilweise Tipps bzw. kann man Tipps aus den Inhalten ableiten. Z.B. auch aus den Diskussionen hier. In Foren kannst du allerdings auf so eine pauschale Frage Antworten von "Trennt euch sofort" bis zu "Alles kein Problem" finden.
Sinnvoller im Rahmen eines solchen Forums ist es, anhand konkreter Fragestellungen individuelle Lösungsmöglichkeiten zu überlegen.
Grüße
06.05.2012 von Wanda
Vielen Dank für die Antworten und Tipps.
Ich werde mir die Threads noch mal genauer anschauen und sehen, was ich da für mich/uns rausziehen kann.
Die Berichte von Angehörigen hier im Forum machen mir nicht unbedingt Mut. Dennoch sage ich mir, dass jeder Fall individuell ist und bevor ich nicht alles versucht habe, werde ich nicht aufgeben. Es gibt sicher einen Grund, warum ich mich ausgerechnet in diesen Menschen verliebt habe...
Scheint nicht einfach zu sein, einen passenden Therapeuten zu finden. Ich werde es mal mit den angegebenen Links probieren. Lieben Dank dafür.
Ich wünsche Dir einen schönen Sonntag
Wanda
07.05.2012 von Anonym
Hallo,
[quote:ihel24a3]Ich werde mir die Threads noch mal genauer anschauen und sehen, was ich da für mich/uns rausziehen kann. [/quote:ihel24a3]
Zusätzliche Fragen versuche ich gern zu beantworten. Bei den wenigen Antwortgebern hier - im Moment bin ich zumindest offen im Forum scheinbar der Einzige, evtl. gibt es ja Tipps auch persönlicher Nachricht - ist es einfach zu mühsam die immer gleichen Fragen neu zu beantworten.
[quote:ihel24a3]Die Berichte von Angehörigen hier im Forum machen mir nicht unbedingt Mut.[/quote:ihel24a3]
Vielleicht einfach mal kritisch hinterfragen, was denn vielleicht die gefühlvollen Angehörigen zu den jeweiligen Problemen beigetragen haben könnten. Aus meiner Sicht sind durchaus typische Muster erkennbar, die evtl. ja vermeidbar sind.
[quote:ihel24a3]Es gibt sicher einen Grund, warum ich mich ausgerechnet in diesen Menschen verliebt habe...[/quote:ihel24a3]
Da wieder wäre ich sehr vorsichtig. Wenn ich die Berichte der Angehörigen lese, werden einige meiner Vorurteile bestätigt.
Grüße
08.05.2012 von Wanda
Hallo Anonym,
sehr nett von Dir, dass Du mir für Fragen zur Verfügung stehen möchtest. In der Tat scheinen die Mitglieder dieses Forums nicht sonderlich aktiv zu sein.
Du hast mich neugierig gemacht. Was meinst Du denn mit typischen Mustern von Angehörigen?
Zu sehr bedrängen, Forderungen stellen, die gar nicht erfüllbar sind?
Für mich habe ich entschieden, das Anderssein so weit es geht zu respektieren. Nicht ganz einfach, weil ich z.B. körperliche Nähe und Zärtlichkeit immer sehr genossen habe und jetzt mit sehr wenig auskommen muss. Er selbst hat es als "emotionales Vakuum" bezeichnet, was mal mehr oder weniger ausgeprägt ist. Im Extremfall ist es wohl so, dass ihm dann völlig egal ist, ob ich da bin oder nicht. Kannst Du das nachvollziehen? Für mich extrem schwierig. Ich versuche, mich und meine Bedürfnisse nicht aus den Augen zu verlieren und gerate schon öfter mal an meine Grenzen.
Du meinst also, es gibt Gemeinsamkeiten, warum sich jemand in einen alexithymen Menschen verliebt? Wie meinst Du das genau? Welche Vorurteile werden da bestätigt?
Bei mir war es wohl so, dass mir seine ruhige, besonnene Art auf Anhieb gefallen hat. In stundenlangen, interessanten Gesprächen konnte ich sehr viel Vertrauen aufbauen. Vielleicht war es in dieser Zeit sogar hilfreich, dass wir nicht an uns rumgegrabscht haben, wie das viele Verliebte am Anfang tun. Wir konnten uns auf die Gespräche und das Kennenlernen konzentrieren. Wir haben sehr viele gemeinsame Interessen, Wünsche, Vorstellungen...es passt so vieles, bis auf die Tatsache, dass er kaum Zugang zu seinen Gefühlen hat und meine oft nicht versteht.
Noch eine konkrete Frage an Dich. Findest Du es sinnvoll, dass ich meinen Freund auf eine mögliche Therapie anspreche oder müsste er da selbst draufkommen? Er selbst weiß zwar, dass er ein Problem hat (seine eigenen Worte), aber ich denke, falls da überhaupt Leidensdruck von seiner Seite da ist, dann nur, weil andere ein Problem mit ihm haben und weil er gerne eine dauerhafte Beziehung führen würde.
Danke schon mal für Deine Hilfe.
Lieben Gruß
Wanda
09.05.2012 von Anonym
Hallo,
[quote:16mcoyyn]Zu sehr bedrängen, Forderungen stellen, die gar nicht erfüllbar sind? [/quote:16mcoyyn]
Schlimmer. Wenn die Angehörigen Forderungen stellen würden, hätte der Alexithyme zumindest eine Chance zu reagieren. Statt dessen lässt man ihn chancenlos herum rätseln, was denn die Angehörige gerne hätte. Egal wie er sich ab strampelt, es wird ihm jedes kleinste, angebliche Fehlverhalten übel genommen. Gerne auch Wochen später, damit erst recht keine Chance zur Korrektur besteht. Der Alexithyme muss seinerseits natürlich über alles hinweg sehen.
[quote:16mcoyyn]Für mich habe ich entschieden, das Anderssein so weit es geht zu respektieren.[/quote:16mcoyyn]
Finde ich gut.
[quote:16mcoyyn]Nicht ganz einfach,[/quote:16mcoyyn]
Ich weiß.
[quote:16mcoyyn]Im Extremfall ist es wohl so, dass ihm dann völlig egal ist, ob ich da bin oder nicht.
Kannst Du das nachvollziehen?[/quote:16mcoyyn]
Ich weiß, dass Alexithyme so auf Gefühlsmenschen wirken können. Ich kann nicht nachvollziehen, wie du dich dabei fühlst. Wir wissen beide nicht, ob es ihm dann wirklich egal ist.
[quote:16mcoyyn]Du meinst also, es gibt Gemeinsamkeiten, warum sich jemand in einen alexithymen Menschen verliebt? Wie meinst Du das genau?[/quote:16mcoyyn]
Einige gefühlvolle Frauen fühlen sich wohl bei alexithymen Männern geborgen und sicher. Vermutlich weil deren Ruhe und Zuverlässigkeit als Gegenpol zum gefühlsbedingten Chaos wirkt. Als Reaktion auf Stress der irgendwann ganz sicher kommt, z.B. durch Streit untereinander, durch berufliche Anforderungen usw., zieht der Alexithyme sich zurück während die Gefühlvolle immer mehr Nähe sucht. Der Stress wird für beide immer größer, weil beide genau das Gegenteil von dem tun, was für den Partner hilfreich wäre. Ich habe es neulich schon mal ähnlich beschrieben.
[quote:16mcoyyn]Welche Vorurteile werden da bestätigt?[/quote:16mcoyyn]
Achtung, pauschale im Einzelfall ungerechte Vorurteile!
Diejenigen (Gefühlsmenschen), die am lautesten von Liebe, Treue etc. reden, sind die ersten, die ihre Ideale verraten. Ich bin kein Moralapostel. Aber ich kann absolut nicht verstehen, dass jemand seinen Partner verlässt oder betrügt und danach jammert, dass er/sie seinen Partner doch so liebt. Diejenigen (Alexithymen), die diesen Begriffen eher distanziert gegenüber stehen, leben diese Ideale viel eher. Die auf dich vermutlich besonders demotivierenden Berichte, wirken auf mich, als hielten sich die Verfasserinnen für den Mittelpunkt des Universums. Wenn der Partner nicht rund um die Uhr für sie da ist, ist das eine unglaubliche Missachtung. Es trieft vor Selbstmitleid. Keinerlei bemühen, die andere Seite zu verstehen. Die eigenen Gefühle werden zur Rechtfertigung jeglichen eigenen Verhaltens missbraucht. Dem Partner wird alles negativ ausgelegt.
Ich denke das reicht fürs Erste Ganz deutlich. Es gibt hier auch andere Teilnehmer(innen) aus der Gefühlsecke, die sich ehrlich interessieren und bemühen. Aber die ganz demotivierenden, bestätigen eben solche Vorurteile von mir.
[quote:16mcoyyn]Bei mir war es wohl so, dass mir seine ruhige, besonnene Art auf Anhieb gefallen hat. In stundenlangen, interessanten Gesprächen konnte ich sehr viel Vertrauen aufbauen. [/quote:16mcoyyn]
Siehst du.
[quote:16mcoyyn]Vielleicht war es in dieser Zeit sogar hilfreich, dass wir nicht an uns rumgegrabscht haben, wie das viele Verliebte am Anfang tun.[/quote:16mcoyyn]
Das kommt wahrscheinlich dazu.
[quote:16mcoyyn]Wir konnten uns auf die Gespräche und das Kennenlernen konzentrieren. Wir haben sehr viele gemeinsame Interessen, Wünsche, Vorstellungen...es passt so vieles, bis auf die Tatsache, dass er kaum Zugang zu seinen Gefühlen hat und meine oft nicht versteht.[/quote:16mcoyyn]
Und wahrscheinlich kannst oder willst du wieder typischerweise deine Gefühle, Erwartungen etc. nicht klar mitteilen, sondern er muss natürlich selbst drauf kommen. Sonst ist es ja nicht echt.
[quote:16mcoyyn]Noch eine konkrete Frage an Dich. Findest Du es sinnvoll, dass ich meinen Freund auf eine mögliche Therapie anspreche[/quote:16mcoyyn]
Ich würde darauf sehr massiv, negativ reagieren.
[quote:16mcoyyn]oder müsste er da selbst draufkommen?[/quote:16mcoyyn]
Bei mir würdest du darauf vergeblich warten.
Für mich persönlich wäre jeder Ansatz, der Probleme und Lösungsversuche mir einseitig zuschiebt völlig inaktzeptabel. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass es bei aAnderen wirklich langfristig hilft.
Aber vielleicht ist dein Partner ganz anders.
Grüße
09.05.2012 von Wanda
Hallo,
Deine Antworten sind sehr hilfreich für mich. Ich danke Dir für die Mühe.
