Topic: Probleme mit bester Freundin (hypersensibel)

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Probleme mit bester Freundin (hypersensibel)
05.02.2025 by Cel239

Hallo
Da ich meine beste Freundin welche hypersensibel ist besser verstehen möchte (ich selbst habe alexithymie als persönlichkeitsmerkmal war auch schon beim Psychologen unf komme gut damit klar) bin ich auf dieses Forumgestoßen. Meine beste Freundin ist dennoch oft sauer auf mich weil ich ihre Emotionen nicht wahrnehme oder mit ihr nicht über ihre Probleme und Emotionen reden kann. Ich verstehe sie aber einfach nicht weil ich auch nicht nachvollziehen kann wie es ihr geht weil mich die Situationen die sie stören absolut nicht stören. Nun wollen wir einen Mittelweg suchen wir wissen nur beide nicht wie das funktionieren könnte. Habt ihr vielleicht eine Idee dazu.

07.03.2025 by ElaEla

Hey.
Ich kenne das Bedürfnis gut, Dinge verstehen zu wollen. Bin in engen, romantischen Beziehungen auch immer mal wieder damit angeeckt, dass ich nicht gut über Themen reden konnte, die in mir wenig auslösen, da ich sie nicht nachvollziehen kann. Ich glaube, es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass jeder Mensch seine ganz eigene Lebensrealität hat. Sie ist durch die Art der Erziehung, soziale Herkunft, persönliche Erfahrungen usw. geprägt. Dadurch nehmen wir oft das selbe Ereignis auf völlig unterschiedliche Weisen wahr. Eine Freundschaft definiert sich für viele auch dadurch, dass wir Anteil an der Lebenswelt unseres Gegenübers nehmen. Vielleicht kannst du beim nächsten Mal, wenn deine beste Freundin dir von Situationen erzählt, die sie stören, folgende Dinge versuchen:

1.) Teilnahme am Gespräch und Inhalt zeigen. Aktives Zuhören ist das Stichwort, dazu findet man viel über Google.
Anmerkung: Geh hier nur so weit, wie du dich wohlfühlst. Ständig Blickkontakt herzustellen bspw. kann mir manchmal auch unangenehm sein und/oder mich von der Erzählung ablenken.

2.) Ihr Erzähltes kurz zusammenfassen und wiedergeben. So kannst du absichern, ob du sie richtig verstanden hast (nicht nur den Ablauf der Geschichte, sondern auch, wie sie dazu fühlt) und ihr vermeidet, dass ihr aneinander vorbeiredet.
Beispiel: "Ich verstehe es also richtig; erst hat er gesagt, dass sich alle jederzeit an die Regeln zu halten haben und dann tut er es selbst nicht?"

3.) Validieren, also Bestätigung aussprechen, wenn es doch Teilbereiche gibt, in denen du ihre Empfindungen (wenn auch nur sachlich-kognitiv) nachvollziehen kannst.
Beispiele: "Das verstehe ich, dass dich das aufgeregt hat." oder "Das hätte mich an deiner Stelle auch gestört!"

4.) Nicht zu schnell Lösungen anbieten. Nicht selten wollen Menschen erstmal ihren Emotionen Raum verschaffen und sie laut aussprechen. Das kann man sich wie ein Ventil vorstellen, hier geht es um Druckabbau. Ich empfehle auch das Stichwort Emotionales Containing, wobei es um das Aufnehmen und "Halten" von starken Emotionen eines Gesprächspartners geht.
Falls du, wie ich, ein eher lösungsorientiert denkender Mensch bist, kannst du natürlich fragen, ob die Person Vorschläge hören möchte, wie sie vorgehen könnte. Es kann sich auch bewähren, die Frage noch offener zu gestalten, z.B.: "Würde dir etwas Bestimmtes gut tun?". Ideen, die du anbieten könntest, wären: gemeinsam darüber abfucken, überlegen, wie deine Freundin weiter mit der Situation umgehen könnte, Umarmung anbieten oder einfach einen Kakao schlürfen und Trash TV schauen bzw. irgendwas anderes, das sie gerne mag. Vielleicht könntest du ihr auch Belastungen abnehmen, falls du selbst die Kapazität dazu hast.

5.) Sollten deine Grenzen mal erreicht sein bzw. wenn du merkst, dass du gerade nicht aufnahmefähig bist oder du die Erwartungen, die an dich gestellt werden, nicht erfüllen kannst: Sprich das vielleicht einfach mal aus und frage, ob ihr darüber zu einem anderen Zeitpunkt reden könnt. Am besten macht ihr diesen dann aber auch direkt aus, damit es nicht in Vergessenheit gerät. :P

Soooo ich kann mich nicht so gut kurz halten, höre jetzt vorerst mal auf. Passt auf euch auf, ihr kriegt das schon hin! <3

Liebe Grüße
Ela

07.03.2025 by ElaEla

Kurzer Nachtrag: Der letzte Punkt ist natürlich oft schwer, festzustellen. Gerade mit Alexythimie. Ich habe keine offizielle Diagnose, fühle mich der Erfahrungswelt aber verbunden. Aktuell übe ich mich darin, mich in regelmäßigen Abständen aktiv selbst in Gedanken zu fragen, ob mir warm/kalt ist, ich Druck auf den Schläfen habe, wie schnell mein Herz schlägt etc. und woher es kommen könnte, um grob einordnen zu können, wie es mir geht.

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