06.01.2012 von Ad
Thema: Alexithymie von Medikamenten verursacht? [von Eva-M 10.7.11]
06.01.2012 von Ad
06.01.2012 von Ad
Hallo,
ich frage mich schon seit einiger Zeit ob nicht eine Kombination von verschiedenen Antidepressiva meine Gefühlsblindheit verursacht. (meine Neurologin sagt nein, aber das glaube ich nicht so ganz)
Ohne diese Medikamente war ich zumindest in der Lage zwischen Freude, Trauer, Wohlfühlen, Wut unterscheiden zu können. Ich habe mich auch hin und wieder verliebt bzw. konnte mit anderen Menschen eine gewisse Verbundenheit fühlen.
Inzwischen fühle ich mich einfach nur taub. Auch Sachen die mir früher Spaß gemacht haben und bei denen ich mich gut gefühlt habe führen zu keiner Gefühlsregung. Ich kann mich auch nicht mehr für das Tanzen (früher mein größtes Hobby) begeistern. Was mich dazu veranlasst hat damit aufzuhören. Was ich schon sehr schade finde.
Hat da jemand eine Idee dazu?
Grüße
Eva-M
06.01.2012 von Ad
Ciao!
Viele Betroffene berichten über selektive (einzelne Emotionen betreffend) oder globale Abgestumpfheit unter verschiedenen Medikamenten. So ist bekannt, dass Antidepressiva Libido senken können, oder dass starke Antiphsychotika emotionel taub machen.
Ich glaube persönlich Medis könnten sogar gross geblasene Alexithymie hervorrufen, sei es auch nur durch Placebo/Nocebo-Effekt. Ich hätte aber keine belegende, naturwissenschaftliche Studie zur Hand.
LG,
P.
05.03.2012 von julia
Hallo,
ich selber bin nicht alexithym, aber ich habe festgestellt, dass meine Emotionen sehr stark heruntergefahren werden, wenn ich wegen meiner starken, chronischen Schmerzen ein Opiat einnehmen muß. Dann fühle ich wenig, kann jedoch glasklar Sachverhalte über persönliche Beziehungen analysieren. Sobald das Madikament seine Wirkung wieder verliert, verspüre ich wieder Emotionen.
Vielleicht kann diese Beobachtung ja hilfreich bei der Beantwortung der Frage sein.
LG Julia
12.03.2012 von Elana
Hallo Julia
Das ist ja wirklich eine interessante Beobachtung. Findest Du das denn positiv, wenn Du sozusagen durch das Medikament "alexithymisiert" bist?
12.03.2012 von julia
Hallo Elana,
ehrlich gesagt: Ja. Manchmal schon.....
Im Moment bin ich sehr starken psychischen Belastungen ausgesetzt, und ich muss zugeben, dass es manchmal einfach erleichternd ist, die Emotionen "abzuschalten". Bin mir allerdings auch der Suchtgefahr sehr bewusst.
Und im grunde weiss ich auch, dass es immer besser ist, sich mit sich selbst und dem emotionalen Schmerz auseinander zu setzen. Heilung kann nur auf diese Weise entstehen,und nicht durch Unterdrückung und Vermeidung.
ganz herzliche Grüße,
Julia
12.03.2012 von Elana
Liebe Julia
Ich habe auch chronische Schmerzen (Anhaltende somatoforme Schmerzstörung) und kann Deine Problematik, aber auch die Entlastung durch die Schmerzmittel gut nachvollziehen. Ich bin ja eigentlich auch eher "alexithymisiert" als wirklich alexithym, da meine Alexithymie durch meinen anankastischen PersönlichkeitsSTIL (nicht Störung) verursacht wird. In Wirklichkeit habe ich mich nur sehr gut "im Griff". Ich fühle schon etwas, aber ich betäube sie, nicht mit Medikamenten, sondern durch meinen Verstand, ich steuere mich und zwinge mich sozusagen zur Alexithymie und Kontrolle meiner und an mich herangetragener Gefühle.
20.03.2012 von julia
Hallo Elana,
das bedeutet, du kannst willentlich deine Emotionen herunter drücken?
Lg, Julia
23.03.2012 von Anonym
Hallo,
ich behaupte mal frech, dass Elana versucht ihre Gefühle bzw. Emotionen – den Unterschied habe ich immer noch nicht verstanden - zu unterdrücken und deshalb massive Schmerzprobleme hat.
Grüße
28.03.2012 von Elana
Hallo ihr beiden
Emotionen sind wohl eher messbare Empfindungen, wie sie auch Tieren zugesprochen wird, z. B. erhöhter Puls, Angst, Panik, Aggression, wobei Gefühle eher das darstellen, was den Tieren allgemeinhin abgesprochen wird von vielen bzw. nicht direkt bewiesen werden kann, wobei da Uneinigkeit herrscht. So ähnlich hab ich es irgendwo gelesen als Unterscheidungsmerkmal. Emotionen = physisch messbare Empfindungen, Gefühle = nicht körperlich messbar.
Anonym hat aber Recht, ich unterdrücke Gefühle und Emotionen, deshalb die Schmerzen, das ist der Preis für die stete Kontrolle und Unabhängigkeit des Verstandes über eine als unkontrolliert und risikobehaftet eingestufte Gefühlswelt.
29.03.2012 von julia
Hi Elana,
uff! Der letzte Satz ist echt harter Toback. Da hast du mir echt etwas zu Knabbern gegeben.