[quote:9zi9gpja]Wenn die Angehörigen Forderungen stellen würden, hätte der Alexithyme zumindest eine Chance zu reagieren[/quote:9zi9gpja]
Ich denke, dass gilt nicht nur für den Umgang mit Alexithymen. Menschen sind keine Hellseher und wer nicht sagt, was er möchte, hat selten eine Chance das gewünschte zu bekommen. Dieses "er soll mir meine Wünsche von den Augen ablesen" ist was für 15-Jährige.
Trotzdem gibt es natürlich Situationen, in denen es ganz schön wäre, wenn der Partner eine Grundstimmung (z.B. Traurigkeit) auch mal wahrnimmt, ohne dass man viel erklären muss. Auch "Gefühlsmenschen" wollen nicht ständig über ihre Gefühle und Befindlichkeiten reden.
[quote:9zi9gpja]Ich weiß, dass Alexithyme so auf Gefühlsmenschen wirken können. Ich kann nicht nachvollziehen, wie du dich dabei fühlst. Wir wissen beide nicht, ob es ihm dann wirklich egal ist.[/quote:9zi9gpja]
Dies war eindeutig eine Unterstellung, die ich so nicht hätte formulieren dürfen. Zu sagen, dass es bei mir so ankommt wäre besser gewesen. Ich gelobe Besserung, denn ich selbst mag es ja auch nicht, wenn man mir was unterstellt.
[quote:9zi9gpja]Einige gefühlvolle Frauen fühlen sich wohl bei alexithymen Männern geborgen und sicher. Vermutlich weil deren Ruhe und Zuverlässigkeit als Gegenpol zum gefühlsbedingten Chaos wirkt[/quote:9zi9gpja]
Also Chaos herrscht bei mir nicht direkt, aber ich schätze die Ruhe und Zuverlässigkeit sehr.
Deine Beschreibung, was in Stresssituationen zur Eskalation führen kann, werde ich im Kopf behalten und zu gegebener Zeit versuchen, gegenzusteuern.
[quote:9zi9gpja]Diejenigen (Alexithymen), die diesen Begriffen eher distanziert gegenüber stehen, leben diese Ideale viel eher[/quote:9zi9gpja]
Da muss ich Dir Recht geben. Viele Gefühlsmenschen geben viel zu schnell ihren momentanen, meist nur kurzlebigen Bedürfnissen nach. Wir unterscheiden uns von Tieren dadurch, dass wir einen freien Willen haben und nicht jedem Hormonschub nachgeben müssen. Meine persönliche Meinung, die ich so auch lebe.
[quote:9zi9gpja]Und wahrscheinlich kannst oder willst du wieder typischerweise deine Gefühle, Erwartungen etc. nicht klar mitteilen, sondern er muss natürlich selbst drauf kommen. Sonst ist es ja nicht echt.[/quote:9zi9gpja]
Jetzt wird es schwierig. Einerseits möchte ich immer ganz klar meine Gefühle und Erwartungen zu Ausdruck bringen, aber andererseits möchte ich keine Forderungen stellen, die für ihn nicht erfüllbar sind. Du hast einem anderen Forenmitglied Tipps gegeben, wie man mit "Gefühlsmenschen" umgehen sollte. Das klang für mich nach einem riesigen Schauspiel, das da aufgeführt werden soll. Ich persönlich möchte nicht, dass mein Freund irgendetwas tut, was er nicht wirklich will oder braucht, nur um mich glücklich zu machen.
Okay, das mit der Therapie vergesse ich erst mal. Danke für Deinen Hinweis dazu. Für's erste muss unsere Ehrlichkeit und Reden ausreichen.
Ich wünsche Dir noch einen schönen Abend
10.05.2012 von Anonym
Hallo,
[quote:1sux8u12]Das klang für mich nach einem riesigen Schauspiel, das da aufgeführt werden soll.[/quote:1sux8u12]
Man kann es auch verstellen und lügen nennen. Der Fragestellerin wird es übrigens extrem schwer fallen, wenn sie meinen Vorschlag umsetzen will. Alexithymen wird eher Ehrlichkeit nachgesagt. Meiner Meinung nach geht es beim Thema Gefühle nicht anders, wenn man die bekannten Probleme vermeiden und trotzdem nicht alleine sein will. Unter den Alternativen Alleinsein, Beziehungsprobleme und Schauspielerei bevorzuge ich die Letzte. Aber vielleicht gibt es bessere Tipps.
[quote:1sux8u12]Ich persönlich möchte nicht, dass mein Freund irgendetwas tut, was er nicht wirklich will oder braucht, nur um mich glücklich zu machen.[/quote:1sux8u12]
Keine Sorge. Die Gefahr ist wahrscheinlich sehr gering. Auch das Schauspiel würde die Fragestellerin für sich selbst aufführen und nicht als selbstloses Geschenk für ihren Freund. Alexithyme denken ziemlich zweckmäßig und unromantisch.
Unterschätze nicht, wie unterschiedlich die Welten von dir und Alexithymen sind.
Du musst viel eher auf dich selbst aufpassen. Wenn du dich nach einem halben Jahr schon öfter hilflos, überflüssig und abgewiesen gefühlt hast, gehst du mit so verständnisvollen, verklärenden, liebevollen(?) Einstellungen ein hohes Risiko, dass eure Beziehung so verläuft, wie in den abschreckenden Berichten. Du musst z.B. dafür sorgen, dass du glücklich wirst. Was immer du mit glücklich sein meinst. Und wenn dein Freund dazu über seinen Schatten springen muss (kürzlich schrieb ich vom inneren Schweinehund), dann musst du dafür sorgen, dass er es tut. Sonst wirst du oft unglücklich sein.
Grüße
11.05.2012 von Wanda
Hallo,
[quote:5sy730nd]Man kann es auch verstellen und lügen nennen[/quote:5sy730nd]
Sieh meine Auslegung bitte nicht als Angriff. Die Idee, dass mir jemand seine Zuneigung in einstudierten Handlungen zum Ausdruck bringt, ist einfach jenseits meiner Vorstellungskraft. Trotzdem habe ich mal intensiv darüber nachgedacht und bin zu dem Ergebnis gekommen, dass mein Freund das möglicherweise auch (sagen wir mal in abgeschwächter Form) praktiziert. Das sind Situationen, Ihnen denen ich mich unwohler fühle, als wenn kein emotionaler oder körperlicher Kontakt zwischen uns besteht. Ich bin oft sehr glücklich, wenn wir uns auf geistiger Ebene gut verstehen und all unsere Gedanken und Sorgen teilen. Wenn dann eine kleine ehrlich gemeinte liebevolle Berührung dazu kommt, ist mir das lieber als ein ungelenker Versuch mich in den Arm zu nehmen. Ich kann das sehr wohl unterscheiden, was aus seinem Innersten kommt und was nicht.
[quote:5sy730nd]Unterschätze nicht, wie unterschiedlich die Welten von dir und Alexithymen sind[/quote:5sy730nd]
Guter Hinweis. Nicht von der Hand zu weisen. Sicher wird es immer wieder zu schwierigen Situationen kommen, das ist mir völlig klar, aber ich hoffe, dass mir dann mein Wissen, meine Lebenserfahrung und meine Toleranz ein Stück weit weiterhelfen. Perfekte Beziehungen gibt es auch unter "Gefühlsmenschen" nicht.
[quote:5sy730nd]Du musst z.B. dafür sorgen, dass du glücklich wirst[/quote:5sy730nd]
Habe ich immer vor Augen. Selbstaufgabe ist nicht mein Ding.
[quote:5sy730nd]Und wenn dein Freund dazu über seinen Schatten springen muss (kürzlich schrieb ich vom inneren Schweinehund), dann musst du dafür sorgen, dass er es tut[/quote:5sy730nd]
Und an dieser Stelle bin ich mir wieder nicht sicher, wie weit ich da gehen kann. Ich versuche, Signale zu setzen, ohne wie ein Überfallkommando zu wirken. Ich habe einige "Trigger" gefunden, die uns helfen, die Barrieren zu überwinden. Klappt aber auch nicht immer. Die Balance zu finden ist schwierig.
[quote:5sy730nd]...gehst du mit so verständnisvollen, verklärenden, liebevollen(?) Einstellungen ein hohes Risiko ein[/quote:5sy730nd]
Was ist die Alternative? Den Mann, den ich liebe und schätze zu verlassen?
Liebe bedeutet nicht, dass man sich ständig gegenseitig anschaut, sondern hauptsächlich, dass man in eine gemeinsame Richtung blickt. Und genau das tun wir.
Was wird denn aus all den vielen Beziehungen, die nur auf großer anfänglicher Verliebtheit aufgebaut sind? Seifenblasen, die schnell zerplatzen...
Ich verkläre nichts, sehe jede Menge Schwierigkeiten, aber ich gebe unserer Beziehung trotzdem eine gute Chance.
Vielen Dank für Deine vielen Anregungen.
Gruß
Wanda
11.05.2012 von Anonym
Hallo,
[quote:35abg0m2]Sieh meine Auslegung bitte nicht als Angriff. [/quote:35abg0m2]
Habe ich nicht als Angriff verstanden. Es ist ja richtig, dass die ausgeführte Aktion Schauspiel, Verstellung bzw. Lüge ist.
[quote:35abg0m2]Wenn dann eine kleine ehrlich gemeinte liebevolle Berührung dazu kommt, ist mir das lieber als ein ungelenker Versuch mich in den Arm zu nehmen.[/quote:35abg0m2]
Es wird ihm wahrscheinlich sehr schwer gefallen, dich in den Arm zu nehmen. Was da alles in seinem Kopf kreist, bevor er sich dazu durchringen konnte. Er riskiert etwas völlig Verkehrtes, Unpassendes, Peinliches zu tun. Die Ausführung ist vielleicht geschauspielert, aber dahinter steckt aus seiner Sicht evtl. viel mehr Ehrlichkeit als hinter den kleinen, liebevollen Berührungen, die dir lieber wären. Diese unterschiedlichen Sichtweisen, die überall lauern, haben ein enormes Konfliktpotenzial.
Du musst die gewünschten Berührungen geschickt, aber konkret, einfordern, eine Verabredung dazu treffen etc. Aber dann sind die Berührungen natürlich nicht mehr so, wie du sie möchtest. Ihr könnt euch einigen oder leiden.
[quote:35abg0m2]Und an dieser Stelle bin ich mir wieder nicht sicher, wie weit ich da gehen kann.[/quote:35abg0m2]
Das Risiko trägst du. Vermutlich kannst du sehr weit gehen. Alexithymen helfen Hilfestellungen, Anleitungen etc., wenn es um Gefühle geht.
[quote:35abg0m2]Die Balance zu finden ist schwierig.[/quote:35abg0m2]
Ja. Beide Seiten haben viele Möglichkeiten etwas falsch zu machen. Siehe oben.
[quote:35abg0m2]Was ist die Alternative? Den Mann, den ich liebe und schätze zu verlassen?[/quote:35abg0m2]
Dann würde ich mir ja selbst widersprechen.
[quote:35abg0m2]Liebe bedeutet nicht, dass man sich ständig gegenseitig anschaut, sondern hauptsächlich, dass man in eine gemeinsame Richtung blickt. Und genau das tun wir.[/quote:35abg0m2]
Er wird im Gespräch sagen "Ja, du hast vollkommen recht" und denken (sorry) "so ein Blabla". Du wirst bei Gefühlsthemen nie sicher wissen, wie er wirklich denkt.
[quote:35abg0m2]Was wird denn aus all den vielen Beziehungen, die nur auf großer anfänglicher Verliebtheit aufgebaut sind? Seifenblasen, die schnell zerplatzen...[/quote:35abg0m2]
Das sehe ich auch so.
[quote:35abg0m2]Ich verkläre nichts, sehe jede Menge Schwierigkeiten, aber ich gebe unserer Beziehung trotzdem eine gute Chance.[/quote:35abg0m2]
Es gibt diese Chance, wenn ihr so grundlegende unterschiedliche Interpretationen wie beim Thema Berührungen in den Griff bekommt.
Grüße
11.05.2012 von Wanda
Hallo,
die Einblicke, die Du mir in die Sichtweise eines Alexithymen gewährst sind für mich sehr aufschlussreich.
[quote:2q479mw6]Die Ausführung ist vielleicht geschauspielert, aber dahinter steckt aus seiner Sicht evtl. viel mehr Ehrlichkeit als hinter den kleinen, liebevollen Berührungen, die dir lieber wären[/quote:2q479mw6]
Sieht so aus, als müsste ich mich mit dieser Tatsache anfreunden.
[quote:2q479mw6]Du musst die gewünschten Berührungen geschickt, aber konkret, einfordern, eine Verabredung dazu treffen etc. Aber dann sind die Berührungen natürlich nicht mehr so, wie du sie möchtest.[/quote:2q479mw6]
Eine Verabredung treffen, geht mir zu weit, aber "sanft" einfordern...ja das geht. Teilweise mache ich das schon. Ich habe z.B. enorm darunter gelitten, wenn wir gemeinsam Schlafen gehen und er sich einfach umdreht und grußlos einschläft. Ich habe ihm ganz konkret gesagt, dass das für mich nicht geht. Den Partner noch mal ansehen, ein kleiner Kuss und ein "Gute-Nacht" muss drin sein. Inzwischen ist es ihm sogar manchmal möglich, mich im Arm zu halten und so einzuschlafen. Das sind für mich enorm große Schritte, die mir Hoffnung machen.
[quote:2q479mw6]Er wird im Gespräch sagen "Ja, du hast vollkommen recht" und denken (sorry) "so ein Blabla". Du wirst bei Gefühlsthemen nie sicher wissen, wie er wirklich denkt.[/quote:2q479mw6]
Das hast Du sehr drastisch ausgedrückt. Ich hoffe sehr stark, dass mein Partner nie "Blabla" denkt, sondern mir bei Zeiten sagt, wenn er mich nicht versteht. Aber vielleicht hege ich da eine Illusion.
[quote:2q479mw6]Es gibt diese Chance, wenn ihr so grundlegende unterschiedliche Interpretationen wie beim Thema Berührungen in den Griff bekommt.[/quote:2q479mw6]
Das sehe ich auch als die größte Herausforderung. Für mich persönlich ist die Menge der Berührungen nicht ausschlaggebend, es ist schwierig, auf die Spontaneität verzichten zu müssen. Zu groß ist inzwischen meine Angst vor Zurückweisung, wenn ich zu spontan agiere. Wenn er vor mir zurückzuckt, als hätte ich eine ansteckende Krankheit (sorry, aber mir fällt gerade kein besserer Vergleich ein) oder sich versteift...das macht mich einfach traurig. Also versuche ich solche Situationen zu vermeiden. Ich habe gemerkt, dass er dadurch entspannter ist und auch mal von sich aus einen Vorstoß wagt.
Ich denke, da geht noch was.
Gruß
Wanda
11.05.2012 von Wanda
@anonym
Mir ist aufgefallen, dass mein Freund in letzter Zeit unter häufigen extremen Kopfschmerzen leidet. Er selbst weiß, dass das mit dem Stress (teilweise Mobbing) bei der Arbeit zu tun hat. Siehst Du für mich eine Möglichkeit, ihm zu helfen, sich zu entspannen bzw. den Stress anders zu kanalisieren. Das scheint ja ein weit verbreitetes Problem unter alexithymen Menschen zu sein, dass sich vieles in körperlichen Schmerzen auswirkt. Manchmal sagt er auch, dass ihm der ganze Körper irgendwie weh tut. Er hat schon so viele Schmerzmittel in seinem Leben geschluckt, dass manche gar nicht mehr wirken.
12.05.2012 von Anonym
Hallo,
ich habe selbst keine Erfahrungen mit psychisch bedingten Schmerzen oder Mobbing. Ich würde aber zuerst mal prüfen, woher die Schmerzen kommen, ob das Mobbing evtl. auch durch die alexithyme Eigenschaften begünstigt wird usw. Also erst mal Datenerhebung, z.B.:
1 Protokoll für das Mobbing:
Wann, Wer, Wie, Warum. Beim Warum könnte dein Part sein, kritisch zu hinterfragen, ob er die Mitarbeiter z.B. durch "alexithymes Verhalten" zum Mobbing gebracht haben könnte. Hat er z.B. jemanden unbewusst verletzt, war er zu kompromisslos, tritt er zu selbstsicher auf, war er in Besprechungen genervt etc. Du weist selbst am besten, wie seine Art andere irritieren kann.
Gegen Mobbing soll man meines Wissens aktiv angehen. Die Mobber direkt darauf ansprechen. An Vorgesetzte, Betriebsrat, Personabteilung, Anwalt wenden. Dazu braucht es aber Nachweise, z.B. solche Protokolle.
1 Protokoll für Schmerz:
Von wann, bis wann, welche Schmerzart, wie stark, was wurde im Vorfeld gemacht. Hier wäre dein Part die Dinge im Vorfeld zu hinterfragen.
Die Schmerzauslöser können nämlich ganz überraschend sein. Wenn ich mich recht erinnere, wird in dem im Forum hin und wieder erwähnten Buch über Alexithymie ein Fall beschrieben, wo sich schließlich heraus stellte, dass die Schmerzen der Betroffenen unter Anderem entstanden, wenn sie Rolltreppe fuhr. Also an so simple Dinge denken wie Autofahrten, Einkaufen, Feiern, Streit etc. Vielleicht findet ihr ein Muster.
Mit diesen Protokollen könnt ihr besser eingrenzen, was die Schmerzauslöser sind und ggf. konkret gegen das Mobbing vorgehen. Bzgl. Mobbing dürften zahlreiche Ratgeber zu finden sein.
Schwierig dürften die Punkte "eigenes Verhalten und Mobbing", sowie "was wurde im Vorfeld gemacht" werden. Er ist evtl. schon auf bösartiges Mobbing als Schmerzursache fixiert. Also musst du ihn auf andere Möglichkeiten bringen. Ob er in deinem Beisein aber z.B. Missverständnisse mit dir als mögliche Ursache notieren würde, ist mehr als fraglich.
Da müsst ihr ausprobieren. Evtl. erst zusammen üben, wobei du diverse Möglichkeiten abfragst und ihn dann alleine machen lassen, wenn es im Prinzip klappt. Oder auf einem Blatt gemeinsam erarbeitete Möglichkeiten aufschreiben, die er beim alleinige Schreiben der Protokolle als Ideen durchgeht.
Leider schreibt Elana zur Zeit nicht. Sie hat auch ein massives Schmerzproblem und hat alexithyme Eigenschaften. Vielleicht findest du in ihren alten Beiträgen noch ein paar Hinweise.
Grüße
12.05.2012 von Anonym
Hallo,
ich habe selbst keine Erfahrungen mit psychisch bedingten Schmerzen oder Mobbing. Ich würde aber zuerst mal prüfen, woher die Schmerzen kommen, ob das Mobbing evtl. auch durch die alexithyme Eigenschaften begünstigt wird usw. Also erst mal Datenerhebung, z.B.:
1 Protokoll für das Mobbing:
Wann, Wer, Wie, Warum. Beim Warum könnte dein Part sein, kritisch zu hinterfragen, ob er die Mitarbeiter z.B. durch "alexithymes Verhalten" zum Mobbing gebracht haben könnte. Hat er z.B. jemanden unbewusst verletzt, war er zu kompromisslos, tritt er zu selbstsicher auf, war er in Besprechungen genervt etc. Du weist selbst am besten, wie seine Art andere irritieren kann.
Gegen Mobbing soll man meines Wissens aktiv angehen. Die Mobber direkt darauf ansprechen. An Vorgesetzte, Betriebsrat, Personabteilung, Anwalt wenden. Dazu braucht es aber Nachweise, z.B. solche Protokolle.
1 Protokoll für Schmerz:
Von wann, bis wann, welche Schmerzart, wie stark, was wurde im Vorfeld gemacht. Hier wäre dein Part die Dinge im Vorfeld zu hinterfragen.
Die Schmerzauslöser können nämlich ganz überraschend sein. Wenn ich mich recht erinnere, wird in dem im Forum hin und wieder erwähnten Buch über Alexithymie ein Fall beschrieben, wo sich schließlich heraus stellte, dass die Schmerzen der Betroffenen unter Anderem entstanden, wenn sie Rolltreppe fuhr. Also an so simple Dinge denken wie Autofahrten, Einkaufen, Feiern, Streit etc. Vielleicht findet ihr ein Muster.
Mit diesen Protokollen könnt ihr besser eingrenzen, was die Schmerzauslöser sind und ggf. konkret gegen das Mobbing vorgehen. Bzgl. Mobbing dürften zahlreiche Ratgeber zu finden sein.
Schwierig dürften die Punkte "eigenes Verhalten und Mobbing", sowie "was wurde im Vorfeld gemacht" werden. Er ist evtl. schon auf bösartiges Mobbing als Schmerzursache fixiert. Also musst du ihn auf andere Möglichkeiten bringen. Ob er in deinem Beisein aber z.B. Missverständnisse mit dir als mögliche Ursache notieren würde, ist mehr als fraglich.