Welche Gefahr,die du meinst kontrollieren zu müssen,siehst du denn in deiner Gefühlswelt?
Bin einfach interessiert und möchte es nachvollziehen können
LG julia
29.03.2012 von Elana
Hi liebe Julia
Ich muss einfach funktionieren in meiner Familie. Meine Eltern und Geschwister und deren Kinder stützen sich auf mich als scheinbar stärkstes Glied der Kette. Ich darf nicht schwach sein, sonst fällt alles zusammen. Es geht also nicht, dass Gefühle die Kontrolle über mein Leben übernehmen dürfen, denn Gefühle sind unberechenbar, stimmungsabhängig, unvernünftig, unzuverlässig, triebhaft, egoistisch, rücksichtslos oder dann selbstverlierend, autoaggressiv, lebensfeindlich, selbstzerstörerisch und schwach. Meine Geschwister ließen ihren Gefühlen freien Lauf, der erste wurde zum gewalttätigen, kriminellen Alkoholiker, der zweite konsumierte Heroin und starb daran, der dritte wurde zum religiösen Fanatiker, meine Schwester wollte sich jeden zweiten Tag umbringen, zusammen mit ihrem Kind.
Gefühle sind nur dann gut, wenn sie kontrolliert werden durch Ethik und Vernunft, sonst können sie gefährlich werden. Der Mensch ist in seinem Wesen ein absolut unvernünftiges Wesen ohne die Kontrolle durch den Geist.
30.03.2012 von Anonym
Hallo,
[quote="Elana":3dsa19f0]Emotionen sind wohl eher messbare Empfindungen, wie sie auch Tieren zugesprochen wird, z. B. erhöhter Puls, Angst, Panik, Aggression, wobei Gefühle eher das darstellen, was den Tieren allgemeinhin abgesprochen wird von vielen bzw. nicht direkt bewiesen werden kann, wobei da Uneinigkeit herrscht. So ähnlich hab ich es irgendwo gelesen als Unterscheidungsmerkmal. Emotionen = physisch messbare Empfindungen, Gefühle = nicht körperlich messbar.[/quote:3dsa19f0]
Die Unterscheidung
- Emotionen sind messbar und
- Gefühle sind nicht messbar
finde ich sehr fragwürdig. Wobei Empfindung schon wieder ein erklärungswürdiger Begriff ist. Ist das wieder was anderes als Emotion oder Gefühl?
Prinzipiell nicht messbare Gefühle wären in meinen Augen reine Esoterik, wie Wünschelruten und Ähnliches. Tests wie TAS und auch der Online-Test hier, Untersucherungen per MRT usw., eigentlich die ganze Alexithymiefrage, beruhen schließlich darauf, Gefühle messen zu können. Man kann auch nicht einfach unterstellen, dass in diesen Zusammenhängen oft fälschlicherweise von Gefühlen statt von Emotionen gesprochen wird.
Schließlich gibt es das Wort Emotion ursprünglich im Deutschen gar nicht. Und auch in Vorträgen von Psychologen und anderen Fachleuten werden die Begriffe Emotion und Gefühl oft gleich verwendet.
Andere Definitionen sind z.B.:
- Emotionen sind unbewusste Gefühle bzw. Gefühle sind bewusste Emotionen
- Emotionen sind angeboren, Gefühle beruhen auf Erfahrungen
-Emotionen sind für andere Menschen von außen erkennbar, Gefühle nicht
Finde ich aber auch alles sehr schwammig und konstruiert.
Grüße
10.04.2012 von Elana
Hallo Anonym
Ich weiß nicht, wer diese Unterscheidungen zwischen Emotion und Gefühl überhaupt eingeführt hat, ich hab das nur gelesen, finde es aber irgendwo interessant, dies zu unterscheiden. Im Deutschen wäre evtl. der Begriff Empfindung ein Synonym für Emotion als rein sensorischer Begriff. Irgendwie ist da etwas dran, auch wenn Emotionen und Gefühle sicher nie getrennt auftreten, aber dies zu unterscheiden, bringt einen interessanten Blickwinkel in die Thematik, worüber ich so nie nachgedacht hatte.
Ich denke, gerade für Alexithymiker könnte hier der Schlüssel liegen: Vielleicht werden in der Alexithymie nur die Emotionen bzw. die Empfindungen voll durchgelassen, nicht jedoch die Gefühle, die sozuagen endogen von innen her an uns herantreten ohne direkten, vernünftigen, sensorischen Anlass wie z. B. die wärmende Sonne, ein Insektenstich, äußere sensorische Attraktionen etc.
Es fällt mir jedenfalls viel leichter, sensorische Empfindungen auszudrücken und wahrzunehmen, als unbestimmte, schwammige Gefühle, d. h. im Moment stelle ich fest, dass ich Rückenschmerzen habe, aber wie es mir sonst gefühlsmäßig geht angesichts der bestehenden Familienproblematik, kann ich Dir nicht sagen. Ich sitze hier am Tisch und sollte eine dringliche amtliche Arbeit erledigen. Da ist eine Blockade, ich spüre das körperlich als Schmerz und wie mein Atem stockt, mein Bauch verkrampft. Aber ich kann Dir nicht meine Gefühle nennen, welche das alles auslösen. Ich kann nur analytisch eruieren, dass meine Gefühle nicht positiv und beschwingt sein können, sonst hätte ich wahrscheinlich nicht diese Blockade. Allgemein wäre es noch möglich festzustellen, dass ich diesen Termindruck nicht mag, aber da durch muss.