Da müsst ihr ausprobieren. Evtl. erst zusammen üben, wobei du diverse Möglichkeiten abfragst und ihn dann alleine machen lassen, wenn es im Prinzip klappt. Oder auf einem Blatt gemeinsam erarbeitete Möglichkeiten aufschreiben, die er beim alleinige Schreiben der Protokolle als Ideen durchgeht.
Wenn ihr das eine Zeit lang gemacht habt, könnt ihr die weiteren Schritte hoffentlich besser überlegen und die eigentlichen Ursachen gezielt angehen.
Leider schreibt Elana zur Zeit nicht. Sie hat auch ein massives Schmerzproblem und hat alexithyme Eigenschaften. Vielleicht findest du in ihren alten Beiträgen noch ein paar Hinweise.
Grüße
12.05.2012 von Wanda
Hallo,
[quote:ev3150ak]Ich würde aber zuerst mal prüfen, woher die Schmerzen kommen[/quote:ev3150ak]
Soweit ich das beurteilen kann, kommen die Schmerzen häufig zusammen mit Problemen, für die er keine unmittelbare Lösung parat hat. Das ist mir schon aufgefallen, bevor ich etwas über Alexithymie wußte. Probleme sind für ihn etwas, was man analytisch angeht und sofort ändert. Ganz pragmatisch, da wird nichts von rechts nach links geschoben. Wenn nun andere Menschen beteiligt sind, geht das nicht so einfach, manchmal gar nicht. Die schwierige Situation im Job ist wohl im Moment de Auslöser, aber es gab vorher auch schon andere, auf die ich aufmerksam wurde.
[quote:ev3150ak]prüfen...ob das Mobbing evtl. auch durch die alexithyme Eigenschaften begünstigt wirdprüfen[/quote:ev3150ak]
Ich denke, dass er mit seinen hohen Ansprüchen, die er an sich selbst und an andere hat, das ganze begünstigt. Dazu kommen eine etwas starre Gesichtsmimik, die schwer zu deuten ist.
Auf das Thema Schmerzen reagiert er sehr verschlossen. Er will (oder kann) darüber nicht reden. Insofern wird es uns nicht möglich sein, irgendeine Art von Statistik zu erstellen. Deine Idee ist aus meiner Sicht sehr gut, aber eben leider nicht durchführbar.
Missverständnisse mit mir oder auch möglicherweise zu große Forderungen meinerseits waren rückblickend sicher auch schon Auslöser für seine Schmerzen. Trotzdem möchte ich ihn nicht wie ein rohes Ei behandeln, nur weil das die Folge sein könnte. Ich möchte ein (einigermaßen) normales Leben mit ihm führen, möchte auch mich und meine Bedürfnisse hinreichend in die Beziehung einbringen können.
Da muss er wohl irgendwann (wenn der Leidensdruck groß genug ist) selbst aktiv werden und sich damit intensiv auseinandersetzen. Er weiß, dass ich ihm jederzeit uneingeschränkt Hilfestellung geben würde. Mehr kann ich wohl im Moment nicht tun.
Ich habe zwischenzeitlich noch in einem anderen Forum Berichte von Angehörigen gelesen und festgestellt, dass ich mit den meisten Beschreibungen nicht so viel anfangen kann. Da trieft es von Selbstmitleid (wie Du ja auch schon angemerkt hast) und oft sind die Aussagen auch widersprüchlich. Auch kommt es mir so vor, als ob manche Frauen (meist sind es ja Frauen) ihr Leid irgendwie genießen und sich dadurch wichtig fühlen.
Danke, dass Du so detailliert auf meine Fragen/Probleme eingehst. Das gibt mir sehr viel.
Schönes Wochenende
13.05.2012 von Anonym
Hallo,
[quote:1kl8tf6t]Soweit ich das beurteilen kann, kommen die Schmerzen häufig zusammen mit Problemen, für die er keine unmittelbare Lösung parat hat.[/quote:1kl8tf6t]
Bei mir kreisen bei offenen Themen die Gedanken immer um dieses Thema. Das fängt schon bei Antworten auf Forenbeiträge an. Wenn ich nicht sofort antworten kann, wird im Kopf ständig die Antwort vor formuliert, neu überdacht usw. Also echtes grübeln.
Bei echten Problemen hatte ich dabei hin und wieder mal den Eindruck (leichte) Kopfschmerzen zu bekommen. Wobei mir unklar ist, ob das vom Grübeln kommt, ein zufälliger Wetterumschwung war, Grippe aufkam usw.
Das Grübeln wird beendet oder zumindest unterbrochen, wenn das Thema erledigt ist, oder wenn mich etwas anderes vollkommen ablenkt.
Evtl. wäre ein Versuch sinnvoll, statt für Entspannung, für hohe Aufmerksamkeit für ein positives Thema zu sorgen.
[quote:1kl8tf6t]Auf das Thema Schmerzen reagiert er sehr verschlossen. Er will (oder kann) darüber nicht reden.[/quote:1kl8tf6t]
Alles andere würde mich bei einem Alexithymen auch überraschen. Du hast keine Vorstellung, wie schwer es ist, mit anderen selbst "nur" über Schmerzen zu sprechen.
[quote:1kl8tf6t]Insofern wird es uns nicht möglich sein, irgendeine Art von Statistik zu erstellen.[/quote:1kl8tf6t]
Da wäre ich nicht so sicher.
[quote:1kl8tf6t]Trotzdem möchte ich ihn nicht wie ein rohes Ei behandeln, nur weil das die Folge sein könnte. Ich möchte ein (einigermaßen) normales Leben mit ihm führen, möchte auch mich und meine Bedürfnisse hinreichend in die Beziehung einbringen können.[/quote:1kl8tf6t]
Das rohe Ei und Selbstaufgabe wäre IMHO auch vollkommen falsch.
[quote:1kl8tf6t]Da muss er wohl irgendwann (wenn der Leidensdruck groß genug ist) selbst aktiv werden und sich damit intensiv auseinandersetzen.[/quote:1kl8tf6t]
Ich fürchte, dass seine Leidensfähigkeit im Zweifel deutlich höher ist als deine.
[quote:1kl8tf6t]Mehr kann ich wohl im Moment nicht tun.[/quote:1kl8tf6t]
Vielleicht. Aber denke trotzdem mal über deine Erfahrung bzgl. zu Bett gehen nach. Was könnte aus alexithymer Sicht da passiert sein? Könnte da ein Muster vorliegen, das dir in anderen Situationen einen Versuch wert ist, z.B. bei dem Thema Mobbing/Schmerzen?
[quote:1kl8tf6t]Danke, dass Du so detailliert auf meine Fragen/Probleme eingehst. Das gibt mir sehr viel.[/quote:1kl8tf6t]
Damit du Alexithyme evtl. besser verstehen kannst, hier noch mal der Link zu der meines Wissens einzigen Seite, auf der Alexithymie aus "Insidersicht" relativ ausführlich beschrieben ist:
http://nalexithymie.blogspot.de/
Danach wird dir evtl. besser und schneller klar, was ich manchmal meine. In Foren ist manches schwer in Kürze darzustellen.
Grüße
15.05.2012 von Wanda
Hallo,
[quote:538gj8vx]Evtl. wäre ein Versuch sinnvoll, statt für Entspannung, für hohe Aufmerksamkeit für ein positives Thema zu sorgen[/quote:538gj8vx]
Gute Idee. Habe ich auch schon versucht, klappt aber nicht besonders gut. Er kann in solchen Momenten einfach nicht abschalten.
Für das Thema Mobbing gibt es eine mittelfristige Lösung. Er arbeitet noch nicht lange in dieser Firma, ist noch in der Probezeit. Die Art und Weise, wie dort die Menschen ganz allgemein miteinander umgehen, entbehrt meines Erachtens jeglicher Unternehmenskultur. Dort kann sich keiner auf Dauer wohlfühlen. Ich denke er war erleichtert, als ich ihn gefragt habe, ob er nicht nach was anderem suchen möchte. Es scheint mir, als will er sich und anderen ständig beweißen, dass er alles schaffen kann, dass er durchhält, aber das ist aus meiner Sicht nicht immer sinnvoll.
Ist natürlich keine dauerhafte Lösung für die Schmerzen, da die Gründe wohl vielschichtig sind.
[quote:538gj8vx]denke trotzdem mal über deine Erfahrung bzgl. zu Bett gehen nach. Was könnte aus alexithymer Sicht da passiert sein? Könnte da ein Muster vorliegen, das dir in anderen Situationen einen Versuch wert ist, z.B. bei dem Thema Mobbing/Schmerzen?[/quote:538gj8vx]
Ich tappe im Dunkeln. Könnte ihn mit "sanftem Druck" zu Dingen bewegen, die er von sich aus so nicht tun würde? Ist es das, was Du meinst?
Ich wünsche mir, dass es ihm gut geht, möchte ihn aber nicht verbiegen.
Gerade in den letzten Tagen habe ich bemerkt, dass es zwischen uns einfacher wird. Möglicherweise hängt das maßgeblich damit zusammen, dass ich selbst entspannter bin. Die Auseinandersetzung mit dem Thema Alexithymie hat mir geholfen, die Dinge differenzierter zu betrachten und nicht alles auf mich zu beziehen. Jeder Mensch ist nun mal die Summe seiner Erfahrungen und das kühle, reservierte Verhalten meines Freundes hat in mir unbewusst das Gefühl hervorgerufen, nicht wichtig oder nicht genug wert zu sein. Jetzt gelingt es mir, zu sehen, dass er seine Verbundenheit oft durch ganz andere Dinge ausdrückt, die nicht weniger wert sind.
Vielen Dank für den Link. Sehr interessante Einblicke.
Ich wünsche Dir eine angenehme Woche
Wanda
15.05.2012 von Wanda
Hallo anonym,
dies habe ich gerade im empfohlenen Blog gelesen und mache mir so meine Gedanken dazu.
"Irgendwann wollte meine Frau einen regelmäßigen Abschiedskuss, wenn ich zur Arbeit gehe. Für mich gehört so etwas zu den überflüssigen, blöden Routinen. Weil es ihr wichtig war, hielt ich die Wange hin, sie gab ihren Kuss und beide konnten damit leben - glaube ich. Irgendwann war ich sauer auf sie und seitdem halte ich meine Wange nicht mehr hin und der Abschiedskuss entfällt. Mir ist unverständlich, warum solche Rituale als Zeichen der Liebe wichtig sein sollten."
Ich will mal versuchen, aus meiner Sicht zu erklären, warum das für "Gefühlsmenschen" so wichtig ist und was für mich Liebe bedeutet.
Liebe ist eine tiefe Verbundenheit mit einem Menschen. Man fühlt sich wohl, sicher und geborgen in dessen Nähe. Man sorgt sich um das Wohlergehen dieses Menschen und macht Dinge, von denen man weiß, dass sie ihm gut tun, hilft und unterstützt sich gegenseitig.
Ich denke, diese Dinge sind für fast jeden nachvollziehbar.
Ich persönlich empfinde Liebe aber noch auf einer weiteren Ebene, einer körperlich-spirituellen. Der Körper der geliebten Person, die Haut und der Geruch wird als etwas Besonderes wahrgenommen. Sex wird zu einer Art Verschmelzung, hinter der der Wunsch steht, mit dem Partner eins zu werden. Diese „Verschmelzung“ bedeutet höchstes Glück und kann gleichzeitig zu einer momentanen Traurigkeit führen, weil man weiß, dass dies nicht von Dauer ist. Man wird allein geboren und so geht man auch wieder. Aber für diesen Moment hat man ALLES geteilt. Dieser Wunsch, dem Partner körperlich/spirituell nah zu sein, besteht auch im Alltag. Ich denke, dass "Rituale", wie der Abschiedskuss oder der Gute-Nacht-Kuss dazu dienen, dem Partner für eine kleinen Moment nah zu sein und sich gegenseitig zu zeigen, dass der andere wichtig ist.
Kannst Du mit meinen Ausführungen irgendetwas anfangen? Ist der Wunsch nach Einssein mit dem Partner nachvollziehbar oder ist das für Alexis völlig abstrakt?
Gruß
16.05.2012 von Anonym
Hallo
[quote:2l70w1pz]Ich tappe im Dunkeln. Könnte ihn mit "sanftem Druck" zu Dingen bewegen, die er von sich aus so nicht tun würde? Ist es das, was Du meinst?
Ich wünsche mir, dass es ihm gut geht, möchte ihn aber nicht verbiegen.[/quote:2l70w1pz]
Alexithyme Menschen haben große Schwierigkeiten Verhaltensweisen zu ändern, die sie gewohnt sind. Das hat nicht einmal damit zu tun, ob sie selbst ihr Verhalten positiv oder negativ finden. Sie kommen einfach nicht aus der gewohnten Bahn heraus. Ein entsprechender Anstoß von außen kann deshalb sehr hilfreich sein. Manchmal warten bzw. hoffen sie vermutlich sogar auf einen solchen Anstoß.
Das hat etwas vom gordischen Knoten. Für den Alexithymen ist die Lage unauflösbar verschlungen, dabei muss nur von außen jemand den Knoten einfach durchschlagen. Das kann wie eine Befreiung wirken.
[quote:2l70w1pz]Man fühlt sich wohl, sicher und geborgen in dessen Nähe. Man sorgt sich um das Wohlergehen dieses Menschen und macht Dinge, von denen man weiß, dass sie ihm gut tun, hilft und unterstützt sich gegenseitig. [/quote:2l70w1pz]
Das sehe ich auch so. Sicher und geborgen würde ich zwar streichen, aber das kann an der klassischen Männerrolle liegen.
[quote:2l70w1pz]Kannst Du mit meinen Ausführungen irgendetwas anfangen? Ist der Wunsch nach Einssein mit dem Partner nachvollziehbar oder ist das für Alexis völlig abstrakt?[/quote:2l70w1pz]
Danke für die anschaulich Beschreibung. Ich kann heraus lesen, dass du etwas ganz Tolles empfindest. Aber richtig nachvollziehen bzw. schreiben, dass ich Ähnliches spüre kann ich nicht.
Ich rieche, auch beim Sex, wie viel Kaffee meine Frau getrunken hat, ob sie schwitzt, sich die Zähne geputzt hat usw. Ein Ei und eine Samenzelle verschmelzen, insofern kann ich mir etwas unter dem Begriff vorstellen. Wie zwei Körper oder "Seelen" verschmelzen, kann ich nicht nachvollziehen. Erst recht nicht die dabei entstehenden Gefühle von höchstem Glück oder sogar Traurigkeit. Sex fühlt sich für mich super an - es gibt auch Alexithyme die am Sex keinen Spaß haben -, aber im Vergleich zu deiner Beschreibung rein körperlich-funktional und auf mich alleine bezogen. Ich habe guten Sex gehabt und meine Frau hoffentlich auch. Ein Gefühl, dass man alles geteilt hat, stellt sich bei mir nicht ein.
[quote:2l70w1pz]Ich denke, dass "Rituale", wie der Abschiedskuss oder der Gute-Nacht-Kuss dazu dienen, dem Partner für eine kleinen Moment nah zu sein und sich gegenseitig zu zeigen, dass der andere wichtig ist.[/quote:2l70w1pz]
Das der Kuss für manche Menschen ein Symbol für diese Liebe ist, kann ich noch verstehen. Was für mich völlig unverständlich ist, dass dieses Symbol wichtiger zu sein scheint, als die gegenseitig Hilfe und Unterstützung. Warum der eine Partner den anderen belügen, bestehlen, betrügen usw. kann und trotzdem seine Liebe beteuern kann, während gleichzeitig dem anderen Partner Vorwürfe gemacht werden, weil er diesen Kuss nicht gibt, obwohl er ständig diese Hilfe und Unterstützung gibt. Der Kuss ist doch billig. Den Kuss kann man doch wirklich leicht vorspielen. Für mich ist das völlig verdreht. Wer Küsschen verteilt ist toll und kann ansonsten machen was er/sie will. Wer da nicht so glatt ist, aber hilft, tut dem Partner Schlimmes an. Das kann doch nicht sein und müsste mit etwas Nachdenken schnell richtig gestellt sein.
Grüße
16.05.2012 von Wanda
Hallo,
[quote:1zgu93je]Sie kommen einfach nicht aus der gewohnten Bahn heraus. Ein entsprechender Anstoß von außen kann deshalb sehr hilfreich sein. Manchmal warten bzw. hoffen sie vermutlich sogar auf einen solchen Anstoß.[/quote:1zgu93je]
Danke, für diese Anregung. Es zeigt mir, dass ich in die richtige Richtung denke und agiere.
[quote:1zgu93je]Wie zwei Körper oder "Seelen" verschmelzen, kann ich nicht nachvollziehen[/quote:1zgu93je]
Das hatte ich schon vermutet. Wahrscheinlich können das auch viele sog. fühlende Menschen nicht. Die meisten Menschen haben zu große Angst vor Verletzungen und davor, ausgenutzt zu werden und kommen erst gar nicht an diesen Punkt. Es bedarf Mut und Vertrauen, sich dem Partner derart zu öffnen.
[quote:1zgu93je]Ich rieche, auch beim Sex, wie viel Kaffee meine Frau getrunken hat, ob sie schwitzt, sich die Zähne geputzt hat usw[/quote:1zgu93je]
Das klingt für mich ziemlich nüchtern und erinnert mich an etwas, was ich mit meinem Partner erlebe. In der Anfangszeit hatte er keine Schwierigkeiten, mich intensiv zu küssen, wenn wir intim waren. Unser kompletter Körperkontakt hat sich eigentlich auf diese Situationen beschränkt. Im Laufe der Zeit habe ich gemerkt, dass er diese Küsse nicht mehr mag. Auf meine Nachfrage, warum das so sei, hat er gesagt, er wisse es nicht. Sex ohne Küssen ist für mich etwas sehr Seltsames. Jetzt frage ich mich natürlich, ob er mich nur geküsst hat, weil es eben dazu gehört und er "normal" wirken wollte. Möglicherweise hat er ähnliche Wahrnehmungen wie Du, riecht nicht den Körper des anderen als Ganzes, sondern nimmt einzelne Gerüche wahr, die ihn möglicherweise stören. Für mich nicht nachvollziehbar, weil ich ein reinlicher Mensch bin, aber man weiß ja trotzdem nicht, wie der andere empfindet. Ob ich ihn mal konkret darauf ansprechen sollte, ob es was mit Geruch zu tun hat?
[quote:1zgu93je]Sex fühlt sich für mich super an - es gibt auch Alexithyme die am Sex keinen Spaß haben -, aber im Vergleich zu deiner Beschreibung rein körperlich-funktional und auf mich alleine bezogen. Ich habe guten Sex gehabt und meine Frau hoffentlich auch. Ein Gefühl, dass man alles geteilt hat, stellt sich bei mir nicht ein.[/quote:1zgu93je]
Danke, für Deine offene Beschreibung. Für mich klingt das wie etwas, was ich bei einem One-Night-Stand empfinden würde. Man befriedigt ein körperliches Bedürfnis, ohne in diesem Moment eine tiefere Verbindung mit dem Sexpartner zu haben. Ich will jetzt auch nicht romantisieren. In langen Partnerschaften ist es relativ normal, dass da nicht jedes Mal die überschwänglichsten Gefühle im Spiel sind, aber trotzdem gebe ich persönlich jedes mal nicht nur meinen Körper, sondern auch meine Seele preis.
Sex scheint mein Partner übrigens als angenehm zu empfinden. Er hat wohl nicht so häufig das Bedürfnis, wie andere Männer, vor allem dann nicht, wenn er Probleme hat und ihn etwas sehr beschäftigt. Das ist aus meiner Sicht eher frauen-typisch. Viele Männer nutzen Sex zur Entspannung, wohingegen Frauen vorher schon entspannt sein müssen, um zu genießen.
[quote:1zgu93je]Was für mich völlig unverständlich ist, dass dieses Symbol wichtiger zu sein scheint, als die gegenseitig Hilfe und Unterstützung[/quote:1zgu93je]
Nein, es ist nicht wichtiger, wenn der Rest nicht stimmt. Das wird Dir jeder denkende Mensch bestätigen. Wenn etwas völlig aus dem Ruder läuft in der Beziehung, würde ich dankend drauf verzichten. Im Normalfall (oder Idealfall) ist es einfach eine kleine Geste, die dem Partner zeigt, dass man ihn wahrnimmt und ihm gerne nah ist. Dieses Thema hat mich übrigens auch eine Weile beschäftigt, weil mein Freund immer zur Tür rein kam, ohne ein Küsschen oder eine Umarmung. Wir wohnen nicht zusammen, d.h. manchmal haben wir uns mehrere Tage nicht gesehen. Ich konnte das nicht begreifen, weil meine Sehnsucht nach einer Umarmung oder einem Kuss so groß war. Nach einer Weile habe ich damit angefangen, mich ihm geschickt in den Weg zu stellen. Jetzt bekomme ich fast immer mein Küsschen, merke aber gleichzeitig, dass er sehr gut ohne könnte. Was ist das also wert? Das ist eine Frage, die ich mir immer wieder stelle und die ich auch auf andere Situationen übertragen kann. Ich weiß dass es sehr viel wert ist, denn er tut diese Dinge ja, um mich glücklich zu machen, aber da bleibt manchmal so ein schaler Nachgeschmack.
Ich wünsche Dir einen schönen Feiertag
18.05.2012 von Anonym
Hallo,
[quote:148vwi4i]Auf meine Nachfrage, warum das so sei, hat er gesagt, er wisse es nicht. Sex ohne Küssen ist für mich etwas sehr Seltsames. Jetzt frage ich mich natürlich, ob er mich nur geküsst hat, weil es eben dazu gehört und er "normal" wirken wollte. Möglicherweise hat er ähnliche Wahrnehmungen wie Du, riecht nicht den Körper des anderen als Ganzes, sondern nimmt einzelne Gerüche wahr, die ihn möglicherweise stören. Für mich nicht nachvollziehbar, weil ich ein reinlicher Mensch bin, aber man weiß ja trotzdem nicht, wie der andere empfindet. Ob ich ihn mal konkret darauf ansprechen sollte, ob es was mit Geruch zu tun hat?[/quote:148vwi4i]
Im Grunde hast du ihn ja schon gefragt und er konnte oder wollte nicht antworten. Speziell auf den Geruch würde ich mich sowieso nicht festlegen. Ich hatte nur deine Erwähnung des Gesamtdufts aufgenommen, um zu zeigen, wie profan ich im Gegensatz dazu erlebe. Ich bin nicht sicher, ob z.B. hinter der Wahrnehmung eines unangenehmen Geruchs nicht in Wirklichkeit ein anderes, für mich nicht greifbares Unwohlsein steht. Es kann auch ein Pickel, eine unangenehme Berührung etc. sein, die ich deutlich wahrnehme. Manchmal habe ich den Eindruck, dass schon das direkte Auftauchen eines anderen Gesichts vor meinem Gesicht unangenehm ist. Warum kann ich nicht sagen.
Wenn du direkt nach Geruch fragen willst, dann jedenfalls nur, wenn er guter Laune ist und sich durch die Frage nicht in die Ecke getrieben fühlt.
[quote:148vwi4i]In langen Partnerschaften ist es relativ normal, dass da nicht jedes Mal die überschwänglichsten Gefühle im Spiel sind, aber trotzdem gebe ich persönlich jedes mal nicht nur meinen Körper, sondern auch meine Seele preis.[/quote:148vwi4i]
„Seele preisgeben“ ist für mich überhaupt nicht nachvollziehbar.
[quote:148vwi4i][quote:148vwi4i]Was für mich völlig unverständlich ist, dass dieses Symbol wichtiger zu sein scheint, als die gegenseitig Hilfe und Unterstützung[/quote:148vwi4i]
Nein, es ist nicht wichtiger, wenn der Rest nicht stimmt. Das wird Dir jeder denkende Mensch bestätigen. [/quote:148vwi4i]
Sicher, mit Worten würde das so bestätigt. In der Realität der Taten habe ich aber ein völlig anderes Bild.
Während bei dir das Küsschen positiv besetzt ist, ist es bei mir negativ besetzt. Für mich ist nur die echte Aktion (Hilfe, Unterstützung etc.) relevant. Das Küsschen ist im besten Fall bedeutungslos, normalerweise sogar ein Warnzeichen. Je häufiger ich wahrgenommen habe, dass die echte Aktion ausblieb oder sogar das Gegenteil gemacht wurde, aber das Küsschen quasi als Ersatz und Wiedergutmachung eingesetzt wurde, desto suspekter wurde mir das Küsschen.
Wenn ich ein Küsschen bekomme oder bei anderen sehe, gehen bei mir die Alarmglocken an. Ich suche sofort den Haken bei der Sache. Entsprechend würde ich mit einem freiwillig von mir gegebenen Küsschen (in meinen Augen) sofort Verdacht erregen. Schon deshalb ist ein freiwilliger Kuss von mir nicht möglich.
Grüße
19.05.2012 von Wanda
Hallo,
[quote:1uxgwsja]Wenn du direkt nach Geruch fragen willst, dann jedenfalls nur, wenn er guter Laune ist und sich durch die Frage nicht in die Ecke getrieben fühlt[/quote:1uxgwsja]
Ich habe versucht, das Thema noch mal anzusprechen, bin aber gar nicht bis zur konkreten Frage nach dem Geruch gekommen. Es war ihm sichtlich unangenehm überhaupt über das Thema Körperkontakt zu sprechen. Ich merke, wie hilflos er dann ist, weil ich ihm quasi ein "Defizit" vor Augen führe, für das es keine Lösung gibt. Er hat in seiner Kindheit nie gelernt, wie schön Zärtlichkeit und körperliche Nähe sein können, weil er das von seiner Mutter nicht erfahren hat. Er kann genauso wenig wie Du nachvollziehen, wovon ich da rede. Er merkt, dass es mir wichtig ist, dass ich es brauche und er es mir nur bedingt geben kann. Ich lasse es jetzt dabei bewenden, denn ich möchte nicht, dass er sich schlecht oder möglicherweise unzulänglich fühlt. Für mich ist es ein Fortschritt, dass er Körperkontakt bis zu einem gewissen Grad zulässt und kann nichts anderes als akzeptieren, dass das nicht zu seinen Grundbedürfnissen zählt und dass er von selbst so gut wie nie auf die Idee kommt, Körperkontakt herzustellen.
[quote:1uxgwsja]Ich bin nicht sicher, ob z.B. hinter der Wahrnehmung eines unangenehmen Geruchs nicht in Wirklichkeit ein anderes, für mich nicht greifbares Unwohlsein steht.[/quote:1uxgwsja]
Da spricht vieles dafür. Zu große körperliche Nähe zu einem anderen Menschen verursacht wohl bei alexithymen Menschen Unbehagen und wird möglicherweise sogar als Bedrohung empfunden. Klar, dass in einem solchen Moment die Sinne geschärft werden. Dies wäre zumindest ein Erklärungsansatz.
[quote:1uxgwsja]„Seele preisgeben“ ist für mich überhaupt nicht nachvollziehbar.[/quote:1uxgwsja]
Seele öffnen meint, dass man sich dem Partner gefühlsmäßig total öffnet und somit in hohem Maß verletzbar wird. Tut der Partner dann etwas Verletzendes, kann das zu unglaublich starken seelischen Schmerzen führen. Diese Schmerzen sind schwer zu beschreiben, wahrscheinlich auch individuell. Bei mir fühlt es sich so an, als hätte ich einen schweren Stein auf meiner Brust, ein Gefühl extremer Hilflosigkeit.
[quote:1uxgwsja]Wenn ich ein Küsschen bekomme oder bei anderen sehe, gehen bei mir die Alarmglocken an. Ich suche sofort den Haken bei der Sache[/quote:1uxgwsja]
Aufgrund der schlechten Erfahrungen, die Du in diesem Zusammenhang anscheinend gemacht hast, durchaus nachvollziehbar.
Ich habe an dieser Stelle ein persönliches Beispiel, das in diese Richtung geht. Ich hatte eine Meinungsverschiedenheit (Streit wäre zu viel gesagt) mit meinem Partner. Es ging um eine Sache, für die es keine für beide Seiten befriedigende Lösung gibt. Ab einem gewissen Punkt geht es dann nur noch darum, Verständnis und Respekt für die Meinung des anderen zu haben und es dabei bewenden zu lassen. In diesem Moment ist aber trotzdem so was wie eine Kluft zwischen den Partnern entstanden, die z.B. durch eine Umarmung (oder eben durch ein Küsschen) weitestgehend geschlossen werden kann. Erstaunlicherweise hat mein Freund das in diesem Moment zugelassen, es möglicherweise sogar als positiv in diesem Zusammenhang empfunden. Was ich damit sagen will ist, dass für emotionale Menschen auch in schwierigen Situationen eine Umarmung oder ein Kuss nicht nur eine billige Möglichkeit ist, von sich oder vorhandenen Schwierigkeiten abzulenken. Der Einzelfall kann natürlich ganz anders aussehen und sicherlich gibt es Menschen, die das auch in einer manipulativen Art und Weise missbrauchen.
Ich möchte Dir an dieser Stelle noch mal dafür danken, dass Du Dich mit mir austauschst. Ich verstehe die Strukturen der Alexithymie immer besser, bin dadurch gelassener und kann die schönen Dinge, die ich mit meinem Freund erlebe, unbeschwerter genießen.
Lieben Gruß
20.05.2012 von Elana
Liebe Wanda
Obwohl ich alexithyme Eigenschaften habe, gebe und erhalte ich selbst auch gern Küsschen von meiner Familie. Aber meine ebenfalls alexithyme Mutter küsst auch nie freiwillig, auch als ich klein war. Trotzdem liebt sie ausgesprochen tief und innig. Es ist eher so, dass sie das Küsschen-Geben nicht wirklich verinnerlicht hat als soziale Geste, sie wurde nicht so erzogen. Aber ihre Liebe zur Familie zeigt sich auf sehr penetrante Weise in ihrer Gluckenhaftigkeit, was das körperliche Wohlergehen betrifft, nach der Devise: Gut angezogene, bekochte Kinder sind glücklich. Wenn ein Problem tiefer geht, kaut sie an dem Problem rum und bekommt hohen Blutdruck. Man könnte also sagen: Die Liebe geht einfach einen anderen Weg und drückt sich anders aus, aber trotzdem ist es nicht weniger empathisch, sogar eher tiefergehender. Als meine Schwester depressiv im Bett lag, war es ihr nicht möglich, mit ihr zu reden, aber sie holte Tee, dachte an alle möglichen praktischen Tipps, die hier anzuwenden wäre, schlug einen Spaziergang vor, holte den Hausarzt, nähte ihre Kleider, bewegte sich ruhe- und ratlos im Haushalt und machte und machte, so wie Martha in der biblischen Geschichte in Lukas 10. Ich denke, Alexithyme sind typische Martha-Menschen.
Lieben Gruß
Elana
20.05.2012 von Wanda
Liebe Elena,
Der Vergleich mit Martha aus der Bibel ist sehr treffend. Ich empfinde meinen alexithymen Partner auch als sehr fürsorglich. Wenn ich ihm z.B. von gesundheitlichen Schwierigkeiten berichte, fragt er genau nach, informiert sich über Therapiemöglichkeiten, besorgt mir Medikament oder empfiehlt mir einen Arzt, den er als Koryphäe auf diesem Gebiet ausfindig gemacht hat. Wenn ich Hunger habe, steht ruck-zuck was Leckeres auf dem Tisch oder wenn ich etwas erwähne, was mir gut gefällt, kauft er es bei nächster Gelegenheit. So viel Zuwendung und Aufmerksamkeit bin ich gar nicht gewohnt, macht mich eher verlegen. In früheren Beziehungen war immer ich der gebende Part. Da auch ich sehr fürsorglich bin, ist unsere Partnerschaft ein ständiges Glücklichmachen des jeweils anderen. Das ist etwas unglaublich Schönes und Wertvolles.
Insofern fällt es mir auch nicht mehr schwer, den Mangel (für mich gesehen) an Körperkontakt zu akzeptieren. Liebe drückt sich eben vielfältig aus.
Lieben Gruß
Wanda
20.05.2012 von Anonym
Hallo,
[quote:1anvbpxm]Seele öffnen meint, dass man sich dem Partner gefühlsmäßig total öffnet und somit in hohem Maß verletzbar wird. Tut der Partner dann etwas Verletzendes, kann das zu unglaublich starken seelischen Schmerzen führen. Diese Schmerzen sind schwer zu beschreiben, wahrscheinlich auch individuell. Bei mir fühlt es sich so an, als hätte ich einen schweren Stein auf meiner Brust, ein Gefühl extremer Hilflosigkeit.[/quote:1anvbpxm]
Für mich ist ein Problem bei Beschreibungen von Gefühlen immer, dass dazu wieder Begriffe aus der Gefühlswelt verwendet werden. Seele öffnen, gefühlsmäßig total öffnen, seelische Schmerzen - alles fremd für mich. Im Kopf kann ich mir eine Erklärung zusammenreimen, weil man derartige Beschreibungen ja öfter hört. Aber etwas wie ein wirkliches Gefühl(?) damit verbinden kann ich nicht. Die Redewendung "mir ist ein Stein vom Herzen gefallen" kenne ich natürlich. Aber das dahinter stehende Gefühl ist schwer greifbar für mich. Was ein Stein in der Hand wiegen kann, ist klar. Aber ein Stein auf dem Herz? Ist das wie ein Stein in der Hand oder ganz anders? Ist das eine Umschreibung im Kopf oder fühlt sich das körperlich so an? Würde ein Stein das Herz nicht zerquetschen? Fragen über Fragen. Vielleicht mache ich mal einen Thread auf, in dem Gefühle so genau wie möglich beschrieben werden sollten, möglichst ohne wieder andere unklare Begriffe zu verwenden. Du bekommst vielleicht eine Ahnung, wie schwer es ist, auf einer solchen Basis über Gefühle zu reden, wenn es zudem noch in Konfliktsituationen ist.
[quote:1anvbpxm]Aufgrund der schlechten Erfahrungen, die Du in diesem Zusammenhang anscheinend gemacht hast, durchaus nachvollziehbar.[/quote:1anvbpxm]
Es ist nicht so, dass spezielle persönliche Erfahrungen dazu geführt haben, dass für mich Küsschen und ähnliche Berührungen meistens unangenehm sind. Ich bin sicher, dass wir auch bei völlig gleichen Erfahrungen zum Thema Küsschen unsere unterschiedlichen Sichten hätten.
So lange ich mich erinnern kann, waren Küsschen und Berührungen für mich unangenehm, ohne dass ich irgend etwas oder jemanden als Ursache im Kopf habe. Meiner Ansicht nach funktioniert es genau anders herum. Aus irgend einem unbewussten Grund ist es unangenehm und in der Folge ist die Sicht darauf eine kritische. Vielleicht konstruiert diese Sicht auch nur eine rationale Pseudoerklärung. Die aus dieser Sicht wahrgenommenen Dinge verstärken wieder die Sicht und machen es immer schwieriger da raus zu kommen. Dazu kommen noch andere typisch alexithyme Eigenschaften, wie nicht aufzufallen etc. Da sind wir wieder an der Stelle, wo meiner Meinung nach jemand den Knoten zerschlagen kann oder muss.
[quote:1anvbpxm]Ich hatte eine Meinungsverschiedenheit (Streit wäre zu viel gesagt) mit meinem Partner. Es ging um eine Sache, für die es keine für beide Seiten befriedigende Lösung gibt. In diesem Moment ist aber trotzdem so was wie eine Kluft zwischen den Partnern entstanden, die z.B. durch eine Umarmung (oder eben durch ein Küsschen) weitestgehend geschlossen werden kann. Erstaunlicherweise hat mein Freund das in diesem Moment zugelassen, es möglicherweise sogar als positiv in diesem Zusammenhang empfunden. Was ich damit sagen will ist, dass für emotionale Menschen auch in schwierigen Situationen eine Umarmung oder ein Kuss nicht nur eine billige Möglichkeit ist, von sich oder vorhandenen Schwierigkeiten abzulenken. Der Einzelfall kann natürlich ganz anders aussehen und sicherlich gibt es Menschen, die das auch in einer manipulativen Art und Weise missbrauchen.[/quote:1anvbpxm]
Diesen Unterschied sehe ich nicht. Eine solche Kluft mit einem Küsschen zu schließen, ist für mich eben billig. Gibt es objektiv keine befriedigende Lösung, muss auch keine Kluft entstehen. Eine Kluft zeigt, dass etwas doch nicht passt und man dem Partner Vorwürfe macht. Aus meiner Sicht gäbe es Klärungsbedarf aber keinen Kussbedarf. Ich verstehe, dass du mir sagen willst, dass es nicht billig sein muss. Aber einerseits verstehe ich, was du sagst, aber andererseits verstehe ich doch nicht. Vielleicht bin ich deshalb nachtragender, als meine Frau.
[quote:1anvbpxm]Ich möchte Dir an dieser Stelle noch mal dafür danken, dass Du Dich mit mir austauschst.[/quote:1anvbpxm]
Jetzt ist aber oft genug bedankt.
Grüße
21.05.2012 von Wanda
Hallo,
[quote:16j1yl2n]Für mich ist ein Problem bei Beschreibungen von Gefühlen immer, dass dazu wieder Begriffe aus der Gefühlswelt verwendet werden[/quote:16j1yl2n]
Hier stoße ich definitiv an meine Grenzen.
Im von Dir empfohlenen Blog ist eine Auflistung, in welche Teilen des Körper sich primäre Gefühle (Wut, Furcht, Freude, sexuelle Gefühle) ausdrücken. Diese primären Gefühle müssten ja eigentlich für jeden Menschen gleich sein, da sie durch biochemische Vorgänge im Körper ausgelöst werden. Hier sehe ich eine Möglichkeit, zumindest einem Teil der Gefühle auf den Grund zu gehen. Schwieriger wird es wohl mit komplexeren Gefühlen wie Scham, Schuld, Liebe, usw. Ich habe keine Idee, wie man sich da als alexithymer Mensch annähern kann. Wenn ich alles richtig verstanden habe, ist doch Alexithymie in den meisten Fällen nicht heilbar, d.h. ein Nachempfinden 1:1 gar nicht möglich. Geht es nicht vielmehr darum, die Menschen im Umfeld besser einschätzen und angemessen reagieren zu können?
[quote:16j1yl2n]Du bekommst vielleicht eine Ahnung, wie schwer es ist, auf einer solchen Basis über Gefühle zu reden, wenn es zudem noch in Konfliktsituationen ist[/quote:16j1yl2n]
Oh ja, kann ich mir gut vorstellen. Ein langjähriger Partner kann sich da vielleicht noch drauf einstellen, aber mit Menschen, die einem nicht so nahe stehen, ist das sicher ein großes Problem.
[quote:16j1yl2n]So lange ich mich erinnern kann, waren Küsschen und Berührungen für mich unangenehm, ohne dass ich irgend etwas oder jemanden als Ursache im Kopf habe...Da sind wir wieder an der Stelle, wo meiner Meinung nach jemand den Knoten zerschlagen kann oder muss.[/quote:16j1yl2n]
Stimmt, Du hast den gordischen Knoten schon mal erwähnt, lässt aber offen, mit welchen Mitteln man diesen Knoten durchschlagen könnte. Du siehst also (zumindest für Dich) die Möglichkeit, alexithyme Verhaltensstrukturen zu ändern, wenn von außen ein Impuls kommt? Wie könnte der aussehen? Mir fallen ad hoc weder konventionelle noch unkonventionelle Mittel ein, die dies bewirken könnten. Ich könnte jetzt ganz gefühlsduselig daher kommen und mir einreden, mit Geduld, Verständnis und Liebe wird so mancher Knoten platzen, aber dieser Hoffnung will ich mich nicht hingeben und das ist auch sicher nicht, was Du meinst.
[quote:16j1yl2n] Aus meiner Sicht gäbe es Klärungsbedarf aber keinen Kussbedarf[/quote:16j1yl2n]
Meines Erachtens lässt sich nicht alles im Leben mit logischem Denken und langen Diskussionen klären. Die Menschen sind viel zu unterschiedlich, haben unterschiedliche Bedürfnisse. Ich kann durchaus gut damit leben, dass nicht aus jeder Diskussion etwas Fruchtbares entsteht. Manchmal ist es einfach besser, man findet einen für beide Seiten halbwegs akzeptablen Kompromiss oder macht einen Deckel drauf und gut ist. Wichtig ist für mich die Art und Weise, wie das Gespräch stattgefunden hat, mit gegenseitigem Respekt oder mit Rechthaberei und Aggressivität. Bei letzterem bin ich auch nachtragend.
Gruß
23.05.2012 von Anonym
Hallo,
[quote:33t64ukb]Die primären Gefühle müssten ja eigentlich für jeden Menschen gleich sein, da sie durch biochemische Vorgänge im Körper ausgelöst werden.[/quote:33t64ukb]
Wenn man unter primären Gefühlen z.B. Angst, Freude, Liebe, Trauer und Wut versteht, werden schon diese unterschiedlich wahrgenommen. Alexithymie als Schwierigkeit "Gefühle zu identifizieren", lässt zwar zu, dass Alexithyme "so etwas wie diese Gefühle haben" – das meinst du wahrscheinlich mit biochemischen Vorgängen im Körper - , geht aber davon aus, dass diese Gefühle nicht differenziert weiterverarbeitet werden, so dass eine Identifizierung der Gefühle schlecht oder gar nicht möglich ist. Wenn ich z.B. Umschreibungen von Liebe lese, frage ich mich sogar, ob Gefühlsmenschen nicht auch teilweise völlig unterschiedlich fühlen.
[quote:33t64ukb]Geht es nicht vielmehr darum, die Menschen im Umfeld besser einschätzen und angemessen reagieren zu können?[/quote:33t64ukb]
In unserem Thread zur Zeit schon. Aber darüber hinaus gibt es viele andere interessante(re) Fragen. Mir ist immer noch unklar, ob Alexithyme Gefühle anders wahrnehmen, oder ob wir nur anders über Gefühle reden? Was sind die Ursachen? Wo sind die Unterschiede? Wie fühlen andere überhaupt? Fühlen nicht alexithyme Menschen überhaupt gleich? Was geht beim Fühlen vor sich? Mir ist nicht mal wirklich klar, wie real Gefühle sind. Platt gesagt, ob sich Gefühlsmenschen ihre Gefühle vielleicht nur einbilden und Alexithyme einfach nur die Realität sehen. Oder sprechen Gefühlsmenschen einfach nur selbstverständlich über Gefühle, fühlen aber genau so diffus wie Alexithyme? Bei Alexithymen bestehen per Definition Schwierigkeiten über Gefühle zu sprechen, aber Gefühlsmenschen können in meinen Augen ihre Gefühle auch nicht wirklich beschreiben. Sind Alexithyme nur bodenständiger beim Thema Gefühle? Natürlich klären wir solche Fragen hier nicht. Aber deshalb frage ich gerne hin und wieder mal nach, wie das mit den Gefühlen bei anderen funktioniert.
[quote:33t64ukb]Stimmt, Du hast den gordischen Knoten schon mal erwähnt, lässt aber offen, mit welchen Mitteln man diesen Knoten durchschlagen könnte. Du siehst also (zumindest für dich) die Möglichkeit, alexithyme Verhaltensstrukturen zu ändern, wenn von außen ein Impuls kommt? Wie könnte der ausssehen?[/quote:33t64ukb]
Du hast selbst schon 2 Beispiele beschrieben. Du stellst dich deinem Mann in den Weg, bis du dein Küsschen bekommst und hast ihm zu verstehen gegeben, dass du einen Gute Nacht Kuss erwartest. Wie und was man machen kann, hängt natürlich extrem von beiden Partnern und der konkreten Situation ab. Allgemein kann ich nur empfehlen, seine Erwartungen klar und deutlich zum Ausdruck zu bringen und zur Not Hilfsmittel aus der normalen Partnerberatung zu benutzen.
[quote:33t64ukb]Wichtig ist für mich die Art und Weise, wie das Gespräch stattgefunden hat, mit gegenseitigem Respekt oder mit Rechthaberei und Aggressivität.[/quote:33t64ukb]
Ich weiß nicht, ob man es verallgemeinern kann, aber für mich ist das Ergebnis enorm wichtig. Von Extremen abgesehen, ist der Ton eher unwichtig. Mit faulen Kompromissen kann ich schlecht umgehen. Mich nervt oft schon die heute übliche "Abholerei" um jeden Preis. Eher ersäuft die ganze Mannschaft, bevor der letzte ... einfach mal in ein Rettungsboot gesetzt wird.
Grüße
24.05.2012 von Wanda
Hallo Anonym,
[quote:2ikivall]Mir ist immer noch unklar, ob Alexithyme Gefühle anders wahrnehmen, oder ob wir nur anders über Gefühle reden? Was sind die Ursachen? Wo sind die Unterschiede? Wie fühlen andere überhaupt? Fühlen nicht alexithyme Menschen überhaupt gleich? Was geht beim Fühlen vor sich? Mir ist nicht mal wirklich klar, wie real Gefühle sind. Platt gesagt, ob sich Gefühlsmenschen ihre Gefühle vielleicht nur einbilden und Alexithyme einfach nur die Realität sehen.[/quote:2ikivall]
So viele Fragen zu Gefühlen...
Das ist für mich das erste Mal, dass ich mir wirklich Gedanken zu diesem Thema mache. Gefühle waren für mich einfach etwas Normales, was ich von Kindheit an kenne. Als ich älter wurde (ich denke das war in der Pupertät) lernte ich, dass es sinnvoll ist, nicht jedes Gefühl anderen Menschen zu zeigen. Gefühle machen angreifbar, verletzbar. Schlechte Gefühle bringen mich zum Weinen oder können mich vorübergehend regelrecht lähmen. In solchen Situationen wünsche ich mir manchmal, ich hätte diese ganzen Gefühle nicht, dann wäre ich stärker, könnte effektiver und zielstrebiger sein. Auf der anderen Seite möchte ich aber die schönen, intensiven Gefühle nicht missen.
Sicher sind auch bei Gefühlsmenschen die Gefühle nicht gleich, zumindest nicht gleich ausgeprägt. Ich denke, es gibt schon mal ganz große Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Ob das auf Genetik oder Sozialisation zurückzuführen ist, weiß ich nicht. Jedenfalls sind Frauen i.d.R. sehr viel empathischer.
Dass sich Gefühlsmenschen Gefühle nur einbilden halte ich für unwahrscheinlich. Sie sind definitiv da, aber sie differenziert zu beschreiben ist sehr schwierig.
Das intensivste aller Gefühle ist wohl die Liebe. Nicht ohne Grund handelt jeder zweite Film oder Roman davon. Die erste Verliebtheit ist das, was Menschen regelrecht süchtig machen kann. Man ist im Ausnahmezustand, fühlt eine intensive Wärme im Brust-Bauch-Bereich, ist energiegeladen und braucht wenig Schlaf. Das Ganze kann man durchaus mit Drogenkonsum vergleichen. Wahrscheinlich passiert auf chemischer Ebene im Körper etwas ähnliches. Das ist wahrscheinlich der Grund, warum viele Menschen ihren Partnern untreu werden. Sie suchen diesen Kick.
Ich mache mir mal noch ein paar Gedanken, wie ich Gefühle besser beschreiben kann. Fällt mir wirklich schwer.
LG, Wanda
25.05.2012 von Anonym
Hallo,
[quote:379eq281]Ich mache mir mal noch ein paar Gedanken, wie ich Gefühle besser beschreiben kann.[/quote:379eq281]
Das ist sehr nett (bei einem Alexithymen bedeutet diese Formulierung übrigens geradezu euphorischen Überschwang ). Ich habe im Bereich [i:379eq281]Allgemeines zu Alexithymie[/i:379eq281] dazu mal einen neuen Thread [i:379eq281]Was sind Gefühle?[/i:379eq281] eröffnet. Der hier ist ja schon sehr lang. Vielleicht trauen sich da auch Andere zu schreiben.
Grüße
25.05.2012 von Wanda
[quote:3efmno66]Das ist sehr nett (bei einem Alexithymen bedeutet diese Formulierung übrigens geradezu euphorischen Überschwang )[/quote:3efmno66]
Klar, das kenne ich von meinem Partner. "Das ist ja sooo nett von Dir" ist dann die fast nicht mehr zu toppende Steigerung
06.07.2012 von Abendstern
[color=#0000BF:3lh97tsv]Puh, wie verrückt, nachdem ich das gelesen hab …wir sprechen eine total andere Sprache, das was immer Männern und Frauen vorgeworfen wird, aber noch viel krasser eigentlich.
Danke auch an Anonym und Elena, das sie so offen sind und bereit sind uns mit ihren Erklärungen zu helfen- dies alles besser zu verstehen!
Genau das ist es, was Wanda geschrieben hat- für uns sind Gefühle zeigen und wahrnehmen total normal, und wenn man dann plötzlich auf jemanden trifft- der das nicht kann, ist man total verwirrt, weil wir das Verhalten dann immer als Angriff oder sehr Negativ einordnen, als Ablehnung oder Rücksichtslosigkeit.
Im Herzen liebt man diesen Menschen, weil man wo möglich spürt, das es nicht wirklich bös gemeint ist –auch wenn all sein Verhalten darauf hindeutet, Verwirrung auf beiden Seiten, ein Drama….
[/color:3lh97tsv]
21.07.2012 von Elana
Hallo ihr!
Diese Verwirrtheit ist natürlich auch aus Sicht des Alexithymikers vorhanden, wie das Anonym schon eindrücklich schilderte, vielleicht nicht gleich bei jedem im gleichen Maße, aber im Prinzip ist das bei mir auch so. Ich verwende die Gefühssprache sehr rational. Das ist der einzige Unterschied, Anonym verwendet sie gar nicht. Ich kann Gefühle erst richtig erfassen, wenn ich sie vom Verstand her zuordne und analysiere. Ich filtere meine Gefühle mit dem Verstand, ebenso muss ich Gefühle von anderen zuerst wahrnehmen, rational begreifen, entschlüsseln, ordnen, ob sie positiv oder negativ zu werten sind. Zum Glück habe ich eine gute Intuition, die da einiges ausgleicht.
Lieben Gruß
Elana
26.07.2012 von Wanda
Hallo,
ich habe mir noch mal diesen Thread durchgelesen, den ich vor mehr als 2 Monaten eröffnet habe, als ich auf dieses Forum gestoßen bin.
Was hat sich seitdem bei mir verändert? Vieles ist für mich im Umgang mit meinem Partner leichter geworden, anderes ist unverändert schwierig und wird es wohl auch immer bleiben. Der Online-Test, den mein Freund inzwischen gemacht hat, hat ergeben, dass er in vielen Bereichen starke Anzeichen von Alexythymie zeigt, besonders im Umgang mit anderen Menschen. Er war ein bisschen überrascht, weil er bei vielen Fragen davon ausgegangen war, dass das wohl jeder so sehen/beantworten würde wie er. Ich bin dankbar, dass mein Freund so offen mit dem Thema umgeht. Er hat mich gebeten, ihn darauf aufmerksam zu machen, wenn er Verhaltensweisen an den Tag legt, die andere Menschen als "komisch" empfinden könnten. Sein Plan ist, dann rational gegenzusteuern. Als ich anfing, mich mit Alexithymie zu beschäftigen, habe ich sehr negativ auf das Thema "Schauspielerei" reagiert. Anonym wird sich erinnern. Inzwischen weiß ich, dass dies für Alexithyme oft die einzige Möglichkeit darstellt, mit den Menschen in ihrem Umfeld zurecht kommen. Ich habe inzwischen auch die Bestätigung, dass mein Partner oft bei mir "schauspielert", bin aber deswegen nicht mehr deprimiert. Er tut es für mich, damit ich mich gut fühle und bei einigen schauspielerischen Einlagen hat er gemerkt, dass es auch ihm irgendwie gut tut.
Warum ich das alles schreibe? Ich möchte anderen Angehörigen Mut machen, aber auch davor warnen, zu hohe Erwartungen an eine solche Beziehung zu stellen. Wir haben ein Jahr mit vielen Höhen und Tiefen hinter uns, um zu diesem Punkt zu gelangen.
Danke an alle hier im Forum, die mir geholfen haben.
Liebe Grüße von Wanda